Hartmut Lenz (links), Monika Grütters und Luz Weber in Berlin. Foto: Lenz

Es ist ein besonderer Applaus: Der Weinstädter Jazzclub Armer Konrad hat einen der höchstdotierten Bundeskulturpreise erhalten.

Weinstadt - Stolz wie Oskar ist der Jazzclub Armer Konrad (Jak). Der Grund: Der Weinstädter Verein ist von der Initiative Musik – der zentralen Fördereinrichtung der Musikwirtschaft und der Bundesregierung für Rock-, Pop- und Jazzmusik in Deutschland – für sein Programm mit dem Applaus-Preis ausgezeichnet worden, einem der höchstdotierten Bundeskulturpreise. Schon einmal hatte der Jak sich darum beworben, war aber nicht zum Zuge gekommen. Doch dieses Mal hat es geklappt, passend zur im kommenden Jahr anstehenden Feier des 40-jährigen Bestehens des Clubs.

Bewegende Preis-Verleihung

„Das ist ein toller Zufall“, sagt dazu Luz Weber, der stellvertretende Jak-Vorsitzende. Einfluss auf die Entscheidung der Jury habe dies aber nicht gehabt. Auch die besonderen Aktivitäten zur Remstal-Gartenschau in diesem Jahr spielten hierfür keine Rolle. Der Jak hatte erstmals gemeinsam mit den Jazzclubs Session 88 in Schorndorf und Jazz-Mission in Schwäbisch Gmünd mit dem Remstaljazzfest ein mehrtägiges Festival organisiert. Man habe sich mit dem Programm von 2018 für den Preis beworben, berichtet Weber. Dass der Club mit einem seiner üblichen Jahresprogramme überzeugen konnte, macht den Erfolg für den Jak noch größer.

Ein bewegendes Ereignis sei auch die Applaus-Verleihung in Berlin gewesen. „Es war toll, so viele Kulturschaffende auf einem Haufen zu treffen“, erzählt Weber, der gemeinsam mit dem Jak-Vorsitzenden Hartmut Lenz und Klaus Rühle, dem Kassierer des Clubs, in die Hauptstadt gereist war. Zumal es in Foren zu unterschiedlichen Themen, wie etwa die Gestaltung des Generationswechsels oder spezielle Förderprogramme für das Engagement nationaler Künstler, auch Gelegenheit gegeben habe, sich untereinander auszutauschen. An Gesprächspartnern herrschte dabei bei 107 Spielstätten in ganz Deutschland, die in drei Kategorien ausgezeichnet wurden, wahrlich kein Mangel. Die Bewerberzahl sei mit 360 indes noch weit größer gewesen, merkt Weber an.

18 000 Euro Preisgeld

Freuen durfte sich die dreiköpfige Jak-Delegation bei der Verleihung nicht nur über eine Urkunde und eine Plakette zum Aufhängen, die Monika Grütters, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, überreichte, sondern auch über 18 000 Euro, die der Verein als Preisträger der Kategorie zwei mit mehr als 52 Veranstaltungen jährlich bekommt. „Das ist für uns eine Riesenchance und gibt uns Sicherheit in der Planung“, sagt Weber über den Geldsegen. Dabei wolle man sich die 18 000 Euro gut einteilen und für besondere Konzerte einsetzen, die man sich sonst aus finanziellen Gründen als kleiner Club nicht leisten könne. Einen Teil des Preisgelds werde man sicherlich auch für Veranstaltungen zum 40-jährigen Bestehen einsetzen.

Schließlich haben die Verantwortlichen eine ganze Menge vor, angefangen mit einem international besetzten Neujahrskonzert am 5. Januar als Auftakt des Jak-Jubiläumsjahres. Das Tingvall Trio mit dem Schweden Martin Tingvall am Klavier, dem Kubaner Omar Rodriguez Calvo am Bass und dem Deutschen Jürgen Spiegel am Schlagzeug, das in mehr als 30 Ländern aufgetreten und mit vielen Auszeichnungen dekoriert ist, gastiert von 20 Uhr an in der Jahnhalle. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Zudem plane man mit Landesjazzpreisträgern ein dreitägiges Event im August im Stiftshof. Aus diesen heraus habe sich eigens für das Jak-Jubiläum eine Band gegründet, die unter dem Titel „People and Places“ Eigenkompositionen präsentieren werde, kündigt Weber an.

Viele Pläne für das Jubiläum

Auch der Jazztrompeter Joo Kraus, der im Rahmen der Jazztage gemeinsam mit der kubanischen Pianistin Marialy Pacheco nach Weinstadt komme, bringe ein paar extra für diesen Auftritt komponierte Stücke mit. Den Oktober wolle man osteuropäischen Bands widmen. Schließlich bestünden seit der Gründung enge Kontakte vor allem zu polnischen Musikern. Darüber hinaus seien noch weitere Planungen am Laufen.

Info: Der Spielstättenpreis Applaus

Preisgelder: Zum siebten Mal hat die gemeinnützige Projektgesellschaft Initiative Musik den Spielstättenpreis Applaus vergeben. Dieser ist insgesamt mit 1,8 Millionen Euro dotiert. Dabei erhalten Preisträger der Kategorie eins, die mehr als 104 Konzerte im Jahr organisieren, 38 000 Euro. Jene, die mit mehr als 52 Veranstaltungen jährlich in der Kategorie zwei geehrt werden, bekommen 18 000 Euro und je 7500 Euro gibt es für prämierte Spielstätten mit mindestens zehn Konzerten. So würdigt der Preis nicht nur das Engagement Kulturschaffender, sondern dient ihnen auch als Unterstützung. Zudem wird in den ersten beiden Kategorien jeweils die Spielstätte des Jahres gekürt und in der dritten Kategorie das Programm des Jahres. Darüber hinaus werden, mit je 5000 Euro dotiert, ein Sonderpreis der Jury sowie die beiden Auszeichnungen „Bestes ehrenamtliches Engagement“ und „Gleichstellung“ ausgelobt.

Geehrte: Von den 107 Preisträgern stammen 17 aus Baden-Württemberg. Als einziger von ihnen ist das Jazzhaus Freiburg in der Kategorie eins geehrt worden. Zu den Ausgezeichneten der Kategorie zwei gehören neben dem Jazzclub Armer Konrad auch der Club Bastion aus Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) und der Konstanzer Kulturladen. Von den Kategorie-drei-Preisträgern stammen aus der Region Stuttgart: der Schorndorfer Jazzclub Session 88, die Geislinger Musikinitiative MieV (Kreis Göppingen) sowie der Jazzkeller und das Kulturzentrum Dieselstraße aus Esslingen. Zudem zählt aus dem Remstal auch die Jazzmission Schwäbisch Gmünd.