Es soll bald auf Ludwigsburgs Straßen fahren: Das Modell Cloui der Firma Paravan findet den Weg auch ohne Fahrer. Foto: Paravan

Vom Living Lab wird schon lange geredet, bald soll es konkret werden: Ein Minibus wird vom Bahnhof in die Weststadt fahren – ohne Fahrer.

Ludwigsburg - Startet die Region mit Bussen in die Ära der selbstfahrenden Fahrzeuge? Der Wettlauf zumindest hat begonnen: Denn während die Automobilunternehmen vor allem an Systemen für Personenwagen tüfteln, setzt das baden-württembergische Verkehrsministerium auf eine Weiterentwicklung im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Eine Million Euro hat die Behörde jetzt für eine entsprechende Testreihe zur Verfügung gestellt. Im Straßenverkehr von Stuttgart und in Ludwigsburg sollen schon bald selbstfahrende Busse getestet werden. Die Leitung dieses Modellprojekts hat Heinz Handtrack vom Ludwigsburger Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung.

50 Prozent Personalkosten

„Automatisiertes Fahren ist ein Chance für den Busverkehr, weil Busse so flexibler und preisgünstiger fahren können“, sagt Uwe Lahl, Amtschef und Ministerialdirektor im Verkehrsministerium. Man müsse sich nur einmal vor Augen führen, dass etwa fünfzig Prozent der Kosten eines Busunternehmens auf das Personal entfielen, ergänzt Handtrack. Dank selbstfahrender Busse sei das große Ziel, den Personennahverkehr in der Region zu verbessern, sehr viel leichter zu erreichen. „Daraus ergeben sich neue Rahmenbedingungen für die lokale Infrastruktur und die Digitalisierung des Stadtraums“, sagt der Ludwigsburger Erste Bürgermeister Konrad Seigfried. Automatisiertes und vernetztes Fahren könne die Zukunft der Mobilität maßgeblich verändern.

Verglichen mit den ehrgeizigen Zielen sind die Anfänge eher bescheiden. „Wir müssen lernen und das System muss lernen“, sagt Handtrack. Darum soll zunächst nur ein Minibus durch Ludwigsburg fahren. Und zwar auf der Strecke zwischen Bahnhof und Bushaltestelle Grönerstraße in der Weststadt. Das sei zwar noch Teil der Innenstadt, sagt der Projektleiter, aber den dichten Auto- und Fußgängerverkehr werde man vorerst meiden. Doch der Kleinbus soll nicht gänzlich leer durch die Stadt fahren, er soll durchaus schon in der Probephase Fahrgäste befördern. Welche exakte Route er nehmen wird, ist noch offen.

Bus mit Straßenzulassung

Ob der Bus allerdings noch in diesem Jahr auf Fahrt geht oder erst Anfang 2019, hängt auch vom Hersteller ab. „Wir werden den Bus jetzt bestellen und konfigurieren“, sagt Handtrack. Die Wahl fiel auf das Modell Cloui der Firma Paravan aus Pfronstetten bei Reutlingen. Das Unternehmen ist bisher auf den Bau von Behindertenfahrzeugen spezialisiert. Den Zuschlag habe die Firma bekommen, weil sie mit dem Modell Cloui nicht nur ein selbstfahrendes Auto anbieten könne, sondern dafür auch schon eine Straßenzulassung habe. Der Bus könne schneller fahren, aber er werde in der Testphase zunächst nur mit Tempo 25 zwischen Bahnhof und Weststadt pendeln.

Neben den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) und den Städten Ludwigsburg und Stuttgart sind an diesem Modellprojekt auch der Verband deutscher Verkehrsunternehmen, die e-mobil GmbH, das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen der Universität Stuttgart, das Forschungszentrum für Informatik Karlsruhe, das Testfeld autonomes Fahren Baden-Württemberg sowie die Unternehmen Daimler und Evo-Bus beteiligt. Die verschiedenen Tests sollen in drei Etappen abgewickelt werden. Zum Teil eins gehört eine Präsentation für die Bürger in einer sogenannten Roadshow. Wie der Name andeutet, werden die Beteiligten damit im Land unterwegs sein. „Das könnte schon im April der Fall sein“, sagt Handtrack. 2019 könne diese Roadshow zum Beispiel auch bei der Bundesgartenschau in Heilbronn halt machen. Aus dem Modellprojekt erwüchsen auch „neue Rahmenbedingungen für die Infrastruktur Ludwigsburgs und die Digitalisierung des Stadtraums“, sagt Seigfried.