Die Blitzanlage sieht aus wie ein Anhänger und kann einfach verschoben werden. Polizei und Land hoffen, dass sich Autofahrer so über längere Abschnitte an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Foto: dpa

Die Polizei bekommt Verstärkung im Kampf gegen Raser. Das Innenministerium schafft eine neue Technik an: die semistationäre Tempoüberwachung. Die sogenannten Enforcementtrailer sind relativ schnell aufgebaut und können Autofahrer fast überall erwischen.

Stuttgart - Wer täglich über die Autobahn 8 von und nach Stuttgart pendelt, weiß, dass dort nach den Bauarbeiten zur Fahrbahnerweiterung eine der stationären Blitzeranlagen fehlt. Auf Höhe der Raststätte Sindelfinger Wald in Fahrtrichtung Karlsruhe wird zurzeit nicht erwischt, wer zu schnell unterwegs ist. Das soll ein Ende haben: Der Blitzer kommt zurück. Und nicht nur das: Die Polizei rüstet auf. Neben den stationären Geschwindigkeitsüberwachungen und den ohnehin eingesetzten mobilen Geräten schafft das Innenministerium noch ein neue Technik an: eine semistationäre Tempoüberwachung.

Enforcementtrailer heißen die Geräte. Übersetzen kann man das als einen Anhänger zur Durchsetzung. Durchgesetzt werden soll die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. Es handelt sich dabei um einen Autoanhänger mit einer eingebauten Geschwindigkeitsmessanlage. Um ihn zu bewegen, braucht man nur ein Auto. Am Einsatzort kann er dann alleine mehrere Tage lang akkubetrieben stehen. „Dadurch werden die Vorteile einer stationären Anlage, eine dauerhafte Überwachung ohne Personaleinsatz, mit denen einer mobilen Anlage, dem Einsatz an nahezu jedem Ort, kombiniert“, erläutert der Pressesprecher Carsten Dehner vom Innenministerium. Im Gegensatz zu stationären Anlagen, die dauerhaft an einem Ort stehen, könne die Polizei damit die Technik des „Heranbremsens“ aushebeln: Ist der Standort bekannt, drücken die Autofahrer, die zu schnell sind, kurz davor auf die Bremse.

Beim Enforcementtrailer geht diese Strategie nicht auf, da er, sobald sich die Autofahrer daran gewöhnt haben, wieder woanders steht. Zunächst werde das Land ein solches Gerät beschaffen, sagt der Ministeriumssprecher. Da aktuell die Ausschreibung noch laufe, stünden die Kosten noch nicht fest. Auch wann der Enforcementtrailer genau kommen werde, stehe noch nicht fest, aber „noch in diesem Jahr“, sagt Dehner. Das hat der Blitzeranhänger übrigens mit der stationären Anlage an der Autobahn 8 bei Leonberg gemeinsam: Auch diese soll irgendwann im laufenden Jahr wieder aufgestellt werden. Der genaue Zeitpunkt ist noch nicht festgelegt. Autofahrer ärgern sich über Blitzer, wenn sie es zu eilig haben und erwischt werden. Dazu sagt der Innenminister Thomas Strobl (CDU): „ Wer rast und drängelt, gefährdet sich und andere. Temposünder und Drängler müssen damit rechnen, dass sie jederzeit und an jedem Ort die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren bekommen.“ Das soll unter anderem mit dem neuen Anhänger erreicht werden.

Ein Zwischending zwischen stationärer und mobiler Überwachung

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen setzt schon seit dem vergangenen Jahr auf diesen Trailer. Die Polizei Köln hatte in der Zeit im Jahr 2016 verschiedene semistationäre Anlagen auf innerstädtischen Straßen, Landstraßen, Bundesstraßen und auf der Autobahn getestet, teilt eine Sprecherin der Polizei in Nordrhein-Westfalen mit. Dabei habe man beobachtet, dass die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit sich tatsächlich verringert habe. „Das subjektive Entdeckungsrisiko wird erhöht, was zu einer Verbesserung der Verkehrsmoral beiträgt“, heißt es dazu aus dem Ministerium in Stuttgart. Sprich: Man rechnet nicht mehr nur an einer Stelle mit einem Blitzer, er kann stattdessen überall auftauchen.

Dass sich Autofahrer an stationäre Messanlagen gewöhnen, kann die Polizei bestätigen. Aber auch, dass die Unfallzahlen sinken. Besonders deutlich machen das Zahlen aus dem Abschnitt zwischen dem Autobahnkreuz Stuttgart und der Anschlussstelle Stuttgart-Möhringen: Laut dem Polizeipräsidium Ludwigsburg waren dort im Jahr 2012, als noch keine Blitzer installiert waren, noch mehr als 120 schwere Unfälle geschehen. Im Jahr 2013 kamen die ersten drei stationären Blitzer. Die Zahl der schweren Unfälle sank auf 61, in den darauffolgenden Jahren hat sie sich zwischen 52 und 55 bewegt, teilt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg mit.

Nicht nur das Rasen auf den Autobahnen bereitet der Polizei Sorgen. Auch die Polizei in der Landeshauptstadt blitzt zusätzlich zu den stationären Überwachungsanlagen regelmäßig. „Die Schwerpunkte sind nach wie vor die Strecken, die man kennt“, sagt Claudia Rohde, die Chefin der Stuttgarter Verkehrspolizei. Sie zählt dazu die Heilbronner Straße, die Bundesstraße 27 sowohl im Norden als auch im Süden der Stadt, außerdem noch den Schattenring und die Wildparkstraße. „Man kann es nicht oft genug sagen: Mit jedem Kilometer mehr auf dem Tacho erhöht sich die Aufprallgeschwindigkeit bei einem Unfall“, sagt Rohde.