Sibylle und Ludwig Fricker (vorne) bauen ihre Ausstellung auf. Foto: Susanne Müller-Baji

Gemalt, gedruckt, gedichtet: Sybille und Ludwig Fricker stellen im Leibniz-Gymnasium aus.

Feuerbach - Sybille Fricker ist im Stadtbezirk als Dozentin für Porzellanmalerei bekannt und in Sachen Tierdarstellungen regelmäßig in der Wilhelma zu Gast. Ihre bekanntesten Werke aber, die Gesichter zweier Urmenschen, sind in alle Welt gegangen: Basierend auf den Erkenntnissen der Wissenschaftler hat sie die offiziellen Porträts der „Steinheimerin“ und des „Mauerer Urmenschen“ gestaltet. Ludwig Fricker hingegen hat im Dezember seinen zweiten wortwitzigen Gedichtband „Pösie II“ veröffentlicht. Warum Pösie? „Weil der moderne Mensch keine Zeit mehr hat; weder für lange Gedichte noch für die exakte Aussprache des Wortes Poesie“, sagt er.

Vom Urmenschen über Porzellanmalerei und Lemberger Impressionen bis zu Blättern mit gedruckten Elementen: Unter dem Motto „2x EigenArt“ zeigt das kreative Paar nun, was bei gemeinsamen Mal-Streifzügen und daheim im Atelier entstanden ist. Bei Sibylle Fricker sind das etwa Tierporträts wie dieses: Auf einem Blatt blicken Zoo-Besucher auf einen Menschenaffen und der blickt zurück – die Frage ist nur, wer dabei die bessere Figur macht. Ludwig Fricker, der bis zu seinem Ruhestand Motoren für ein großes Automobilunternehmen entwickelt hat, geht eher technikbezogen vor. Mit der Laubsäge hat er etwa Figuren aus ausgedienten CDs gesägt und sie in bühnenartigen Kästen angeordnet.

Besonders spannend wird es, wo beide die gleiche Basis für ihre Arbeiten verwendet haben: Zum Beispiel die gedrechselten Holzelemente, die sie beim Spaziergang durch ein Naturschutzgebiet in einem Teich fanden und jetzt als Druckstöcke nutzen. Einzeln erinnern sie an einen Vogel, kombiniert werden menschliche Figuren daraus, die sich zu einem „Chor“ oder zu einer „Andacht“ zusammenscharen. Und dann ist da auch noch, was Sibylle Fricker als „unsere Feuerbacher Wand“ bezeichnet: Weinberg-Impressionen vom Lemberg. Interessant ist, was das Paar etwa aus den Stäffele gemacht hat. Während bei ihr eine luftige Treppen-Struktur entstanden ist, hat er Stufe um Stufe quasi den Aufstieg festgehalten.

„Ein Leibnizianer kehrt zurück“

Für Ludwig Fricker ist die Werkschau eine Rückkehr in seine Schulzeit auf dem Leibniz-Gymnasium. Seither habe es sich sehr zum Positiven verändert, erzählt er: „Das waren halt die Nachkriegsjahre: Jeder musste einen Brikett mitbringen und in jedem Klassenzimmer gab es einen Ofen.“ Auf dem sei ab und zu auch mal Schwarzpulver abgelegt worden – „für den besseren Durchwärmungseffekt“, deutet er knitz an. Freilich sei die Lehrerschaft seinerzeit „beinhart“ gewesen, weshalb er die letzten Klassen lieber auf einem anderen Gymnasium absolviert hat. Für die Vernissage am Mittwoch hat er aber zahlreiche ehemalige Klassenkameraden ausfindig gemacht und eingeladen.

„Ein Leibnizianer kehrt zurück“, freut sich da auch der heutige Schulleiter Otto Fischer. Und eine Rückkehr wird auch die Ausstellung von Manfred Karl Piontek, die danach zur Feuerbacher Kulturnacht im April stattfindet: Der Gymnasialprofessor hatte mit der Schwerpunktgalerie im Leibniz-Gymnasium einst die erste schuleigene Galerie in Deutschland eröffnet. Fischer verriet schon jetzt: Zur Werkschau soll es unter anderem ein Quiz zum Thema Drucktechniken geben.