Auch die Stuttgarter Stadtbahn braucht Zuschüsse, um die Kosten zu decken. Foto: Hans Jörg Wangner

Der Gemeinderat von Stuttgart möchte, dass am 22. September möglichst kein Auto durch die Landeshauptstadt fährt. Dafür fahren Busse und Bahnen gratis. Der eine oder andere fragt sich nun, warum sie das nicht öfter tun?

Stuttgart - Der Badener Horst Stammler hat den Schalk im Nacken und würzt seine Reden gerne mal mit einem lockeren, gleichwohl deutlichen Spruch. Auf die Frage, warum die Fahrt mit Bus und Bahn im Verkehrsverbund Stuttgart nicht immer kostenlos sein kann, antwortet der VVS-Geschäftsführer: „Weil auch nicht jeden Tag Weihnachten ist.“

Der Warum-nicht-immer-so-Blitzgedanke schießt dieser Tage manch einem durch den Kopf, der davon hört, dass der Gemeinderat von Stuttgart die Fahrt mit den Öffentlichen am 22. September in der VVS-Zone 1 freigibt. Damit will die Stadt am sogenannten autofreien Sonntag Gelegenheitsfahrer zum dauerhaften Umstieg auf Bus und Bahn animieren. Das Ganze garniert er mit einem großen Straßenfest auf der Theodor-Heuss-Straße. Dafür bezahlt die Stadt alleine dem VVS rund 200 000 Euro, weil dem Verbund Einnahmen in dieser Höhe wegbrechen.

Nulltarif „vollkommen unrealistisch“

„Für einen Tag – und dann noch an einem Sonntag, wenn ohnehin weniger Fahrgäste unterwegs sind – kann sich die Stadt Stuttgart das leisten“, ordnet Horst Stammler die Aktion im Gesamtgeschehen ein, „es wäre aber vollkommen unrealistisch, einen Nulltarif an allen 365 Tagen im Jahr zu finanzieren.“ Womöglich noch in allen fünf großen Zonen des Verbunds.

Gut 280 Millionen Euro nimmt der VVS pro Jahr allein in der Zone 1 aus dem Ticketverkauf ein, im Rest des Netzes sind es fast noch mal so viel. Das sind 550 Millionen Euro, die für den Betrieb gebraucht werden, für Gehälter des Personals, Anschaffung und Unterhalt der Schienenfahrzeuge sowie die Pflege der Netze. „Das müsste finanziert werden“, sagt Stammler. Zumal die VVS-Landkreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr finanziell weniger auf Rosen gebettet sind als Stuttgart.

Stammler erinnert an die Reform der VVS-Tarifzonen, die am 1. April von 52 auf fünf große und drei kleine reduziert wurden. 42 Millionen Euro und viele Verhandlungen hat das Stuttgart und die Landkreise gekostet, „schon das war ein finanzieller Kraftakt“, sagt Stammler. Deshalb wird der Gratis-VVS derzeit in keinem politischen Gremium ernsthaft diskutiert.