So könnte der Steg über die Gleise des Bahnhofs in Backnang aussehen. Foto: Büro sbp

Die geplante Überquerung der Gleise auf dem Backnanger Bahnhof wird abgespeckt, 1,4 Millionen Euro könnten eingespart werden, so die Stadtverwaltung. Umstritten ist indes die Anzahl der benötigten Aufzüge.

Backnang - Die imposante Holzbrücke beim Backnanger Bahnhof ist bereits Geschichte – lange bevor sie überhaupt steht. Die sogenannte Stadtbrücke mit mehreren Aufzügen hätte fast sechs Millionen Euro kosten sollen. Den Bau hatten die Stadträte vor knapp einem Jahr beschlossen. Jetzt indes sind die Kommunalpolitiker zurückgerudert. Ihr zugkräftiges Argument: Die Brücke sei zu teuer.

Der Gemeinderat hat nun beschlossen, statt der Holzkonstruktion einen schlichten Stahlsteg ohne Überdachung in Auftrag zu geben. Die Verwaltung hat errechnet, dass sich auf diese Weise rund 1,4 Millionen Euro einsparen lassen könnten. Das Projekt läuft nach wie vor unter dem Titel Stadtbrücke. Der 60 Meter lange Steg soll von 2022 an barrierefrei zu allen Gleisen führen und zudem eine durchgehende Verbindung schaffen, zwischen der Innenstadt und den südlich von den Bahngleisen liegenden Backnanger Wohngebieten auf der Maubacher Höhe. Nach den Berechnungen der Stadtverwaltung, hieß es 2019, kann die Kommune für das ehrgeizige Projekt mit Zuschüssen in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro rechnen. Diese Zahl bezog sich allerdings auf die einstigen Baukosten. Erst, wenn die neue Stadtbrücke aus Stahl fertig ist, soll der dann nicht mehr notwendige alte Fußgängersteg abgebrochen werden.

Gleise sollen 2021 und 2022 zeitweise gesperrt werden

Die im Gemeinderat präsentierten neuen Pläne zeigen den Steg am Bahnhof mit lediglich drei Aufzügen, ursprünglich waren vier geplant gewesen. Am Ende des Stegs könnte der Höhenunterschied mit einer Rampe überwunden werden. Umstritten ist allerdings, ob tatsächlich einer von zunächst vier geplanten Aufzügen dem Rotstift geopfert werden soll. Doch auch mit vier Aufzügen, so die Verwaltung, wäre der Stahlsteg deutlich preisgünstiger als die überdachte Holzbrücke.

Nun muss der Auftrag europaweit ausgeschrieben werden. Das gesamte Projekt steht unter Zeitdruck, denn die Stadt hat bei der Bahn bereits für die Jahre 2021 und 2020 eine sogenannte Sperrpause angemeldet, damit der Bahnverkehr für die Bauarbeiten zeitweise ruhen kann. Spätestens im Juli sei deshalb ein neuer Baubeschluss erforderlich, erklärte der Baudezernent Stefan Setzer. Im Gremium gab es viel Lob für den neuen Vorschlag. Nur die Rampe mit immerhin sechs Prozent Steigung, die einen der vier Aufzüge ersetzten könnte, ist wohl kaum mehrheitsfähig. Willy Härtner (Grüne) sprach von einer „Murkslösung, die gerade so den Vorschriften entspricht“. Heinz Franke, der Vorsitzende der SPD-Fraktion, sagte, wichtig sei, dass Menschen mit Handicap die Brücke ohne Einschränkungen nutzen könnten. Setzer schätzt, dass ein Stahlsteg mit vier Aufzügen statt mit lediglich drei rund 450 000 Euro teurer wäre. Beschlossen wurde, dass im Rahmen der Ausschreibung für beide Varianten Angebote eingeholt werden.

Carsharing-Standort, Schnellladesäule, Fahrradparkhaus

Die Stadtbrücke ist ein Teil des geplanten Umbaus des gesamten Bahnhofs und des Umfelds. Dieses Projekt wurde 2016 auf rund 14 Millionen Euro taxiert. Das ehrgeizige Vorhaben trägt den Titel „Mobilitätsdrehscheibe“. Auf dem Gelände, auf dem bis vor kurzem noch der alte Bahnschuppen stand, soll in den nächsten Jahren ein neuer Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) gebaut werden. Alle Gleise des benachbarten Bahnhofs sollen barrierefrei erschlossen und an den Busbahnhof angebunden werden.

Der Bahnhof inklusive Vorplatz solle in ein „zeitgemäßes Tor zur Stadt“ verwandelt werden, hieße es 2016 bei der Präsentation des Projekts. Vorgesehen sind die besagten drei beziehungsweise vier neue Aufzüge, Park-and-Ride- sowie Kurzzeit-Parkplätze, ein Carsharing-Standort mit Schnellladesäule für Elektrofahrzeuge, eine E-Bike-Station, ein Fahrradparkhaus sowie Bussteige für Reisebusse.