In Backnang steht jetzt eine Mess- und Hilfsstation für radioaktive Notfälle. Foto: Landratsamt

Im Rems-Murr-Kreis steht neuerdings eine von elf Notfallstationen bereit, die beim Austritt radioaktiver Strahlung zum Einsatz kommt. Sie ist Teil der Pläne zum Notfallschutz, die die Bundesländer nach der Fukushima-Katastrophe angepasst haben.

Backnang - Sobald es irgendwo zu einem Unfall mit Austritt radioaktiver Strahlung kommt, dann wird ein sogenannter Abrollbehälter Notfallstation zum Einsatz gebracht. Elf dieser Container mit Messtechnik für den atomaren Ernstfall hat das Land Baden-Württemberg angeschafft. Deren erster ist bereits im Sommer an die Feuerwehr in Blaustein (Alb-Donau-Kreis) übergeben worden.

Eine Notfallstation steht ab sofort auch bei der Feuerwehr in Backnang bereit. Baden-Württemberg, so heißt es in einer Pressemitteilung des Waiblinger Landratsamtes, sei damit das erste Bundesland, das die entsprechenden Empfehlungen der Strahlenschutzkommission umsetzt. Die weiteren Standorte für derartige Notfallstationen im Regierungsbezirk Stuttgart sind Esslingen, Ludwigsburg und Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall).

Die Stationen können Strahlung messen und Opfer versorgen

Die knallroten Abrollbehälter des Typs Notfallstation mit Aufschrift „Bevölkerungsschutz Baden-Württemberg“ sind Großcontainer, die mit Gerätschaften und Ausrüstung für radioaktive Gefahrensituationen beladen sind. Im Katastrophenfall werden sie auf Lastwagen verladen und zum Bestimmungsort gefahren, dort abgeladen und aufgebaut. In der Notfallstation befinden sich umfangreiche messtechnische Ausrüstungen, die radioaktive Stoffe erkennen. Die Anschaffung der Stationen ist Teil der Planungen zum Notfallschutz, die die Bundesländer nach der Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima im Jahr 2011 angepasst haben.

Im Fall eines kerntechnischen Unfalls, so heißt es in der Mitteilung aus dem Rems-Murr-Kreishauses, könnten betroffene Personen damit auf mögliche Kontaminationen geprüft und dann entsprechend versorgt werden. Mit Hilfe der Messgeräte kann dabei auch das Ausmaß der jeweiligen, individuellen Strahlenbelastung eingeschätzt werden. Aufgebaut und betrieben wird die Notfallstation von den Ehrenamtlichen der Hilfsorganisationen des Bevölkerungsschutzes wie Feuerwehr, Rotes Kreuz oder Malteser Hilfsdienst. Bei Bedarf wirkt hier auch das Technische Hilfswerk mit.

So wird die neue Notfallstation im Ernstfall eingesetzt:

Bei einem kerntechnischen Unfall werden die Notfallstationen in der Regel in Turnhallen oder Schulen eingerichtet. Teil des Materialbestandes im Abrollbehälter ist dabei auch Schutzausrüstung für die Einsatzkräfte. Zum Einsatz kommt die Notfallstation laut den Richtlinien für den Katastrophenschutz nicht nur bei Unfällen in einem Kernkraftwerk, sondern auch bei radiologischen Notstandssituationen, Störfällen oder „sonstigen sicherheitsrelevanten Ereignissen im Zusammenhang mit dem Umgang oder der Beförderung radioaktiver Stoffe“.

Der Rems-Murr-Landrat Richard Sigel unterstützt die zusätzlichen Anstrengungen im Bereich des Katastrophenschutzes ausdrücklich. Der Kreis sei gerne bereit gewesen, einen der Abrollbehälter bei der Feuerwehr Backnang aufzustellen. Backnang sei deshalb gut geeignet, weil dort bereits speziell ausgebildetes Personal bei den Einsatzkräften vorhanden sei. „Ich hoffe natürlich, dass ein solcher Ernstfall nie eintritt“, sagt Sigel. „Aber wenn, dann sollten wir vorbereitet sein.“ Im Übrigen stärke die Notfallstation den Standort Backnang im Katastrophenfall.

Dass der Abrollbehälter für die Notfallstation nach Backnang gekommen ist, begrüßt auch der Oberbürgermeister der Stadt, Frank Nopper: „Für den Fall der Fälle können wir damit besser Hilfe leisten – von Backnang aus für den gesamten Rems-Murr-Kreis und darüber hinaus.“