Die Arbeiten an der Enzbrücke sind derzeit unterbrochen. Foto: factum/Archiv

Der Bund will nicht, das Land kann nicht: Das Projekt einer sicheren Radroute an der Enzbrücke zwischen Besigheim und Walheim sollen nun die Kommunen stemmen. Sie müssen erst einmal überlegen, ob sie die Querung der B 27 planerisch bewältigen können.

Walheim/Besigheim - Für Radfahrer ist der Weg über die Bundesstraße  27 zwischen Walheim und Besigheim (Kreis Ludwigsburg) ziemlich gefährlich. In der scharfen Kurve an der Enzbrücke müssen sie über eine Ampel, viele ignorieren diese einfach.

Die Stelle verkehrssicherer zu machen ist seit Langem in der Diskussion, es gab schon eine Petition und Proteste von Radfahrern, die besonders im Sommer auf dem Neckartalweg unterwegs sind. Die Kommunen bemühen sich um eine Radunterführung, die die Radler unter der Brücke und der B 27 hindurch leiten soll. Da die Bundesstraße Sache des Bundes ist, hatten die Verantwortlichen gehofft, dass der auch den Bau übernehmen würde. „Für mein Verständnis gehört das, was sich unter der Brücke befindet, auch zur Bundesstraße dazu“, sagt Besigheims Bürgermeister Steffen Bühler (CDU).

Nur, dass der Bund offenbar relativ wenig Interesse an einer Verbesserung für Radfahrer hat. Denkbar wäre beispielsweise, den Radweg mit einer Art Hakenkonstruktion unter der Fahrbahn für die Autos zu befestigen. Konkrete Planungen gibt es aber noch nicht.

Ist der Aufwand zu groß?

Seit Kurzem ist auch klar, dass das Land die Radunterführung nicht bauen wird. Aber Stuttgart und Berlin haben gemeinsam einen Zuschuss von bis zu 90 Prozent, der mit einer Bund-Länder-Vereinbarung möglich werden soll, in Aussicht gestellt. Weil die B-27-Querung auf Walheimer Gemarkung verlaufen würde, muss die Kommune wohl das Projekt planerisch stemmen. Einen Teil der Kosten, so ist es bislang vereinbart, übernimmt Besigheim. „Wir müssen jetzt aber erst einmal schauen, ob wir das überhaupt handeln können“, sagt Walheims Bürgermeisterin Tatjana Scheerle. Sie befürchtet, dass die Kapazitäten im Rathaus nicht ausreichen. Begeistert von der Entwicklung ist sie in jedem Fall nicht. „Wir haben ja immer gedacht, dass das der Bund oder das Land übernimmt.“

Fabian Gramling bezeichnet den Vorschlag des Verkehrsministeriums als eine „zweitklassige Beerdigung der Unterführung“. Dass das Ministerium in Stuttgart bis zuletzt an dem Ampelübergang festgehalten habe und so das „Projekt über Monate blockiert und ausgebremst“ habe, sei nicht förderlich gewesen. Der CDU-Landtagsabgeordnete sieht die Sache ähnlich wie Tatjana Scheerle: Walheim habe nicht die personelle Ausstattung wie das Regierungspräsidium oder Städte wie Stuttgart und Ludwigsburg, um die Brücke zu planen und zu bauen. „Vor Ort ist die Unterführung ein großer Kraftakt, besonders, was die Planung betrifft.“

Kostenschätzung soll mehr Klarheit bringen

Daniel Renkonen (Grüne), der wie sein Landtagskollege von der CDU die Radunterführung stets unterstützt hat, sieht das anders. „Ich bin der Meinung, dass der Weg eigentlich frei ist“, sagt der 50-Jährige, den finanziellen Aufwand der Kommunen hält er für überschaubar. Bedenken, dass Walheim beim sogenannten Ausgleichsstock, mit dem finanzschwache Kommunen vom Land unterstützt werden, zurückstecken muss, wischt er beiseite. Walheim müsse keine Nachteile befürchten, verspricht er.

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„Das Land kann eben nicht 100 Prozent bezahlen“, sagt Renkonen, „wir können nur die Fördermittel zusammenziehen.“ Das Verkehrsministerium sei den Kommunen weit genug entgegengekommen. Sollte sich während der Planung aber herausstellen, dass die Kosten durch die Decke schießen, werde man mit Sicherheit noch einmal neu verhandeln.

Steffen Bühler hat dem Gemeinderat in Besigheim den Vorschlag unterbreitet, erst einmal eine Kostenschätzung in Auftrag zu geben. „Wir müssten nämlich schon wissen, wie viel die zehn Prozent, die wir selbst beisteuern müssen, sind.“ Denn die geschätzten Kosten für die Unterführung haben bisher stark variiert. Mal war von 600 000 Euro die Rede, mal von 900 000 Euro. Und bei so einem Projekt sei längst nicht alles förderfähig, sagt Bühler.

Brückensanierung verzögert sich

Bühler hält es für sinnvoll, die Unterführung, wenn, dann zusammen mit der neuen Enzbrücke zu realisieren. Das 1964 errichtete Bauwerk muss saniert werden, im Zuge dessen wird die Bundesstraße in einem weiteren Bogen über die Enz geführt. Weil die Autos dort dann schneller fahren können, befürchten einige einen Unfallschwerpunkt.

Derzeit sind die Sanierungsarbeiten an der Enzbrücke jedoch gestoppt, weil auf der Besigheimer Seite entlang der Kreisstraße in Richtung Gemmrigheim ein Radweg gebaut wird. Der Verkehr wird deshalb über die B 27 umgeleitet. Um die Verkehrsbelastung möglichst gering zu halten, wurden die Arbeiten an der Brücke, auf Herbst verschoben, teilt das Regierungspräsidium mit. „Für den Neubau der Brücke planen wir mit einer Bauzeit von etwa 14 Monaten“, heißt es aus dem RP.

Das verschafft den Kommunen ein wenig Zeit, sich die weiteren Schritte genau zu überlegen. „Wenn es irgendwie geht, dann würden wir die Unterführung schon gerne machen“, sagt Steffen Bühler.