Die Toblerone ist nur ein Beispiel für viele bekannte Produkte, die einst im Stuttgarter Osten produziert wurden. Foto: Jürgen Brand

Im Muse-O in Gablenberg ist die Ausstellung „Made im Osten“ eröffnet worden. Darin wird gezeigt, was alles seit Ende des 19. Jahrhunderts im Stadtbezirk produziert wurde. Dazu gehört die Toblerone genauso wie die Kola-Schokolade, die Waldorf-Astoria-Zigarette ebenso wie die Flex. Die wurde sogar im Stuttgarter Osten erfunden.

S-Ost - Googeln, föhnen, flexen – es gibt einige Verben, die auf Markennamen beruhen, die oft benutzt werden und sogar im Duden stehen. Es sind Raritäten, nur 20 Marken haben es zum Verb geschafft. Die meisten Menschen wissen, dass die Wurzeln von „googeln“ in Kalifornien liegen. Aber wo kommt „flexen“ her?

Erfunden wurde der Winkelschleifer im Jahr 1954 von der Firma Ackermann & Schmitt, kurz A & S. Die war von Hermann Ackermann und Hermann Schmitt im Jahr 1922 in Cannstatt gegründet worden. 1928 zogen sie mit ihrer Werkstatt in den Stuttgarter Osten, in die Haußmannstraße 214 um. Dort stellten sie Kleinmaschinen wie Kurvenhobel oder auch Teigrührgeräte her.

Antrieb über eine FLEXible Welle

Das Hauptwerk in Stuttgart-Ost überstand den Krieg vergleichsweise gut – und profitierte im Wiederaufbau von der großen Nachfrage nach Elektrowerkzeugen. Eine Handschleifmaschine aus dem Jahr 1935 war das Ursprungsprodukt für die 1954 eingeführte Flex. Der Name kommt daher, weil sie über eine flexible Welle angetrieben wurde. 1984 zog das Unternehmen nach Steinheim um. 1996 wurde Ackermann & Schmitt umbenannt – in Flex Elektrowerkzeuge GmbH.

Diese Geschichte wird in der neuen Ausstellung im Museumsverein Stuttgart-Ost, Muse-O, die am Sonntag von Baubürgermeister Matthias Hahn eröffnet wurde, erzählt. Es ist eine von 44 kleineren und größeren Firmengeschichten, die in den kommenden Monaten unter dem Ausstellungsmotto „Made im Osten – Produzierende Betriebe im Stuttgarter Osten von den Anfängen bis heute“ im Muse-O am Gablenberger Schmalzmarkt nachvollzogen werden können.

Das Gaswerk in Gaisburg sorgte für Aufbruchstimmung

Die überraschende Vielfalt von bekannten Produkten, die einst im Stuttgarter Osten hergestellt wurden, hat ihre Ursprünge in dem Industrialisierungsprozess, der in den einstigen Weingärtnerdörfern Gaisburg und Gablenberg und im Mühlendorf Berg Ende des 19. Jahrhunderts einsetze. In Berg entstand eine frühe Textilindustrie aus den Mühlenbetrieben heraus, später folgte beispielsweise die Maschinenfabrik von Gotthilf Kuhn, wo nicht nur Kanaldeckel – in der Ausstellung ist ein Exemplar aus der Zeit um 1900 zu sehen – hergestellt wurden, sondern auch rund 40 Prozent aller Dampfmaschinen Württembergs.

In Gaisburg sorgte die Verlegung des Gaswerks im Jahr 1875 an seinen Standort beim heutigen Gaskessel für den industriellen Aufbruch, der auf die umliegenden Orte ausstrahlte. Die bekanntesten Beispiele sind die Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, wo die weltweite Waldorf-Bewegung ihren Anfang nahm, oder die Kübler-Textilfabrik an der Ostendstraße.

Schokoladenfabrik erst 1985 stillgelegt

Ganz in der Nähe hatte Schoko-Buck seinen Sitz. Von 1920 an wurde in der Ostendstraße 88 Schokolade produziert, unter anderem die Kola-Schokolade in der Blechdose. Mitte der 1950er Jahre wurde Schoko-Buck von Tobler übernommen, später wurde in der Ostendstraße die berühmte Toblerone hergestellt. Die Fabrik wurde 1985 stillgelegt.

Die von Ulrich Gohl konzipierte Ausstellung greift die Geschichte von kleinen Handwerksbetrieben und mittelständischen Unternehmen (Küenle Antriebssysteme) über Matthaes-Klaviere bis zum Medienkonzern Holtzbrinck auf. Sie ist bis 27. September zu sehen.