Die Kuratorin Elena Hocke sitzt zwischen zwei Stadtansichten der Ehninger Malerin Karin Allmendinger. Foto: Simon Granville

Die neue Ausstellung „Bilderdialog“ in Herrenberg zeigt Stadtansichten als verschwimmende Fassaden. Gemalt hat sie Karin Allmendinger.

Herrenberg - Immerwährend scheint die Malerei zwischen Abstraktion und Realismus zu pendeln – und die Ehninger Malerin Karin Allmendinger hat einen sehenswerten Mittelweg gefunden. Man könnte ihre Malerei als einen besonderen Zweig des Fotorealismus werten. Allmendinger löst ihre Alltagsszenen und Stadtansichten in ein Gitter von quadratischen Flächen auf.

So sehen die Bilder aus, wie in Badezimmerkacheln gespiegelt. Für sich genommen ist jede Kachel ein abstraktes Gemälde mit Farbverläufen, kühnen Bögen und ineinander fließenden Flächen. Wer einen paar Schritte zurücktritt, sieht, wie die Kacheln ein Haus, eine Straßenbahn oder eine Fassade zeigen. „Der Blick kommt ins Schwimmen“, sagte die Galerieleiterin Elena Hocke, die auch diese Ausstellung kuratiert hat.

Ausstellung im Bürgeramt

Gerade sind die Werke von Karin Allmendinger auf dem Herrenberger Bürgeramt am Marktplatz zu sehen. Von den Gemälden im Foyer einmal abgesehen, sind die Bilder coronabedingt den Besuchern verschlossen. Wer aber einen Ämtergang zu erledigen hat, der sollte durchaus etwas mehr Zeit mitbringen und die Ausstellung durchstreifen. Elena Hocke rät jedoch augenzwinkernd davon ab, extra einen Pass zu beantragen oder ein polizeiliches Führungszeugnis, nur damit man die Bilder sehen kann. Schließlich sind die Gemälde auch auf einer Seite im Internet zu finden, zusammen mit einer virtuellen Führung Natürlich sind die Bilder im Original viel schöner als auf dem Computerbildschirm.

Neben den Kachelbildern, von denen das „Frankfurter Bad“ herausragt, denn da ist das Bild tatsächlich auf Badezimmerkacheln gespiegelt, malt Karin Allmendinger auch Menschen und Menschengruppen, etwa im Stuttgarter Schlossgarten, wobei sie den Schattenwurf der Figuren als wesentliches Kompositionsmittel mit einbezieht, wie das vor rund 100 Jahren etwa auch der Fotograf Otto Umbehr in den 1920-er Jahren gemacht hat. Manchmal geben sich die Bilder auch dem Schwung reiner Farbe hin, wie etwa in dem Bild „Kalypso“ aus einer Serie von Blumenstücken, die auch durch eine Reihe von Kakteenbildern ergänzt wird.

Weder plakativ noch simpel

Karin Allmendinger aus Ehningen bei Böblingen hat von 1991 bis 2001 Seminare an der Akademie Bad Reichenhall und der Europäischen Kunstakademie in Trier belegt. Von 2002 an besuchte sie laufend Seminare an der Bundesakademie Wolfenbüttel bei Rolf Thiele, der auch an der Hochschule für Künste in Bremen unterrichtet hat. Sie ist Mitglied im Gedok Stuttgart, im Württembergischer Kunstverein Stuttgart im Stuttgarter Künstlerbund sowie im Böblinger Kunstverein. Sie malt in Öl und Arcyl. „Die Bildwelt, die Karin Allmendinger entwirft, ist nicht eindimensional, plakativ oder simpel“, heißt es es im Katalog zur Ausstellung: Das Besondere an ihren Arbeiten liege darin, dass die Künstlerin über die realistische Darstellung der Wirklichkeit hinaus eine Metaebene hinzufüge. „Es sind Bilder in Melancholie und Distanz“, wertet sie Elena Hocke.