BMW präsentierte im September den M8 auf der Automesse in Peking. Der Absatz in China hat wieder angezogen. Foto: AP/Andy Wong

Der Münchner Konzern schreibt wieder schwarze Zahlen. Im dritten Quartal wurden so viele Autos wie in keinem anderen Quartal zuvor verkauft. Das Personal schrumpft moderat. Insgesamt schlägt sich BMW damit etwas besser als sein Konkurrent Daimler.

München - Deutschlands Autoindustrie erholt sich sichtbar. Das dokumentieren die Verkäufe des Premiumherstellers BMW zwischen Juli und September. „Das dritte Quartal war das absatzstärkste unserer Geschichte“, erklärte Konzernchef Oliver Zipse zur Vorlage eines Zwischenberichts in München. Weil das Vorquartal wegen der Pandemie zugleich die historisch höchsten Einbrüche gebracht hatte, steht nun nach neun Monaten des Jahres ein Absatzrückgang von noch knapp 13 Prozent auf gut 1,6 Millionen global verkaufte Fahrzeuge zu Buche. Autoanalyst Frank Schwope von der NordLB schätzt, dass BMW damit auf einen Jahresabsatz von 2,2 bis 2,3 Millionen Autos zusteuert – ein Zehntel weniger als im vergangenen Jahr.

BMW hat die Nase bei der Elektromobilität vorn

Damit schlägt sich BMW aktuell beim Absatz ähnlich wie Audi und leicht besser als Premiumkonkurrent Daimler. Auch bei der VW-Tochter Audi liegen die Verkäufe nach neun Monaten um knapp 13 Prozent mit fast 1,2 Millionen Fahrzeugen unter dem Niveau des Vorjahres. Bei Mercedes beträgt das vergleichbare Minus bei 1,6 Millionen verkauften Fahrzeugen fast im Gleichschritt gut 13 Prozent. Was deutsche Autobauer wieder nach oben zieht, ist vor allem China, wo BMW den Absatz im dritten Quartal wieder um fast ein Drittel steigern konnte. Zugleich schafft das zunehmende Abhängigkeit vom chinesischen Markt.

Blickt man aus dem technologischen Blickwinkel auf den Absatz, hat BMW die Nase bei der Elektromobilität vorn. In den ersten neun Monaten stieg der Absatz elektrifizierter BMW-Modelle um ein Fünftel auf über 116 000 Elektroautos der Marken BMW und Mini. Zipse ist schon deshalb sicher, die EU-Vorgaben zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes dieses und nächstes Jahr zu erfüllen und so hohe Strafzahlungen vermeiden zu können. Auch Daimler sieht dafür eine gute Chance. „Es wird sehr eng“, sagte zuletzt VW-Chef Herbert Diess zu diesem Punkt, sah ein Erreichen der Flottenziele für den Klimakiller Kohlendioxid aber auch noch in Reichweite.

BMW will den laufenden Stellenabbau auf 6000 Jobs beschränken

Mit Blick auf einen bevorstehenden Durchbruch der Elektromobilität kündigte Zipse indes zeitnah eine grundlegende Entscheidung an. Die betrifft die bisher in Front- und Heckantrieb zweigeteilte Fahrzeugarchitektur der Münchner. Ab 2025 werde diese von einem neuen System abgelöst, das dem Elektrozeitalter Rechnung trage und keine Unterschiede mehr kennen soll. Details wollt Zipse noch nicht nennen. Schon ab 2022 sollen aber in einem ersten Schritt in allen heimischen BMW-Werken elektrifizierte Modelle und Komponenten dafür vom Band laufen.

Das hat den Vorteil, dass schwer kalkulierbare Nachfrageverschiebungen zwischen Autos mit Verbrennungsmotor und Stromern schon auf Werksebene ausgeglichen werden können. Zipse sieht darin einen Wettbewerbsvorteil. In der Tat ist eine Verteilung künftiger Produktionsanteile für Elektromobilität beispielsweise bei Mercedes noch in der Phase der Diskussion und teils zwischen Management sowie Personal umstritten. Schon jetzt fährt die BMW-Belegschaft besser als die des Stuttgarter Erzrivalen. BMW beschäftigt derzeit mit global gut 124 000 Mitarbeitern rund 2000 Personen weniger als im Vorjahr. Bei den Stuttgartern beträgt der vergleichbare Rückgang 13 000 Stellen. Bis zu 20 000 Jobs weniger könnten es dort am Ende werden. BMW will den laufenden Stellenabbau auf 6000 Jobs beschränken. Bei Audi geht es um rund 10 000 Arbeitsplätze.

BMW hat nach neun Monaten einen Überschuss von 2,2 Milliarden Euro erreicht

Kostensenkung durch Personalabbau ist auch ein Grund, warum alle drei Premiumhersteller im Coronajahr 2020 am Ende schwarze Zahlen anpeilen. BMW hat nach neun Monaten einen Überschuss von 2,2 Milliarden Euro erreicht. Das sind noch 40 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, wobei das dritte Quartal starke Verbesserungen gebracht hat. Die Frage ist, ob das auch branchenweit im Schlussquartal so weitergeht. Steigende Corona-Infektionszahlen erzwingen derzeit EU-weit neue Einschränkungen, die sich auf den Autoabsatz auswirken könnten. „Wir rechnen nicht mit einem Herunterfahren der Produktion“, sagt Zipse für die letzten Wochen des Jahres. Klar ist aber auch, dass die Pandemie das schnell ändern kann.