Überdimensionale Kolben vor der Mahle-Zentrale Foto: dpa

Während Mahle-Beschäftigte gegen Sparpläne und wegen der laufenden Tarifrunde auf die Straße gehen, gibt der Stuttgarter Autozulieferer seinen jüngsten Übernahmedeal bekannt: Mahle kauft die Klimatechniksparte des US-Zulieferers Delphi.

Stuttgart - Die Nachricht von der erfolgreichen Einkaufstour kommt just an dem Tag, an dem Mahle-Beschäftigte an allen deutschen Standorten protestieren. Es sind nicht nur Warnstreiks wegen der laufenden Tarifrunde, sondern Proteste gegen die geplanten massiven Einsparungen. In Deutschland, wo Mahle etwa 14 500 der weltweit 66 000 Mitarbeiter beschäftigt, stehen Hunderte Jobs auf der Kippe – an sogenannten kritischen Standorten, die seit längerem Verluste schreiben bzw. an denen Produkte auslaufen und keine neuen in Sicht sind.

Beispiel Rottweil: Im dem Lkw-Kolben-werk mit rund 1000 Mitarbeitern sollen nach Plänen des Mahle-Managements bis 2019 zwischen 250 und 300 Jobs wegfallen, wie der dortige Betriebsratsvorsitzende Josef Häring sagt. Unter anderem liegt das an der Umstellung von Aluminium-Kolben auf Stahlkolben. Weil die Stahlrohlinge zugekauft werden, die Alu-Kolben bislang aber von Mahle gegossen wurden, soll der Großteil der Stellen vor allem in der Gießerei wegfallen.

Probleme hat auch das Werk Gaildorf bei Schwäbisch Hall, wo etwa 100 Arbeitsplätze von rund 350 Jobs bedroht sind. Auch Leibertingen könnte Probleme bekommen. Hier stellt Mahle Nockenwellen her. Neue Produkte sollen hier nur anlaufen, wenn sie kostengünstiger hergestellt werden können – sprich mit der 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich. Mancher Mitarbeiter spricht von „Erpressung“. Der Betriebsrat spricht vom „Ausspielen der Standorte gegeneinander“.

Mahle selbst äußert sich nicht zu möglichen Jobabbau-Plänen. Eine Sprecherin bestätigt allerdings, dass sich die deutschen und westeuropäischen Mahle-Standorte aufgrund hoher Personalkosten in einem verschärften Wettbewerb befinden. „Unter dem bestehenden Preisdruck wird es zunehmend schwieriger, konkurrenzfähige Angebote aus diesen Standorten zu platzieren und Aufträge zu akquirieren“, sagte die Unternehmenssprecherin.