Zwar haben die Filialen noch geöffnet, doch Treiber verzeichnet einen Umsatzrückgang von bis zu 30 Prozent. Foto: Caroline Holowiecki

Die Bäckerei Treiber feiert 2020 Hundertjähriges. Eigentlich. Denn das monatelang geplante Jubiläum ist wegen der Corona-Krise gestrichen. Wie geht man damit um? Die Junior-Chefin gibt ehrliche Antworten.

Steinenbronn/Filder - „Eine Pandemie kennt keine Feiertage.“ Die Worte der Kanzlerin klingen bei Katharina Treiber-Fischer womöglich nach. Für die Junior-Chefin der Bäckerei Treiber hätte 2020 ein Jubeljahr werden sollen. Das Unternehmen, das die 38-Jährige gemeinsam mit ihrem Vater führt, besteht im 100. Jahr. Alles war fertig geplant. „Ich habe ein halbes Jahr lang gefühlt nichts anderes gemacht“, sagt sie. Sonderprodukte wurden entworfen, Geburtstags- und Verkostungsaktionen für alle 35 Filialen des Steinenbronner Unternehmens wurden auf die Beine gestellt und eine große Party für sämtliche 500 Mitarbeiter organisiert. Mitte März hätte das Fest der Auftakt zum großen Jubiläum sein sollen. Doch in letzter Minute wurde alles gestrichen. Magazine, Taschen und Plakate lagern nun im Keller. „Es ist ganz arg schwierig, damit umzugehen“, bekennt Katharina Treiber-Fischer.

Umsatzrückgang von nahezu 30 Prozent

Die Corona-Krise trifft auch sie und ihr Team hart. Obwohl die Produktion weiterlaufen und die Bäckereien geöffnet sein dürfen, hat Treiber nach eigenen Angaben einen Umsatzrückgang von nahezu 30 Prozent. Das Einkaufsverhalten der Kunden habe sich drastisch geändert. „Wenn Sie in den Supermarkt gehen und in die Einkaufswagen schauen, sehen Sie Aufbackbrötchen und Toast“, sagt Katharina Treiber-Fischer. Herzhafte Snacks und belegte Brötchen sind Ladenhüter. Wer nicht ins Büro geht, kauft auch kein Mittagessen.

Die Treiber-Cafés sind ebenfalls gesperrt. „Der Frühstücksbereich ist ein großes Standbein, das Verweilen. Das ist von 100 auf null weggebrochen“, sagt sie. Dramatisch abgesackt ist das Geschäft in einer der normalerweise stärksten Filialen: jener am Flughafen. Der Airport ist aktuell geschlossen. Edeka und Treiber halten dennoch als Nahversorger die Stellung. Obwohl Kunden während des Einkaufs die Parkkosten auf P7 erlassen würden, spricht Katharina Treiber-Fischer von einem Einbruch, der gegen 90 Prozent geht, „das ist für uns ein Riesenbatzen“.

Sind Filialschließungen geplant?

Anfang der Osterferien hat Treiber Kurzarbeit angemeldet. „Ich fand es schlimm, dass wir das beantragen mussten. Ich hoffe, dass wir das nur für den April brauchen“, sagt die Geschäftsführerin. Zwar sind alle Filialen offen, doch teils sind die Öffnungszeiten verkürzt. Spuckschutz wurde angeschafft, Masken stehen all jenen, die sie tragen wollen, zur Verfügung. „Ich habe auch welche nähen lassen, damit es etwas netter aussieht“, sagt Katharina Treiber-Fischer. Die Schichten in der Backstube wurden neu eingeteilt, damit sich die fest eingeteilten Teams nicht begegnen. Zwar gebe es firmenintern aktuell einen hohen Krankenstand, doch ein Covid-19-Fall sei nicht gemeldet.

Katharina Treiber-Fischer sagt, dass auch die Zeit nach Corona für sie und ihre Firma entscheidend sein wird. Dabei werde es auch um die Frage gehen, wie gesund der Einzelhandel um die einzelnen Bäckereien herum noch sei. Filialschließungen seien bei Treiber aktuell nicht geplant. Bei Neuprojekten, etwa einer angedachten Eröffnung in Gärtringen, trete man aber auf die Bremse. „Wir reagieren von Tag zu Tag, von Woche zu Woche“, sagt Katharina Treiber-Fischer. Sie komme sich vor wie ein Feuerwehrmann. „Gar nichts ist sicher, so ist natürlich auch die Stimmung.“ Trotz allem will sie aber optimistisch bleiben. „Ich sehe das auch als Chance, die Lebensmittelbranche und das Handwerk wieder positiv zu belegen.“