Beim Baggerbissbediente OB Vöhringer die Baumaschine. Foto: factum/Granville

Am Bahnhof entsteht ein neuer Mobilitätspunkt, der Pendlern mehr Service und eine bessere Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsmittel bieten soll. Die Bauarbeiten sind am Freitag gestartet.

Sindelfingen - Eine Ratte konnte sich am Freitag gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, dann biss der Bagger zu. Der langschwänzige Nager war vor den versammelten Gästen einmal quer über den Vorplatz des leer stehenden Güterschuppens am Sindelfinger Bahnhof (Kreis Böblingen) geflitzt, um Schutz unter einem Baucontainer zu suchen. Dann schritt Oberbürgermeister Bernd Vöhringer (CDU) zur Tat. Er kletterte ins Führerhaus des Baggers und manövrierte mit Hilfe von Steffen Feger von der gleichnamigen Baufirma den Greifarm der Baumaschine ganz nah an das heruntergekommene Gebäude heran. Mit einem kräftigen Ruck riss der Bagger schließlich das symbolische erste Holzbrett aus dem Umgang heraus und läutete damit den Abriss des maroden Schuppens ein.

Für rund 1,7 Millionen Euro entsteht am Bahnhof ab sofort ein so genannter regionaler Mobilitätspunkt, der auch als Dienstleistungszentrum für Pendler umschrieben werden kann. Das Konzept, auf das der Verband Region Stuttgart derzeit vielerorts setzt – neben Sindelfingen sind das beispielsweise Ludwigsburg, Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) oder Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) – sieht zentrale Umstiegspunkte vor, die regionsweit einheitlich sind und ein verbessertes Mobilitätsangebot bieten, ohne neue Verkehrswege zu bauen. Dazu werden an diesen Punkten nicht nur Busse und Bahnen miteinander verknüpft, sondern auch weitere Dienstleistungen wie Carsharing oder Taxistände angeboten.

Ende 2020 sollen die Bauarbeiten fertig sein

Ein Teil des geplanten Sindelfinger Mobilitätspunkts ist ein Pavillon, der auf einen Entwurf von Liza Heilmeyer vom Stuttgarter Architekturbüro Birk, Heilmeyer und Frenzel zurückgeht. Vorgesehen sind darin Fahrradabstellplätze, ein Kiosk, Toiletten, Ladestationen für E-Bikes und Elektroautos sowie ein überdachter Wartebereich für Fahrgäste. Eine elektronische Tafel soll diese informieren, ob sich ein Spurt zum Busbahnhof vor dem Stern-Einkaufscenter lohnt oder ob der Bus nicht mehr erreicht werden kann. Auch eine Bushaltestelle ist an der Hanns-Martin-Schleyer-Straße vorgesehen. 70 Prozent der Kosten für das Projekt Mobilitätspunkt trägt der Verband Region Stuttgart (VRS). Ende 2020 sollen die Bauarbeiten fertig sein.

Beim Öffentlichen Nahverkehr habe das Thema Umsteigen auf andere Verkehrsmittel eine zentrale Bedeutung, sagte Bernd Vöhringer in seiner Ansprache. Um die Menschen zum Wechsel auf den Öffentlichen Nahverkehr zu motivieren, sei es wichtig, die notwendige und am Bedarf ausgerichtete Infrastruktur zu bieten. Dem stimmte auch Jürgen Wurmthaler zu, der Leitende Direktor des VRS. „Der Öffentliche Nahverkehr braucht gute Verknüpfungen der einzelnen Angebote untereinander und ein attraktives Umfeld.“

„Jetzt gehört er uns und wir können bauen“

Der Kauf des Güterschuppens von der bisherigen Eigentümerin, der Deutschen Bahn, sei der Stadt schon lange ein Anliegen gewesen, berichtete Vöhringer weiter. Das aber habe „ein paar Schleifen gebraucht“. Jetzt aber sei es endlich soweit: „Jetzt gehört er uns und wir können bauen.“ Deshalb dankte Vöhringer auch dem Gemeinderat für den entsprechenden Beschluss. Die Stadt Sindelfingen schlägt damit quasi zwei Fliegen mit einer Klappe. Nicht nur profitieren die Pendler von einem modernen Bahnhof. Er ist auch für den Tourismus von Bedeutung, wie der OB sagt: Der Bahnhof, der schließlich den Eingang zur Sindelfinger Innenstadt bilde, sei dann repräsentativ gestaltet.