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Spurensuche in einem Gesamtkunstwerk - Kommenden Dienstag sind wir im Mineralbad Berg.

Stuttgart - Wie sieht es hinter den Kulissen der Kulturinstitutionen der Region aus? Unsere Reihe "Ortstermin" gibt Einblicke. Am Dienstag, 12. Juli, sind wir im Mineralbad Berg zu Gast.

Ein Mineralbad als Kultureinrichtung? Da mag man erstaunt sein. Doch eine wirkliche Diskussion kann es über diese Einordnung nicht geben. Das Berg ist ein Gesamtkunstwerk. Am kommenden Dienstag, 12. Juli (Beginn ist um 18 Uhr), laden wir die Leserinnen und Leser zum "Ortstermin" ein. Fragen zur Geschichte und zu den Besonderheiten der Anlage beantwortet Anke Senne, Geschäftsführerin der Bäderbetriebe Stuttgart. Mehr noch aber: Joe Bauer, Kolumnist unserer Zeitung, wird einen seiner beliebtesten Texte lesen - "Die Legende vom Bad Berg". "Ortstermin"-Gäste kommen zudem in den doppelten Mineralbad-Berg-Genuss: Die erworbene Eintrittskarte kann bei einem Schwimmbesuch eingelöst werden.

Der Hofgärtner Friedrich Neuner gründete das Mineralbad einst, 1856 war das, und vor der Übernahme durch die Stadt Stuttgart im Jahr 2006 war das Bad über fünf Generationen in privater Hand. Paul Blankenhorn vor allem ist das vom "Neuner" zum "Berg" mutierte Mineralbad in seiner heutigen Struktur zu verdanken. 1997 ist er gestorben, und doch reicht schon die Erinnerung an ihn, um beim Blick auf das Mineralbad Berg vor falschen Sepia-Farben und beifallheischender Melancholie zu warnen.

Die Rosen im Berg haben Magie

Paul Blankenhorn, das war der Mann im dunkelblauen Anzug, darunter das hellblaue Hemd mit stets geschlossenem oberstem Knopf und ein dünner Pullover mit V-Ausschnitt, war ein Herr auf Bad-Wache, leicht vornübergebeugt schreitend, die Hände hinter dem Körper. Blankenhorn aber war es auch, der Max Ackermann mit dem 1959 eingebauten Glasfenster für sein Bad beauftragte und der weit mehr Freude an den Rosenbeeten denn an der durch die Verkleinerung des Außenbeckens gewonnenen Rasenfläche hatte.

Und so bewegen sich die Gäste nun, zur Fast-Halbzeit des Jahres, im Bad der Rosen. Sie haben noch nicht die Höhe des Spätsommers, kräftig aber, kräftig sind sie. Und so haben sie auch die erste Attacke dieses Jahres überlebt. Kein Investorenbagger hat an ihnen genagt, der Hagel und eine sich binnen weniger Minuten aufstauende Flut ließ die Bergianer um ihren Schatz außerhalb des Wassers bangen. Die Rosen im Berg haben eine eigene Magie.

Für Joe Bauer sind die Verhältnisse klar: Das Mineralbad Berg, so schreibt er in seinem Erfolgsbuch "Stuttgart - my Cleverly Hills", "wurde erfunden, um uns zu trösten". Tatsächlich lassen uns viele belebte Orte ungemein allein, während im Mineralbad Berg noch das solistische Eintauchen in den 21 Grad frischen Berger Urquell wärmt. Dieses Wasser weiß um die Bedeutung des Ganzen, weiß um seinen Ort, weiß um die Rosen, und so wäre das Wasser verloren, wenn es nur existieren dürfte, um bequem zu sein. Am Dienstag, 12. Juli, tauchen wir ein in dieses Bad der Rosen - in unserer Reihe "Ortstermin".

So können Sie dabei sein

"Ortstermin" im Mineralbad Berg am Dienstag, 12. Juli. Treffpunkt ist um 18 Uhr im Eingangsbereich. Für die Teilnahme an dem Gespräch zu Geschichte und Besonderheiten der Anlage sowie der sich anschließenden Führung und der Lesung unseres Kolumnisten Joe Bauer bitten wir um den Erwerb einer regulären Eintrittskarte (7,10 Euro, ermäßigt 5,60 Euro). Diese kann bei einem weiteren Besuch des Mineralbades eingelöst werden. Wir freuen uns über Ihre Anmeldung unter 07 11 / 72 05 - 75 01 (Frau Arnold, Mo bis Fr 10 bis 15 Uhr) und kultur@stn.zgs.de.