Islamunterricht in einer Schule in Friedrichshafen am Bodensee. Foto: dpa

Mehr als 6000 Kinder in Baden-Württemberg erhalten islamischen Religionsunterricht. Nun will das Land diesen Unterricht offenbar auf eine neue Grundlage stellen.

Stuttgart - Die Landesregierung von Baden-Württemberg will einem Zeitungsbericht zufolge den islamischen Religionsunterricht neu organisieren und dafür eine bundesweit einzigartige Stiftung gründen. Ihm fehle der verbindliche Ansprechpartner, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch). „Wir brauchen Provisorien, damit wir einen Religionsunterricht mit einer provisorischen Trägerschaft anbieten können. Die Verbände, mit denen wir im Moment verhandeln, sind türkisch dominiert“, fügte der Grünen-Politiker hinzu.

„Wir haben Verbände, die meinen, sie seien Religionsgemeinschaften. Das sind sie aber nicht. Da es in den islamischen Staaten keine Trennung von Staat und Moschee gibt, ist der Islam nicht zivilgesellschaftlich institutionalisiert“, sagte Kretschmann der Zeitung. „Die Lösung ist, dass wir ein verfassungsfestes Provisorium installieren, das dann den Religionsunterricht für Muslime trägt. Das Problem ist jedoch, dass wir die Trennung von Staat und Kirche einhalten müssen. Aber nur dieser Religionsunterricht findet im öffentlichen Raum und nicht in der Hinterhofmoschee statt. Er muss kontrollierbar sein. Das ist uns wichtig“, unterstrich Kretschmann.

Gut 6000 Kinder im Land bekommen Islam-Unterricht

Die „Südwest Presse“ (Mittwochsausgabe) berichtet unter Berufung auf Koalitionskreise, dass das Land einen sunnitischen Schulrat als Stiftung des öffentlichen Rechts einrichten will mit Geschäftsstelle, Vorstand und Schiedsstelle. Der Schulrat könnte auf Basis eines Grundlagenvertrags arbeiten, den das Land mit den Verbänden abschließen müsste. Verbandsvertreter würden demnach im Vorstand sitzen, aber auch andere Islamexperten; die Geschäftsstelle würden Landesbeamte betreiben, die Schiedsstelle würde mit unabhängigen Experten besetzt.

Wie das Kultusministerium dem epd auf Anfrage mitteilte, könne eine solche Stiftung eine Alternative zum auslaufenden Modellprojekt sein und muslimischen Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg „weiterhin eine fundierte, kritische und werteorientierte Auseinandersetzung mit ihrer Religion ermöglichen.“ In Baden-Württemberg erhalten 6092 Schüler islamischen Religionsunterricht in Modellprojekten mit muslimischen Partnern, wie der Mediendienst Integration im April mitteilte.