Michael Zimmer (links) und Felix Scherer (rechts) Foto: Fionn Große

Das gute Image des deutschen Weins basiert auf Riesling. Junge Winzer bauen auf eine andere Rebsorte. Warum ist die so beliebt?

Bad Krozingen - Baden hat nicht gerade den Ruf, das dynamischste von Deutschlands 13 Weinbaugebieten zu sein. Den Markt dominieren die Genossenschaften mit eher einfachen Weinen. Einige junge Winzer haben sich zusammengeschlossen, um das zu ändern. Dafür haben sie sich zunächst ausgerechnet den Grauburgunder vorgenommen. Um den Ruf des Grauburgunders hierzulande steht es nicht zum Besten, obwohl er sehr beliebt ist. Besonders im Süden Deutschlands dominieren günstige und einfache, industriell hergestellte Weine aus Norditalien oder Baden die Supermarktregale. Das gute Image, das deutscher Wein im Ausland hat, gründet hauptsächlich auf Riesling.

Rund 50 Jungwinzer haben sich zusammengeschlossen

Trotzdem hat sich die „Generation Pinot“, ein Zusammenschluss von rund 50 Jungwinzern aus Baden, genau diese Rebsorte ausgesucht, um mit einem Verkostungswettbewerb auf sich aufmerksam zu machen. „Zunächst brauchten wir eine Sorte, die jeder von uns Winzern im Sortiment hat. Das ist bei einer Länge des Weinbaugebiets von 400 Kilometern gar nicht so einfach“, sagt Michael Zimmer. Der 32-Jährige ist Winzer in Bad Krozingen und Vorsitzender der „Generation Pinot“.

Warum ist der Grauburgunder so beliebt?

„Außerdem können viele Sorten mehr als auf den ersten Blick scheint“, sagt Zimmer. „Denn der Massenmarkt dominiert die Wahrnehmung. Das ist beim Grauburgunder der üppige, alkoholreiche Stil vom Kaiserstuhl.“ Aber wer kenne schon die Weine aus dem Markgräfler Land oder der Ortenau? Sein Grauburgunder etwa kommt in der Version von 2017 auf gerade mal schlanke 11,5 Volumenprozent Alkohol. Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut kann die hohe Beliebtheit des Grauburgunders erklären. „Das ist schon eine Sorte, die den Geschmack des Mainstreams trifft“, sagt er. Aber das die Sorte vielen Menschen auch in anspruchsvollerer Version schmeckt, hat Gründe. „Der Trend allgemein geht seit Jahren zu Weißwein. Und wer vom Rotwein kommt, der ist erst meist nicht so rieslingaffin, weil der zu säurebetont ist. Überhaupt: Wer nicht so auf Säure steht, der greift generell lieber zu einem Burgunder“, sagt Büscher.

Rielsing wird auf 24 000 Hektar Fläche angebaut – und Grauburgunder?

Deshalb nimmt die Rebfläche seit Jahren zu. Genauer gesagt hat sie sich seit 1996 mehr als verdoppelt. Derzeit wächst Grauburgunder auf rund 6400 Hektar. Zum Vergleich: Der Riesling steht auf fast 24 000 Hektar. Deutschland ha eine Rebfläche von etwas mehr als 100 000 Hektar. Büscher weiß noch einen weiteren Grund für die Beliebtheit des Grauburgunders. „Man kann sie wunderbar vielfältig ausbauen. Vom einfachen Sommerwein bis zum anspruchsvollen Menüwein aus dem Barrique ist alles möglich“, sagt er. Das wollte die „Generation Pinot“ auch in ihrem Wettbewerb zeigen. „Wir haben das nicht gemacht, um uns untereinander zu vergleichen“, sagt Zimmer. „Wir wollten nach außen zeigen, was passiert. Es reicht ja nicht, sich einfach nur hinzustellen und zu sagen, hallo in Baden gibt es tolle Winzer unter 40 Jahren.“

Die zehn besten Weine wurden ausgezeichnet

Deshalb verkostete die aus Journalisten und Sommeliers bestehende Jury die Weine in mehreren Kategorien. Los ging es mit einfachen Weinen aus der „Brot & Butter“ genannten Gruppe und steigerte sich über im Barrique ausgebaute Weine hin zu spontan im großen Holzfass vergorenen und mit Maischestandzeit gekelterten, sogenannten Orange-Weinen. Am Ende gab es keinen Sieger, sondern die zehn besten Weine wurden ausgezeichnet. „Das zeigt, dass wir in ganz Baden Top-Grauburgunder haben“, sagt Zimmer. „Die Rebsorte zeichnet sich hier durch Vielfalt und Eigenständigkeit aus und nicht durch die Einförmigkeit, die man eben auf den ersten Blick vermuten könnte.“