Die Landesstraße von Backnang nach Mundelsheim ist eine vielbefahrene Strecke. Foto: Gottfried Stoppel

Die Landesstraße von Backnang zur Autobahn A 81 bei Mundelsheim soll zur Bundesstraße werden, was besonders die Kommunen im Raum Backnang freut. Sie setzen große Hoffnungen in den dadurch möglichen dreistreifigen Ausbau des Autobahnzubringers.

Rems-Murr-Kreis - Kurz, aber geradezu euphorisch ist die Reaktion des Backnanger Oberbürgermeisters Frank Nopper auf eine Pressemitteilung, welche das Landesverkehrsministerium am Donnerstag verschickt hat. Laut dieser gibt der Bund grünes Licht dafür, dass die Landesstraße 1115 zwischen Backnang und Mundelsheim zur Bundesstraße erklärt wird. Diese sogenannte „Aufstufung“ bedeutet laut dem Verkehrsministerium, dass die als Autobahnzubringer zur A 81 dienende Straße von zwei auf drei Fahrstreifen ausgebaut werden kann – und zwar auf Kosten des Bundes, der künftig ihr Eigentümer wäre.

Ihre Bezeichnung wird laut dem Verkehrsministerium „Bundesstraße 29“ sein. Diese endet derzeit bei Waiblingen am Teiler der B 14/B 29. Dass eine Bundesstraße unterbrochen ist und an ganz anderer Stelle weitergeführt werde, sei nicht ungewöhnlich, erklärt dazu ein Sprecher des Ministeriums in Stuttgart. Das Ziel sei es aber, dass solche Straßen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten oder Autobahnen endeten, was im Falle der neuen B 29 dann auch der Fall sei. Es sei derzeit nicht geplant, eine andere Bundesstraße anstelle der neuen herabzustufen.

OB Nopper: Bund und Land müssen in die Gänge kommen

Der „seit langem heiß und innig ersehnte“ und nun näher gerückte Ausbau sei eine frohe Neujahrsbotschaft und „so etwas wie das vierblättrige Kleeblatt für Backnang und das ganze Backnanger Umland“, kommentiert Backnangs Rathauschef Frank Nopper die Nachricht. Jetzt müssten Bund und Land aber in die Gänge kommen.

Auch die erst vor wenigen Wochen ins Amt gewählte Aspacher Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff hat „sehr große Hoffnung“, dass sich dadurch die Situation für ihre gut 8000 Einwohner zählende, an der Landesstraße liegende Gemeinde verbessern wird, was Verkehrsbehinderungen und Lärmbelastung angeht: „Auf der Landesstraße fahren täglich knapp 30 000 Fahrzeuge. Damit gehört sie an dieser Stelle zu den am stärksten befahrenen Landesstraßen in Baden-Württemberg.“ Sie hoffe auf einen vierspurigen Ausbau, fügt die Bürgermeisterin hinzu, die erst durch Zeitungsanfragen von der geplanten Aufstufung erfahren hat.

Laut dem Verkehrsministerium in Stuttgart ist allerdings nur ein dreistreifiger Ausbau geplant – mit „Überholstellen“ wechselnd in beiden Fahrtrichtungen. Diese Nachricht dürfte Jürgen Kiesl, den Bürgermeister der Gemeinde Leutenbach, und den Leutenbacher Gemeinderat freuen. Der Rathauschef war am Donnerstag nicht für eine Stellungnahme erreichbar, die Haltung der Kommune zu einem vierspurigen Ausbau der Landesstraße  wurde aber spätestens im Mai 2017 bekannt. Damals hatten die Leutenbacher klar gemacht, dass sie eine vierspurige Lösung strikt ablehnen, da diese die Landesstraße in eine Art Autobahn verwandeln und viele Lastwagenfahrer anziehen würde. Mit einem dreispurigen Ausbau, so sagte Kiesl damals, könne seine Gemeinde hingegen leben, obgleich auch der mehr unerwünschten Verkehr anziehen würde.

Landrat: Gute Nachricht für Pendler und Wirtschaft

Der Landrat Richard Sigel begrüßte am Donnerstag die Ankündigung des Bundes: „Die Zustimmung zur Aufstufung der L 1115 ist zum Beginn des neuen Jahres eine sehr gute Nachricht für den Rems-Murr-Kreis als Wirtschaftsstandort und für alle Pendler.“ Er sei zuversichtlich, „dass das Land den dringend notwendigen Ausbau nun zusammen mit dem weiteren Ausbau der B 14 zügig vorantreiben wird“, fügte Sigel hinzu. Trotz allen Bemühens um eine Verkehrswende seien in der Region Stuttgart „kluge Investitionen in den Straßenbau weiterhin dringend erforderlich“.

Das Ja aus Berlin zu einer Aufstufung der Landesstraße hatte sich bereits im Februar des Vorjahres angedeutet. Die CDU-Abgeordneten Norbert Barthle aus dem Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd und Steffen Bilger (Wahlkreis Ludwigsburg) fungieren beide als Parlamentarische Staatssekretäre im Verkehrsministerium. Bilger macht keinen Hehl daraus, sich für die Hochstufung der etwa 15  Kilometer langen Strecke eingesetzt zu haben.

Mit der neuen Bundesstraße  29 zwischen Backnang und Mundelsheim schließt sich der Halbkreis der Bundesstraßen östlich und nördlich der Landeshauptstadt Stuttgart. Ausbau ist Trumpf: Zuletzt rückten die Bagger an der B 14 zwischen Nellmersbach und Backnang-Waldrems an. Diese Bundesstraße soll nach bisherigen Plänen bis 2026 bis Backnang-West ausgebaut werden. Wann dann die neue B 29 an der Reihe ist, stehe noch nicht fest, teilte Edgar Neumann, ein Pressesprecher des Landesverkehrsministeriums mit.

Langwieriges Projekt

Geschichte:
Der Ausbau der Landesstraße 1115 zwischen Mundelsheim und Backnang-West sollte – nach inzwischen mehr als zehn Jahre alten Plänen – in drei Stufen erfolgen. Der erste Abschnitt wäre der zwischen Großbottwar und Aspach-Karlshof gewesen. Schon damals hagelte es Proteste von Landwirten. Sie befürchteten, auf einer dreispurigen Kraftfahrstraße nicht mehr fahren zu dürfen. Das Projekt lag bis jetzt auf Eis. Das Planfeststellungsverfahren ist immer noch nicht abgeschlossen. Die Gründe laut dem Landesverkehrsministerium: Das ökologische Gutachten sei inzwischen zu alt. Außerdem habe es im Jahr 2012 neue Richtlinien für den Straßenausbau gegeben. Das Land werde den Ausbau weiter steuern, müsse sich aber mit dem Bund abstimmen.

Kosten: Aktuelle Zahlen zu den Kosten liegen laut dem Landesverkehrsministerium nicht vor. „Im Jahr 2011 betrugen die geschätzten Kosten rund 56,5  Millionen Euro, bei teilweise auch zweistreifigen und vierstreifigen Teilabschnitten“, teilt der Pressesprecher Edgar Neumann mit. „Die Kosten für einen gesamten dreistreifigen Ausbau der Gesamtstrecke liegen deutlich höher. Es wird also eine Kostenfortschreibung erforderlich.“