Die während seiner Indien-Reisen entstandenen Skizzen komponiert der Künstler Klaus-Dieter Schmidt im Atelier zu atmosphärischen Monumentalbildern. Foto: Sabine Schwieder

Am Sonntag, 21. Januar, wird in der Städtischen Galerie Filderstadt die Ausstellung „Indien“ mit Gemälden von Klaus-Dieter Schmidt eröffnet. Neben den monumentalen Werken sind auch Papierarbeiten zu sehen, die Extrem-Sportler zeigen.

Filderstadt - Zwei Männer mit Bart und Turban. Die braune Haut wird durch ihre helle Kleidung hervorgehoben. Die Haltung ist kauernd oder gebückt und doch entspannt. Ein Elefant schwingt seinen Rüssel. Die Farben sind warm und erdig. Diese Beschreibung könnte auf ein Foto in einer Tourismus-Broschüre passen, die für Indien als Reiseland wirbt. Doch die Gemälde, die der Stuttgarter Künstler Klaus-Dieter Schmidt von Sonntag an in der Städtischen Galerie Filderstadt zeigt, sind weit entfernt vom Klischee eines exotischen Landes. Sie zeigen das Chaos, das auf europäische Besucher überwältigend wirkt, und strahlen dennoch eine gewisse Ruhe aus. Die Menschen, die der Maler auf seinen Reisen skizziert und zu Hause in seinem Atelier zu großen Gemälden zusammenfügt, sind ganz bei sich. Ihre Umgebung aber ist verwischt, schraffiert, unruhig. Und faszinierend.

Im Mittelpunkt stehen die Menschen

Der 68-jährige Klaus-Dieter Schmidt lebt in Stuttgart und hat sein Atelier in der Nähe von Waiblingen. Nach dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste arbeitete er viele Jahre als Kunsterzieher und unterrichtete an der Universität Stuttgart angehende Architekten im Zeichnen. Ein wenig ist dies zu merken bei seinen Indien-Bildern, in denen Gebäude, gotisch anmutende, geheimnisvolle Fenster oder Innenräume von hinduistischen oder buddhistischen Klöstern den Hintergrund bilden. Im Mittelpunkt aber stehen immer die Menschen, die Architektur dient lediglich der Strukturierung, dem Rhythmus.

Nie ohne Skizzenblock unterwegs

Klaus-Dieter Schmidt war bereits während seiner Berufstätigkeit ein großer Reisender. Regelmäßig fuhr er ins italienische Carrara, um Marmorbrüche zu zeichnen, oder nach Griechenland, um Olivenbäume zu malen. Vor vier Jahren ging er in den Ruhestand und wollte noch etwas mehr erleben. Die Länder wurden exotischer, demnächst geht er wieder einmal in Nepal auf Trekkingtour. Auch arabische Länder hat er bereist, doch dort sei es nicht leicht, zu malen. „Die Leute lassen einen nicht in Ruhe“, erzählt Schmidt. Dies gilt ähnlich für Indien, und so skizziert der Maler, der nie ohne Skizzenblock unterwegs ist, seine Eindrücke nur kurz. Die eigentliche Arbeit geschieht dann in seinem Atelier in Rommelshausen.

Entstanden sind Momentaufnahmen, Straßenszenen und Innenansichten, bärtige Männer und Frauen in farbenprächtigen Saris. Für die Darstellung ihrer Umgebung nutzt er gerne das Prinzip Zufall: Noch nicht getrocknete Farbe wird verwischt, die Farbe verläuft in Wasserpfützen oder wird mit Wellpappe aufgedrückt. Das Bild wirkt dadurch realitätsnah und atmosphärisch zugleich. „In Indien herrscht unglaubliches Chaos, aus den Häusern quellen Hunderte von Menschen, die sich auf nur wenigen Quadratmetern bewegen“, beschreibt der Künstler seine Faszination.

Caspar David Friedrichs Mönch am Meer als Vorbild

Im Gegensatz zu den monumentalen Indien-Bildern stehen quadratische Papierarbeiten mit eher symbolischen Charakter. Sie zeigen Extrem-Sportler beim Klettern oder Bungee-Springen. „Sport interessiert mich im Grunde überhaupt nicht“, sagt ihr Urheber dazu, „spannend finde ich dabei den Seelenzustand. Der Mensch allein, der Natur ausgesetzt.“ Für diese Arbeiten hat er ein Vorbild: Caspar David Friedrichs Mönch am Meer, dessen Lebensgefühl ihn sehr anspricht.