Die deutsche Automarke Borgward meldet sich nach fast 60 Jahren in Deutschland zurück Foto: dpa

Die deutsche Automarke Borgward meldet sich nach fast 60 Jahren in Deutschland zurück. Ab 2018 sollen wieder Autos mit dem „Raute“- Emblem in Bremen vom Band laufen. Und zwar in Voll-Elektro-Version.

Bremen/Stuttgart - Nur ein Jahr nach seinem Neustart als Autobauer wagt das deutsch-chinesische Unternehmen Borgward den Sprung zurück ins Autoland Deutschland. Am Gründungsort der Traditionsmarke in Bremen soll bis 2018 ein Montagewerk mit einer Jahreskapazität von bis zu 10 000 Fahrzeugen mit vollelektrischem Antrieb entstehen. „Mit unserer Rückkehr nach Bremen schlagen wir die Brücke von der Vergangenheit zur Zukunft“, sagte der Vorstandschef der Borgward Group AG, Ulrich Walker, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Bremen. Geplant wird zunächst mit 50 bis 100 Arbeitsplätzen und Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe.

Das ist in der Autobranche eher ein Einstieg auf kleinstem Niveau. Dies sei aber erst der Anfang und zudem der Tatsache geschuldet, dass in dem Werk keine kompletten Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge gebaut würden, so Walker. Die Stichworte heißen Montage und Zulieferung. Halbfertige Autos und Teilmodule werden nach Bremen geschickt und dort endmontiert. Die Teile kommen aus China, Europa und Deutschland. Firmen wie Bosch sollen bei der Motorentechnologie ganz vorne mitspielen, die Batterien kommen von LG. Continental, Webasto, Schäffler/SKF und Kuka sind weitere Zulieferer. Produziert wird derzeit nur im Borgward-Werk in Miyun bei Peking.

Baubeginn ist 2017

Das Bremer Werk soll über eine Fläche von 10 000 Quadratmetern verfügen sowie ein ähnlich großes Freigelände. Wo genau das Werk stehen wird, soll noch entschieden werden. Bremerhaven - Europas größer Autoumschlagplatz - ist im Gespräch. Baubeginn ist 2017; die Vorserienproduktion des elektrobetriebenen BX7-Modells soll Anfang 2018 starten. Weitere Modelle sollen folgen. Über den Verkaufspreis wollte Walker noch nichts sagen. Die Reichweite des E-Borgwards soll bei 400 bis 500 Kilometer liegen. In China wurden seit Ende Juni bislang 15 000 Autos ausgeliefert. Mittelfristig sollen es weltweit 500 000 pro Jahr werden.

Die Borgward Group AG mit Sitz in Stuttgart gehört zu 100 Prozent dem chinesischen Lastwagenbauer Foton. „Wir sind aber kein Tochterunternehmen. Foton ist in Anführungsstrichen nur der Investor“, so Walker. In Bremen fand die Pressekonferenz im Festsaal des historischen Bremer Rathauses statt. „Rückkehr einer Legende“ und „Borgward is back“, lautete das Motto. Für den Aufsichtsratschef des Unternehmens und Gründer-Enkel Christian Borgward war es ein denkwürdiger Tag. „Zu sehen, dass Träume sich erfüllen können und ich das Lebenswerk meines Großvaters (Carl F. W. Borgward) fortführen kann, übertrifft meine kühnsten Erwartungen.“

Borgward gehörte einst zu den bekanntesten Autoherstellern Deutschlands und ging 1961 pleite. Seinerzeit wurde Borgward durch Top-Modelle wie Isabella, Arabella und Hansa 2400 bekannt. Am Mittwoch standen rund 40 Oldtimer und zwei neue Modelle vor dem Rathaus Spalier. Mit bis zu 23 000 Beschäftigten war Borgward einst größter Arbeitgeber Bremens. „Ich darf Sie herzlich zurückbegrüßen in Bremen“, sagte Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). Borgward sei in Bremen ein wohlklingender Name, und die Hansestadt habe ein hohes Interesse, dass dieser Namen von Bremen aus nach Europa getragen werde.