Bundespräsident Steinmeier fühlt sich wohl im Kreise junger Menschen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigt sich beim Besuch einer Berufsschule in Stuttgart beeindruckt von der gelungenen Integration der Asylsuchenden. Dann fährt er in den badischen Landesteil und begibt sich in den Wald.

Stuttgart - Der Bundespräsident ist der erste Mann im Staate, aber auch er steht nicht über dem Gesetz und kann Realitäten nicht nach seinem Gutdünken verändern. Also hört sich Frank-Walter Steinmeier bei seinem Besuch der Gewerblichen Schule im Hoppenlau in Stuttgart schweigend die Klage eines jungen Mannes aus Afghanistan an.

Der Asylsuchende ist nach eigener Aussage seit fast vier Jahren in Deutschland, doch noch immer wisse er nicht, ob sein Antrag genehmigt werde. Er spricht fließend Deutsch, steht vor dem Abschluss einer Bäckerlehre und ist integriert in die Gesellschaft. Dass der junge Afghane mit diesem Problem der ungewissen Zukunft nicht allein ist, bestätigen die Lehrer der Schule. Elke Büdenbender, die First Lady, springt ihrem Mann bei. Sie wisse aus eigener Erfahrung als Richterin, dass Asylverfahren oft zu lange dauerten. Angesichts der Vielzahl an Anträgen sei die Situation schlimm, aber derzeit kaum zu ändern.

Ein Beispiel für gelungene Integration

Es ist für Steinmeier und seine Frau der zweite Tag ihrer Reise durch Baden-Württemberg. An der Schule besuchen sie eine Vorbereitungsklasse mit spezieller Sprachförderung sowie eine Klasse am Ende des ersten Ausbildungsjahres. Tief beeindruckt zeigt sich der Bundespräsident von deren Integrationsleistung. „Das, was wir hier sehen, ist ein Beispiel dafür, wie Integration funktionieren kann“, sagt Steinmeier danach. Es komme auf die Haltung an, ob die Eingliederung von Flüchtlingen gelinge. Sie dürfe nicht nur als Problem gesehen werden, sondern als Herausforderung, die man meistern könne.

Als weitere Stationen im Südwesten steht auch ein Spaziergang durch den Schwarzwald auf dem Programm. Es ist zwar nur ein kurzer Gang über Waldwege, der ihn bei Seebach im Ortenaukreis durch den 2014 gegründeten Nationalpark führt. Doch wichtig ist dem Bundespräsidenten die Botschaft: „Die Natur und der Wald als Teil der Natur liegen mir am Herzen“, sagt er. Und er plädiert für Schutzzonen, damit dort über den Wald, die Tiere und Pflanzen intensiv informiert werden kann.

Gespräche über Elektromobilität

Nach diesem Abstecher geht es zum Mercedes-Benz-Werk in Rastatt, einem der drei künftigen Daimler-Standorte für den Bau von Elektroautos. Daimler-Mitarbeiter sowie Kunden, die gerade ihr Auto abholten, begrüßen Steinmeier sowie den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) mit Applaus. Danach zieht sich Steinmeier mit Daimler-Chef Dieter Zetsche zum Gespräch zurück – zudem mit dem Betriebsrat. Dabei sollte es vor allem um Elektromobilität gehen. Nach dem Start in Bremen ab 2019 sollen in Rastatt neben Sindelfingen Elektrofahrzeuge der neuen Produkt- und Technologiemarke EQ vom Band laufen. Anfang Juni hatten Unternehmen und Betriebsrat die EQ-Produktion für die Kompaktwagen-Klasse vereinbart. Das Mercedes-Benz Werk in Rastatt ist eines der modernsten Pkw-Werke und mit 6500 Mitarbeitern der größte industrielle Arbeitgeber der Region.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war am Montag zu Besuch im Stuttgarter Pressehaus. Sehen Sie hier eine Zusammenfassung in unserem Video: