Das Schienennetz in Baden-Württemberg wird auf Vordermann gebracht. Foto: DB AG/ Schmid

Gebaut wird an allen Ecken und Enden. 570 Millionen Euro steckt die Bahn dieses Jahr in die Erneuerung des Streckennetzes im Südwesten. Zahlreiche Streckensperrungen und vermutlich Verspätungen sind die Folgen.

Stuttgart - Hundert Jahre alte Brückenbauwerke oder zwei Jahrzehnte alte Schienentrassen müssen erneuert werden: Die Deutsche Bahn will sich rüsten für die Zukunft und wird in diesem Jahr in Baden-Württemberg rund 570 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer bestehenden Infrastruktur stecken – das sind 120 Millionen mehr als im Vorjahr, ein Rekordwert. Vom bundesweiten „Kuchen“ der Bahn für Modernisierungsmaßnahmen – rund 4,8 Milliarden – erhalte der Südwesten den drittgrößten Anteil nach Bayern und Nordrhein-Westfalen, berichtete Sven Hantel, Konzernbevollmächtigter der Bahn für Baden-Württemberg am Freitag bei einer Online-Pressekonferenz.

Hantel und der Qualitätsbeauftragte der Bahn, Ralf Oswald, erläuterten ein Dutzend wichtige Baustellen im Land, die eine Reihe von Verkehrsstörungen mit sich bringen werden: wochenlange Totalsperrungen, Schienenersatzverkehr mit Bussen, Umleitungen und eingleisige Streckenführung. Auf Bahnkunden wird einiges zukommen – überall im Land, von der Rems- über die Schwarzwaldbahn bis hin zur Breisgaubahn. „Mit der Modernisierung schaffen wir die Voraussetzung für mehr Kapazität und Qualität. Wir bauen für ein Land mit Potential“, sagte Hantel. Laut Prognosen des Stuttgarter Verkehrsministeriums wird das Aufkommen im Personenzugverkehr im Südwesten von 2010 bis 2030 um 19,2 Prozent steigen (bundesweit um 12,8 Prozent) und im Güterzugverkehr gar um 42,7 Prozent (bundesweit 23,6 Prozent).

Ein Dutzend wichtige Baustellen im Land

Die teuersten Baustellen werden der Tunnel Pforzheim sein mit einer Gesamtsumme von 88 Millionen Euro, die Gleisarbeiten zwischen Mannnheim-Hauptbahnhof und Mannheim-Friedrichsfeld Süd (30 Millionen), die Streckenerneuerung zwischen Heidelberg und Wiesloch-Walldorf (30 Millionen) und die Erneuerung der Residenzbahn zwischen Karlsruhe und Mühlacker (25 Millionen). Welche Baustelle die meisten Verspätungen hervorrufen wird, das ist noch nicht absehbar.

Sichere Kandidaten könnten eine zweiwöchige Sperrung zwischen dem Ulmer Hauptbahnhof und Nord-Ulm Ende Oktober sein, die auch den Fernverkehr betrifft. Oder auch eine Sperrung bei Mannheim Ende Juli, denn Mannheim ist auch für die Stuttgarter im ICE- Zugverkehr ein wichtiger Umsteigepunkt. Aber auch der Regionalverkehr wird betroffen sein. „Natürlich ist eine eingleisige Streckenführung wegen einer Baustelle verspätungsanfälliger als eine zweigleisige“, sagte Ralf Oswald. Aber man bemühe sich bei allen Baustellen um frühe Information und die Ersatzfahrpläne. Um die Auswirkungen der Baustellen abzusehen und bei Krisen einzugreifen, hat die Bahn in Frankfurt ein Lagezentrum mit 100 Mitarbeitern geschaffen. Entlastend soll auch die Einrichtung von drei großen Baukorridoren im Land wirken: Mannheim-Karlsruhe, Stuttgart-Karlsruhe, Stuttgart-Ulm.

42 Bahnhöfe werden erneuert

Weniger störend auf den laufenden Betrieb dürfte sich die Erneuerung von 42 Bahnhöfen im Südwesten auswirken. Als Beispiele genannt wurden Mühlacker, Heilbronn, Bondorf, Donaueschingen und Ulm. Hantel nannte das Verhältnis zum Landesverkehrsministerium „gut und konstruktiv“. Das Land unterstützt den Schienenausbau, etwa die Elektrifizierung der Südbahn, für die der erste Spatenstich am 23. März in Niederbiegen (Kreis Ravensburg) erfolgen wird.