Aus- und Umleitungen sind auf der A 8 vor dem Albaufstieg noch die Regel. Foto: Rudel/Archiv

Dass der Bund den neuen Albaufstieg der A 8 komplett finanziert, wird im Kreis Göppingen einhellig begrüßt. Unwägbarkeiten gibt es dennoch.

Kreis Göppingen - Es wird noch zahllose Stauwochenenden, etliche Umleitungsmaßnahmen und jede Menge Schleichverkehr geben, bis die Autos endlich auf jeweils drei Spuren albauf- beziehungsweise albabwärts rollen können. Es könnte mit dem Ausbau des Albaufstiegs der A 8 nun aber, so der einhellige Tenor und die Hoffnung im Landkreis Göppingen, schneller vorangehen als zu erwarten oder gar zu befürchten war.

Das Bundesverkehrsministerium hat in dieser Woche bekanntgegeben hat, dass die neue Trasse zwischen Mühlhausen und dem Weiler Widderstall komplett aus der Staatskasse statt über eine öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) finanziert wird. Deshalb ist, so die Hoffnung der Anwohner, die Wahrscheinlichkeit, dass das Projekt zügig umgesetzt werden kann, enorm gestiegen. Wobei zügig in diesem Fall immer noch mindestens acht Jahre bedeutet und es nach wie vor Unwägbarkeiten gibt, die einer planmäßigen Fertigstellung bis 2026 entgegenstehen könnten. Gleichwohl zeigten sich sämtliche politischen Lager im Stauferkreis mit dem jetzigen Beschluss ausgesprochen zufrieden.

Landrat Wolff: Diese Entscheidung haben wir lange herbeigesehnt

Ob bei CDU, SPD, Grünen oder AfD: Die Mandatsträger in Bund und Land sind sich einig, dass das Vorhaben durch diese Entscheidung rascher umgesetzt werden kann und es sicher nicht von Nachteil ist, wenn ein solche Infrastrukturmaßnahme ausschließlich in öffentlicher Hand verbleibt. Der Göppinger Landrat Edgar Wolff ist ebenfalls froh: „Diese Entscheidung haben wir lange herbeigesehnt, und umso größer ist jetzt die Freude. Der Albaufstieg ist neben dem Weiterbau der B 10 unsere wichtigste Infrastrukturmaßnahme im Straßenbau.“ Durch dieses positive Signal werde man jetzt deutlich schneller vorankommen. „Die seitens des Landkreises mehrfach geforderte Fertigstellung bis in zehn Jahren hat damit eine sehr realistische Perspektive“, erklärt Wolff. Er hoffe, dass die notwendigen Verfahren zügig zum Abschluss kämen und man 2020 mit dem Bau beginnen könne.

In den meisten Gemeinden im oberen Filstal und an der Autobahn herrscht ebenfalls Zufriedenheit. Für Johannes Küchle, den Stellvertreter des im Urlaub weilenden Mühlhausener Schultes Bernd Schaefer, kann mit dem Neubau der Strecke nicht schnell genug begonnen werden: „Wir ersaufen im Verkehr. Das ist ein echtes Drama im Täle.“ Dass im Fall der Fälle die Baustelle Schnellbahnstrecke Stuttgart-Ulm direkt in die Baustelle Autobahnalbaufstieg übergehen würde, findet Küchle nicht weiter schlimm. „Auch wenn es eine Gewohnheit geworden ist, auf die wir gerne verzichten könnten, ist der Ausweichverkehr von der A 8 schlimmer als der Baustellenverkehr“, stellt er klar.

3000 Einwendungen bis zur Abgabefrist

Der Bad Ditzenbacher Rathauschef Herbert Juhn hält die jetzige Situation für die Bevölkerung ebenfalls für unzumutbar. „Wir haben auf der B 466 an fast jedem Wochenende einen Stau durch den Ort, deshalb ist es erfreulich, wenn die Entlastung so rasch wie möglich kommt.“ Für die Baustellenzeit habe die Gemeinde ihre Stellungnahmen und Forderungen im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens eingereicht. „Da braucht es natürlich ein Konzept, was die Straßennutzung angeht, etwa für den An- und Abtransport“, sagt er. Derartige Eingaben zum vorgesehenen Autobahnausbau sind beim Stuttgarter Regierungspräsidium im übrigen in Hülle und Fülle gelandet. Bis zur Abgabenfrist sind es rund 3000 Einwendungen gewesen. Die Behördensprecherin Katja Lumpp hält diese Zahl für wenig überraschend. „Das spricht für eine lebendige Beteiligungskultur, weil es viele Interessierte und Betroffene gibt, die etwas zu sagen haben.“

Bis zu welchem Zeitpunkt das Verfahren abgeschlossen sein wird, vermag Lumpp indes nicht zu sagen. Das ambitionierte Ziel laute aber nach wie vor Ende 2019, ergänzt sie. Zwar bestreitet kaum jemand ernsthaft die Notwendigkeit eines sechspurigen Ausbaus, eine Unwägbarkeit liegt jedoch in der Streckenführung. Während die Planer die sogenannte E-Trasse mit zwei Brücken und zwei Tunnels favorisieren, sprechen sich einige Kommunen sowie vor allem die Bürgerinitiative Dracki für eine Variante mit nur einer Brücke und einem Tunnel aus. Diese sogenannte K-Trasse indes ist aus der Planfeststellung herausgenommen worden, sie dürfte aber, wenn nicht alles täuscht, im Laufe des Verfahrens noch – oder wohl eher wieder – eine Rolle spielen.