Gescheitert in den Play-offs zur Europa League, Aus im DFB-Pokal: VfB-Trainer Schneider muss sich mit seinem Team nun voll und ganz auf die Bundesliga konzentrieren. Foto: Pressefoto Baumann

Statt auf drei Hochzeiten zu tanzen, ist der VfB Stuttgart nur noch Partygast in der Bundesliga. Das Team wähnt sich dennoch auf einem guten Weg – obwohl die Anzeichen dafür gar nicht so zahlreich sind.

Freiburg/Stuttgart - Es gibt Tage, da bringt man einfach nicht zu Ende, was man angefangen hat. Nicht auf dem Platz – und auch nicht danach. Am Mittwochabend in Freiburg jedenfalls machte nach dem Pokalspiel des VfB Stuttgart gegen den Sportclub sogar ein Metallkoffer Probleme.

Timo Werner stand auf dem guten Stück, das einfach nicht zugehen wollte, Rani Khedira fummelte am Verschluss – und das ganze Prozedere war viel, viel komplizierter, als zunächst angenommen. Für die Mission von Thomas Schneider als Cheftrainer beim VfB Stuttgart gilt mittlerweile wieder dasselbe. Vor allem nach diesem 1:2 in Freiburg, dem Aus in der zweiten Runde des DFB-Pokals.

Noch vor wenigen Wochen sah die Prognose günstiger aus. Der VfB propagierte in einer Art Imagekampagne den Aufbruch, die Mannschaft sendete durch das 6:2 gegen 1899 Hoffenheim ein entsprechendes Signal, das mutige und unbekümmerte Auftreten des erst 17-jährigen Timo Werner verzückte die Fans zudem. Und jetzt? Sagt Christian Gentner: „Wir müssen über die Liga die Saison retten.“ Die Teilnahme an der Europa League „haben wir hergeschenkt“, sagt der VfB-Kapitän. Im DFB-Pokal „sind wir mehr oder weniger unglücklich ausgeschieden“. Bleibt die Bundesliga – und womöglich auch ein Rest der Aufbruchstimmung von einst.

Ist der Aufbruch schon wieder Geschichte?

Wobei: Das zarte Pflänzchen, das da am Wachsen war, ist schon wieder ordentlich zertrampelt worden. Der Auftritt beim Erfolg in Berlin war spielerisch arm, den Heimsieg gegen Frankfurt vergab der VfB in letzter Minute, nun folgte das Pokal-Aus im Spiel beim SC Freiburg. In dem sich Schneiders Team zwar einige Chancen boten, am Ende aber entweder Klasse und Glück im Abschluss fehlte oder die Fähigkeit, den Gegner noch klarer auszuspielen. Ist der Aufbruch also schon wieder Geschichte?

„Nein“, versichern sie beim VfB allenthalben und versuchen, das Aus im DFB-Pokal herunterzuspielen – obwohl vor der Partie schon wieder vom Finaleinzug die Rede gewesen war, eine wichtige Einnahmequelle nun nicht mehr sprudelt und der Weg ins internationale Geschäft wieder länger geworden ist. „Das ist überhaupt kein Beinbruch. Für uns geht deshalb die Welt nicht unter“, befand Schneider, lobte die Leistung seiner Mannschaft und richtete den Blick nach vorn. Ebenso Fredi Bobic, der sagte: „Du kannst diesen Sachen nicht nachtrauern, ob das jetzt die Europa League ist oder der DFB-Pokal.“ Dabei dürfte gerade der Sportvorstand ordentlich verstimmt sein.

Schließlich war er es, der zusammen mit Ex-Trainer Bruno Labbadia den Kader derart verbreiterte, dass er für drei Wettbewerbe konkurrenzfähig sein sollte. Nun steht nur noch die Bundesliga auf dem Programm, Erholungszeit ist zwischen den Spieltagen genügend vorhanden, und die Zahl unzufriedener Ergänzungsspieler wird in den kommenden Wochen nicht gerade sinken.

Gentner: „Spielerisch war es trotz allem sehr gut“

Wer diesem Sachverhalt dennoch etwas Positives abgewinnen will, macht’s wie Christian Gentner und sagt: „Durch den großen Kader kann sich keiner ausruhen, jeder muss immer Gas geben.“

Der Kapitän ist nicht der Einzige, der nun versucht, Positives aus dem Negativerlebnis zu ziehen, das Bemühen, die Aufbruchstimmung irgendwie am Leben zu halten, ist groß. „Spielerisch war es trotz allem sehr gut“, sagt Gentner, obwohl der VfB gegen den SC viel mit langen Bällen auf die Spitzen agierte, hinter denen meist eine große Lücke klaffte. Auch, weil der Kapitän selbst sich viele Bälle direkt vor der eigenen Abwehr abholte und William Kvist ohnehin nicht als Spielgestalter bekannt ist. „Wir hatten viel Ballbesitz“, analysierte Schneider, obwohl dieser oft daraus resultierte, dass sich die Innenverteidiger in Ermangelung an Anspielstationen den Ball gegenseitig zuschoben. „Wir haben uns zahlreiche Torchancen herausgespielt“, erklärte Thorsten Kirschbaum – dumm nur, wenn man kaum eine davon nutzt. Dennoch versicherte der Torhüter: „Wir kommen voran. Die Arbeit von Thomas Schneider wird noch Früchte tragen.“ Am besten schon am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) bei Eintracht Braunschweig.

Denn klar ist auch: Lange darf die Eingewöhnungsphase von Mannschaft und neuem Trainerteam nicht mehr dauern, sonst ist die Aufbruchstimmung im Eimer. „Wir stehen unter Druck und in der Pflicht“, gibt Gentner zu. Immerhin: Die erste Niederlage unter Schneider – obwohl ausgerechnet im Derby erlitten – hat die Fans noch nicht nachhaltig verstimmt. Der Trainer bleibt ohnehin bei seinem Credo: „Entscheidend ist, dass wir unseren Weg konsequent weitergehen.“

Dann, so seine Vorstellung, stellt sich der Erfolg als Konstante schon ein. Und die Dinge werden wieder weniger kompliziert. Womöglich auch nach den Partien.