Wer noch einen Azubi-Platz sucht, kann bei EBM Papst gleich starten. Foto: EBM Papst/Philipp Reinhard

Der Ventilatorenhersteller EBM Papst sucht händeringend fachlichen Nachwuchs. Jetzt hofft das Familienunternehmen auf Facharbeiter aus Osteuropa.

Wer in der Region Hohenlohe noch einen Ausbildungsplatz sucht, kann bei EBM Papst gleich anfangen. 15 freie Stellen hat der Ventilatorenhersteller noch – vor allem im gewerblichen Bereich, sagt Personalleiter Markus Löw im Gespräch mit unserer Zeitung. Und für das nächste Ausbildungsjahr, das im September 2023 startet, sind noch 55 bis 60 Stellen offen. Jedes Jahr könnten bei dem Familienunternehmen allein am Firmensitz Mulfingen 70 junge Menschen ihre Ausbildung beginnen – wenn es sie denn gäbe.

EBM Papst ist keine Ausnahme. Viele Unternehmen klagen über Nachwuchsmangel. Die Zahl der unbesetzten Azubi-Stellen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Noch vor einigen Jahren war Bewerbungsschluss für Azubis ein Jahr vor Beginn der Ausbildung; nun sind selbst Unternehmen selbst mit gutem Ruf wie eben EBM Papst froh, wenn die Stellen überhaupt besetzt werden. Bei dem Ventilatorenhersteller ist die Zahl der Bewerbungen um ein Drittel auf jetzt noch 400 gesunken.

Die Azubis werden älter

Zudem werden die Azubis älter. „Jedes Jahr starten auch 25- bis 30 Jährige die Ausbildung“, sagt Löw. Gleichzeitig nehmen die Ausbildungsabbrüche zu. Vor zehn Jahren waren es noch 1 bis 2, mittlerweile ist die Zahl auf 3 bis 4 pro Jahrgang gestiegen. Defizite sieht der Personalleiter weniger bei der schulischen Leistung, als vielmehr in persönlichen Eigenschaften wie dem höheren Anspruchsdenken, aufgrund der vielen Möglichkeiten, die junge Menschen heute haben. „Allen Ansprüchen können wir nicht gerecht werden “, sagt Löw. Wer nun denkt, die Unternehmen sind es, die vornehmlich Azubi-Verträge lösen, täuscht sich. Es seien meist die jungen Leute selbst, die gehen, so Löw.

Hat das mit Corona zu tun? Wie wirkt es sich aus, dass Schülerinnen und Schüler nicht in die Unternehmen schnuppern konnten – weil Praktika pandemiebedingt nicht möglich waren? Vor Corona hat das Familienunternehmen aus Hohenlohe etwa 250 Schülerinnen und Schülern jährlich einen praktischen Einblick ins Unternehmen gewährt; in den vergangenen knapp drei Jahren waren es nur noch 100. Vor allem der kaufmännische Bereich war betroffen, weil die Beschäftigten dort im Home Office waren. Die Folge: Die jungen Leute haben eine berufliche Ausbildung aus den Augen verloren. Stattdessen haben sich viele für eine weiterbildende Schule entschieden. „Die kommen nicht so schnell zurück“, ist Löw überzeugt. Denn vielen steht dadurch der Weg für die Hochschule offen. Allerdings: Auch dort sich die Abbrecherquoten deutlich gestiegen.

Hoffen auf Zuwanderung

Der Personalleiter sagt aber auch: Nicht alles sei auf die Pandemie zurückzuführen. Schon vorher seien die Bewerberzahlen zurückgegangen. Und wegen geburtenschwachen Jahrgängen dürfte sich dies in den nächsten Jahren fortsetzen. Es sei denn, die Zuwanderung steigt – und damit auch die Schülerzahlen.

Was folgt daraus für EBM Papst? Der Ventilatorenhersteller setzt auf Leiharbeiter, regelmäßig seien etwa 200 im Unternehmen. Das Unternehmen hofft seinen Bedarf an Facharbeitern vor allem aus Osteuropa zu decken. Aber auch dort sei die Lage auf dem Arbeitsmarkt angespannt. Im Notfall bleibe nur noch die Verlagerung, befürchtet Löw. Denn selbst die Automatisierung sei nicht die Lösung – auch dafür benötige man Fachkräfte, die die Maschinen überwachen.