Künstlerische Darstellung des Chicxulub-Einschlags vor 66 Millionen Jahren. Foto: /Donald E. Davis/Nasa

Warum starben die Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren plötzlich aus? Eine neue Studie von Forschern aus Potsdam gibt dem berüchtigten Chicxulub-Asteroiden die alleinige Schuld. Der Aufprall hatte ein gigantisches Massensterben zur Folge. Sämtliche Dinosaurier verschwanden von der Erde.

Potsdam - Das Aussterben der Dinosaurier am Ende der Kreidezeit dürfte einer neuen Studie zufolge allein auf das Konto des berüchtigten Chicxulub-Asteroiden – dem sogenannten Chicxulub Impact – gehen. Der Vulkanismus, der bereits zuvor zugenommen hatte, spielte wohl keine Rolle.

Erst der Einschlag des Asteroiden vor 66 Millionen Jahren führte auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan zu einer massiven Versauerung der Ozeane, wie Wissenschaftler des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam jetzt herausgefunden haben. Für die Phase vor dem fatalen Einschlag sei keine Versauerung der Weltmeere festzustellen.

Asteroid oder Supervulkan?

Die im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlichte Studie des GFZ-Wissenschaftlers Michael Henehan und seines Teams von der US-Elite-Universität Yale in den USA ist wissenschaftlich hochbrisant.

Die Fachwelt ist sich zwar einig, dass die Kollision mit dem Asteroiden ein Massenaussterben auf der Erde auslöste. Aber es gibt auch Hypothesen, wonach die Ökosysteme bereits zuvor durch wachsenden Vulkanismus unter Druck standen.

Höhle in den Niederlanden birgt Geheimnis der Dinosaurier

Die These von der „Alleinschuld“ des Asteroiden leiten Henehan und seine Kollegen aus den Überresten winziger Kalkalgen ab. Diese hatten die Forscher bei einer Erkundung einer Höhle in den Niederlanden entdeckt. „In dieser Höhle hat sich eine besonders dicke Tonschicht aus der unmittelbaren Zeit nach dem Aufprall angesammelt, was wirklich sehr selten ist“, erklärt Henehan.

„Unsere Daten sprechen gegen eine graduelle Verschlechterung der Lebensbedingungen vor 66 Millionen Jahren“, so der Wissenschaftler. Die Ergebnisse würden zeigen, dass die Ozeane Millionen Jahre der Erholung nach dem Einschlag des Asteroiden brauchten.

Der Studie zufolge waren die Weltmeere nach dem Aufprall so sauer, dass Organismen nicht überleben konnten, die ihre Schalen aus Kalk herstellten. Es dauerte laut Henehan mehrere Millionen Jahre, bis sich Flora und Fauna wieder erholt hatten.

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US-Studie bestätigt Asteroiden-Hypothese

Die Asteroiden-These wird durch eine andere Studie bestätigt, die im September 2019 ebenfalls in PNAS erschienen ist. Der Geophysiker Sean Gulick, Forschungsprofessor an der University of Texas at Austin Jackson School of Geosciences, kommt darin zu dem Schluss, dass der Einschlag des Chicxulub-Asteroiden Tsunamis und Buschbrände hervorgerufen und gewaltige Mengen Schwefel freigesetzt haben könnte.

Ihre Hypothese untermauerten der US-Forscher mithilfe der Auswertung eines Bohrkerns aus dem Chicxulub-Einschlagskrater bei Yucatan. „Der einzige Weg zu einem globalen Massensterben wie diesem ist ein atmosphärischer Effekt“, sagt Gulick. er untersuchte Kern stammt aus einem Abschnitt einer ringförmigen Hügelkette (Peak ring) im Einschlagskrater, der einen Durchmesser von circa 180 Kilometern hat.

Der Abschnitt liegt unter Wasser vor der Küste im Norden der mexikanischen Halbinsel Yucatan. An dieser Stelle bildete sich in den 24 Stunden nach dem Einschlag eine 130 Meter dicke Schicht von Ablagerungen, schreiben die Wissenschaftler. Sie bestehen aus verschiedenen Lagen.

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Durch den Einschlag brachen Nahrungsketten zusammen

Ein vom Einschlag ausgehender Tsunami kam den Forschern zufolge durch Reflexionen an Küsten wieder zurück. Er lagerte unter anderem Holzkohle in dem Krater ab. Die Kohle deutet das Team um Sean Gulick als Hinweis auf Buschbrände, die vom Einschlag ausgelöst wurden.

Der Tsunami könnte Meerwasser bis weit ins Innere der umliegenden Kontinente gebracht haben, beim Zurücklaufen des Wassers ins Meer könnten verkohlte Pflanzenreste mitgerissen worden sein.

Zudem fanden die Forscher Hinweise darauf, dass es schwefelhaltige Aerosole waren, die nach dem Asteroideneinschlag das Weltklima veränderten. Wie man es auch von Vulkanausbrüchen kennt, schirmen die schwefelhaltigen Aerosole das Sonnenlicht teilweise ab. In der Folge kann sich die Fotosynthese der Pflanzen verringern und Nahrungsketten können zusammenbrechen.

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Ausbruch des Supervulkans in der Dekkan-Trapp

Die Meteoriten-Theorie existiert seit den frühen 1980er Jahren. Damals fanden Forscher im 200 Kilometer Chicxulub-Krater im Golf von Mexico eine hohe Konzentration von Iridium, einem auf der Erde äußerst seltenen Metall, das vor allem auf Asteroiden und Meteoriten vorkommt.

Einer anderen Theorie zufolge soll das Massensterben am Ende der Kreidezeit durch eine sich über einige Hunderttausende Jahre hinziehende Ausbruchswelle eines Supervulkans in der Dekkan-Trapp, einer mehr als 500 000 Quadratkilometer großen durch Vulkanismus geprägten Region in Westindien, ausgelöst worden sein. Was auch immer den globalen Tod auslöste, die Ära der Dinosaurier war für immer Geschichte.