100 Schüler bringen Bewegung in Bachs Weihnachtsoratorium. Foto: Holger Schneider

100 Schüler holt die Bachakademie im Theaterhaus auf die Bühne, um das „Weihnachtsoratorium“ mal ganz anders zu erleben.

100 Schüler holt die Bachakademie im Theaterhaus auf die Bühne, um das „Weihnachtsoratorium“ mal ganz anders zu erleben.

Stuttgart - Sir Simon Rattle und Royston Maldoom haben die Flamme gezündet. In einem gemeinsamen Projekt bewegten der Dirigent und seine Berliner Philharmoniker gemeinsam mit dem britischen Choreografen 250 Kinder und Jugendliche zu Strawinskys „Le Sacre de Printemps“. Die filmische Dokumentation „Rhythm is it!“ wurde zum Kinoerfolg. In der Folge entdeckten viele Laien unter Anleitung von Profis, dass man sich zu klassischer Musik toll bewegen kann.

Am Freitag nun also „Bach bewegt!“. Eine Koproduktion der Gächinger Kantorei , dem Bach-Collegium Stuttgart, den Solisten Sibylla Rubens (Sopran), Franziska Gottwald (Alt), Maximilian Schmitt (Tenor) und Michael Nagy (Bass) sowie der Choreografin Friederike Rademann mit einem Tanz-Laienensemble. Etwa 100 Schüler verschiedener Stuttgarter Schulen und Mitglieder der Community Dance Minden tanzten im Theaterhaus zu Bachs „Weihnachtsoratorium“ (Teil I -III).

Gleich nach den ersten Paukenschlägen - Hans-Christoph Rademann dirigiert mit Verve - üben sich die barfüßigen Tänzer in spannungsbetonten Bewegungen. Beginnt der Chor mit dem „Jauchzet, frohlocket“, hebt die Musik das von Anne-Marie Miene in liturgische Farben gekleidete Ensemble aus der Schwere des Daseins. Der Raum wird mit Stilelementen des Modern dance in allen Dimensionen erfasst. Im Dreivierteltakt greifen Hände in einer Muzette ineinander, lösen sich, um sich erneut zu finden.

Das wirkt alles leicht und trägt doch die Mühen monatelanger Probenarbeit in sich, die meisten treten zum ersten Mal auf. Im Gegensatz zu Friederike Rademann, ehemalige Solistin an der Staatsoper in Dresden: Sie hat sich zur Arie „Bereite dich Zion“ eine Kadenz auf den eigenen Leib choreografiert. In ein Spiel aus Licht und Schatten ist die Bühne getaucht, wenn zum Choral „Wie soll ich dich empfangen?“ ein Umherirren von der Bangigkeit der Situation erzählt. Humor bringen die Jungs in ihren Hirtenrollen auf die Bühne. Nicht jeder ist ein geborener Tänzer, das choreografische Konzept nicht immer erkennbar, aber Bach bewegt tatsächlich Körper und Gemüt.