Die Schnellbahnstrecke Stuttgart-Mannheim wird gesperrt. Foto: dpa/Uli Deck

Schlecht für Bahn-Pendler: Nicht nur die ICE-Trasse Stuttgart-Mannheim wird im nächsten Jahr erneuert, auch auf den Autobahnen gibt es Baustellen. Der Umstieg auf das Auto hilft also nur bedingt.

Stuttgart/Mannheim - Ein Jahr vor ihrem 30. Geburtstag muss die ICE-Schnellbahnstrecke Stuttgart-Mannheim geliftet werden. 24 Millionen Fahrgäste sind pro Jahr auf der 99 Kilometer langen Trasse unterwegs, zwölf Millionen Bruttotonnen an Gütern rollen über die Gleise. Wegen der Frischzellenkur im nächsten Jahr hat die Bahn eine sechsmonatige Sperrung der wichtigen Verkehrsader angekündigt. Das hat Konsequenzen für die Pendler. Die wichtigsten Fragen im Überblick.

Was wird gemacht?

Die Deutsche Bahn saniert bereits seit Juni abschnittsweise alle ihre fünf Schnellfahrstrecken. Zurzeit wird der Abschnitt Hannover-Göttingen auf Vordermann gebracht, die Strecke Stuttgart-Mannheim ist als nächstes dran. Vom 10. April bis zum 31. Oktober des kommenden Jahres werden 54 Weichen erneuert, zig Schwellen und 190 Kilometer Gleise ausgetauscht, alter Schotter wird durch neuen ersetzt und die Oberleitungen werden inspiziert und saniert. Die Kosten dafür beziffert die Bahn auf 183 Millionen Euro.

Welche Folgen hat das für Fahrgäste?

Die ICE-Fahrt von Mannheim nach Stuttgart wird in dieser Zeit etwa 45 Minuten länger dauern als bisher, also etwa 80 Minuten. Auch Pendler nach Karlsruhe müssen mit 15 bis 20 Minuten längeren Fahrzeiten rechnen. Die Züge werden außerdem voller werden, weil einzelne Verbindungen während der Bauphase ganz gestrichen werden müssen. Nach Mannheim wird es meist drei statt vier Fahrten innerhalb von zwei Stunden geben. Schnellzüge nach Karlsruhe starten ein- bis zweimal innerhalb von zwei Stunden statt üblicherweise zwei- bis dreimal. Nach Berlin kann man indes ohne Zeitverlust kommen: Einmal am Tag fährt ein ICE über Heilbronn und Würzburg in knapp sechs Stunden in die Hauptstadt; die Heilbronner bekommen damit also den ersehnten ICE-Anschluss.

Wird die Bahn die Tickets auf der Route billiger verkaufen?

In dieser Frage legt sich die Bahn noch nicht konkret fest. Man plane kundenfreundliche Regelungen für betroffene Zeitkarteninhaber und Bahncard-100-Kunden, verspricht der Konzern vage in einer Presseinformation. Wie diese Regelungen aber aussehen werden, ist unklar.

Ist das Auto eine Alternative?

Nur in begrenztem Maß, denn auch auf den Autobahnen wird gebaut. Der dreispurige Ausbau der A 6 zwischen Wiesloch/Rauenberg und dem Kreuz Weinsberg startet jetzt in die heiße Phase. Währen der Bundesgartenschau musste noch die Dreispurigkeit bei Heilbronn gewährleistet sein. Am kommenden Wochenende werden aber für den Ausbau der wichtigsten Ost-West-Achse im Land die Fahrspuren teilweise reduziert. Zwischen Sinsheim und Wiesloch/Rauenberg wird es in beide Richtungen nur zwei Spuren geben. Zwischen Bad Rappenau und Obereisesheim bleiben in Richtung Nürnberg drei Spuren erhalten, in Richtung Mannheim werden es nur zwei sein.

Das wird in den kommenden 15 Monaten zu erheblichen Staus führen, „das geht nicht ohne Blessuren“, räumt ein Sprecher der Projektgesellschaft Via6West ein, die für den Umbau zuständig ist. Auf der Strecke sind täglich 100 000 Fahrzeuge unterwegs, darunter 30 000 Lastwagen. Auch auf der A 5, deren Fahrbahn zwischen Bruchsal und dem Walldorfer Kreuz erneuert wird, sind Behinderungen zu erwarten. Das Gleiche könnte beispielsweise für die A 8 bei Karlsbad und die A 81 zwischen Stuttgart-Zuffenhausen und Ludwigsburg gelten, wo ebenfalls die Fahrbahn instand gesetzt wird. Darüber hinaus soll die A 8 bei Pforzheim sechsspurig ausgebaut werden.