Wenn der Vater mit dem Sohne, dann geht es mit Vollgas zur Sache. Foto: Ines Rudel

Die Firma Liebler-Latzko in Eckwälden stellt aus den kleinen, roten Früchten nicht nur Hägenmark her, sondern auch Lippenpflegestifte, Pesto und neuerdings sogar Eis. Mittlerweile hat mit Patrick Latzko die fünfte Generation das Sagen.

Bad Boll - Das sind Momente, in denen bei Jochen Latzko alle Alarmglocken schrillen: Sein Sohn Patrick stürmt herein und sagt, nein, er verkündet: „Papa, i han a Idee.“ Das kommt öfter vor, und meistens wird eine Erfolgsgeschichte daraus, wie Jochen Latzko fairerweise und nicht ohne Stolz hinterherschickt. Eine dieser Ideen ist gerade dabei, ein Verkaufshit zu werden: Hagebutten-Pesto. Patrick Latzo hat es selbst kreiert. Der 31-Jährige ist mittlerweile der Chef des Familienunternehmens Liebler-Latzko, das ganz auf Hagebutte macht und seinen Sitz im Bad Boller Teilort Eckwälden am Fuß der Schwäbischen Alb hat. Bis zum Tag der offenen Tür am 3. Oktober will Patrick Latzko noch seinem neu erfundenen Hagebutten-Eis das geschmackliche i-Tüpfelchen aufsetzen.

Viel Erfahrung gehört dazu

Der Lärm ist ohrenbetäubend, der Boden schwimmt, und es riecht samtig-muffig nach Hagebutte. Vater und Sohn Latzko tragen Arbeitshandschuhe aus Plastik, die bis über die Ellbogen reichen. „Das braucht man, sonst wird man ziemlich dreckig“, stellt Patrick Latzko klar und zeigt auf den Trester, eine schmierige Pampe, die von Hand aus den Passiermaschinen gepuhlt werden muss. Seit 7 Uhr in der Frühe sind er und sein Vater schon am Werk. Die Herstellung von Hägenmark ist aufwendig. „Wir geben von morgens bis abends Vollgas“, sagt Jochen Latzko und schiebt eine große Wanne mit Hagebutten vor die Pumpe, die die Früchte in eine der Passiermaschinen befördert. An diesem Tag wird rohes Hägenmark hergestellt – ein empfindliches Produkt, weil es schnell gärt. „Deshalb müssen wir es mit Benzoesäure konservieren, leider“, sagt Patrick Latzko mit Bedauern, der größten Wert auf Bioqualität legt.

Bio fängt schon auf den Plantagen an. Pflanzenschutzmittel sind tabu. Und wenn gedüngt wird, dann nur biologisch. Das kleine Familienunternehmen ist wohl das einzige in ganz Deutschland, das in großem Stil Hagebutten anbaut. „Wir wissen zumindest von keinem anderen“, sagt Patrick Latzko. Die Hagebutten stammen in der Hauptsache von den Sträuchern der Hundsrose (Rosa canina) und zu einem kleineren Anteil von fünf verschiedenen Edelsorten. Die Früchte der verschiedenen Rosenarten werden so gemischt, damit das Hägenmark immer gleich schmeckt und stets die gleiche Konsistenz hat. Dazu gehört viel Erfahrung. Patrick Latzko ist deshalb froh, dass sein Vater nach wie vor im Betrieb mitarbeitet. Jochen Latzko ist 57 Jahre alt, hat das Geschäft aber frühzeitig übergeben. „Man muss rechtzeitig loslassen, sonst bremst man bloß“, sagt er.

Anbaufläche soll vergrößert werden

Patrick Latzko arbeitet schon seit elf Jahren an der Seite seines Vaters. Nach einer Ausbildung als Raumausstatter trieb es ihn sofort wieder in den elterlichen Betrieb zurück. Seinen Vater wundert die Leidenschaft für die kleinen, roten Früchte nicht. Der Großvater habe den Jungen schließlich mit Hagebutten groß gezogen, erzählt er. Er selbst hat in das Unternehmen eingeheiratet und seinen Beruf aufgegeben. Bereut hat er das nie. „Ich wollte nicht mehr ins Büro gehen“, sagt er. Offensichtlich hat nicht nur der Sohn das Hagebutten-Gen geerbt. Auch die Tochter Yvonne arbeitet mit. In ihren Händen liegt das Online-Marketing. Bestellungen aus ganz Europa und sogar aus den USA sind deshalb keine Seltenheit mehr.

Vier Hektar mit Hagebutten bewirtschaftet die Familie zurzeit, im nächsten Jahr sollen weitere zwei Hektar dazukommen. Vier, fünf Jahre daure es bis zur ersten Ernte, sagt Patrick Latzko. Dann aber hofft er, unabhängig von Importen zu sein. Bisher muss er zertifizierte Bio-Hagebutten aus Rumänien oder Bulgarien zukaufen.

Aus den Rosenfrüchten stellt Liebler-Latzko nicht nur Hägenmark her, sondern auch Essig, Pesto, Eis, Seife, Lippenpflegestifte und, nicht zu vergessen, Hagebuttenpulver, dem eine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung nachgesagt wird. Außerdem betreibt die Familie eine Imkerei. Die Produkte sind im Lädle in Eckwälden und auf Märkten zu haben. Dreimal in der Woche ist Patrick Latzko auf dem Stuttgarter Wochenmarkt zu finden.