In etwa fünf Jahren soll im Raum Backnang überwiegend Trinkwasser aus heimischen Quellen aus dem Wasserhahn kommen. Foto: Stoppel/Archiv

Sechs Kommunen im Backnanger Raum wollen ihre Trinkwasserversorgung lokal und weitgehend selbst organisieren. Das hat seinen Preis. Für ein Wasserwerk in Maubach und neue Leitungen muss man tief in die Tasche greifen.

Backnang - Der erste Bauabschnitt für das geplante Wasserwerk Murrtal ist gesichert: Das Umweltministerium hat für eine Filteranlage jetzt 1,4 Millionen Euro verbindlich in Aussicht gestellt. Die Anlage ist Teil einer umfassenden Modernisierung der bisherigen Versorgungsstruktur der Gemeinden Aspach, Allmersbach, Burgstetten, Leutenbach, Oppenweiler und Backnang.

Gesamtinvestition: 32 Millionen Euro

Die Kommunen planen zusammen mit dem Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW), ihre einzelnen Quellen in einem Wasserwerk bei Backnang-Maubach zusammenzuführen und dort aufzubereiten. Das Ziel ist, die Qualität des Trinkwassers in der Region deutlich zu verbessern und sich von Zukäufen weitgehend unabhängig zu machen. Die dazu nötigen Investitionen sind nicht unerheblich: Zwölf Millionen Euro kalkuliert der NOW laut Angaben seines Geschäftsführers Ernst Rommel allein für den Bau des Wasserwerks, weitere 20 Millionen werden voraussichtlich für den Leitungsbau in den Kommunen fällig.

Die Investitionen, bei denen der Zweckverband mit Landeszuschüssen in Höhe von insgesamt rund neun Millionen Euro rechnet, sind laut Ansicht von Rommel aber gut angelegtes Geld. Bisher nämlich nutzten die Gemeinden im Schnitt lediglich etwa 700 000 Kubikmeter der eigentlich vorhandenen Kapazität von 2,7 Millionen, weil das Wasser nicht entsprechend aufbereitet werden könne. Die Differenz zu dem benötigten Gesamtbedarf von 3,2 Millionen Kubikmetern müsse als Fernwasser aufwendig aus der Donau in den Backnanger Raum gepumpt und dem Trinkwasser der Kommunen beigemischt werden. Dennoch würden an vielen Stellen nur sehr hohe Härtegrade erreicht. Während bisher laut Ernst Rommel „24 plus x Grad“ das Maß der Dinge sei, würden nach der Aufbereitung, die auch eine Enthärtung vorsieht, 13 Grad garantiert.

Mit dem Wasserwerk will man sich in die Lage versetzen, 2,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser in Eigenregie zu „produzieren“. Somit müssten lediglich noch 700 000 Kubikmeter Fernwasser beigemischt werden. Dadurch amortisierten sich auf lange Sicht nicht nur die Investitionskosten, man mache sich auch unabhängig von anderen und sorge selbst für Versorgungssicherheit, sagt Rommel.

Wasserpreis wird teurer

Die Eigenleistung hat freilich auch ihren Preis. Während der NOW den Kommunen pro Kubikmeter 3,6 Cent mehr in Rechnung stellen will, um die Investition stemmen zu können, würden die Kommunen die Verbraucher künftig vermutlich mit zehn bis 30 Cent mehr zur Kasse bitten.

Aber auch das wiege sich nicht nur durch die deutlich verbesserte und konstante Wasserqualität wieder auf, meint Rommel. Wegen des deutlich sinkenden Härtegrades könnten die Haushalte bei Waschmitteln und Chemie sparen. Experten gingen von einem Potenzial von jährlich 30 Euro aus, sagt Rommel, was auf den Kubikmeterpreis umgerechnet immerhin etwa 60 Cent ausmache.

Doch bis es so weit ist, werden noch ein paar Jahre ins Land gehen. Man sei froh, dass nun der Förderantrag über 1,4 Millionen Euro gewährt wurde, nachdem ihn das Ministerium im vergangenen Jahr wegen nicht vorhandener Mittel noch zurückgewiesen hatte. Nun aber könne die europaweite Ausschreibung für die Tiefbauarbeiten gestartet werden, so dass mit dem Bau im Februar kommenden Jahres begonnen werden könnte.

Mindestens zweieinhalb Jahre wird die Fertigstellung des Wasserwerks dauern. Parallel dazu sollen sukzessive die insgesamt 55 Kilometer Leitungen verlegt werden, wofür laut Rommel gut zwei bis drei Jahre benötigt werden. Das Umweltministerium, dessen Chef Franz Untersteller von einer „Investition in die Zukunft der Wasserversorgung der Region“ spricht, ist nicht ganz so optimistisch: Das Projekt soll im Jahr 2022 abgeschlossen sein, heißt es in einer Mitteilung.