Alle Generationen im Stadtteil haben sich an der Ausstellung „Mein Weg in den Espan“ beteiligt. Foto: die arge lola

„Mein Weg in den Espan“ lautet der Titel der Ausstellung der Stadtteilbibliothek und des Anna-Haag-Mehrgenerationenhauses, die am Samstag, 13. Juni, eröffnet wird. Bewohner des Stadtteils berichten auf unterschiedliche Weise, warum sie ihren Wohnort schätzen.

Bad Cannstatt - Statt Espan verstehen viele Menschen S-Bahn. Diese fährt zwar in dem Bad Cannstatter Stadtteil, in dem rund 4200 Menschen leben. Dessen Name hat damit allerdings nichts zu tun. „Espan ist ein altes Wort für einen für alle Bürger zugänglichen öffentliche Acker“, erklärt Brigitte Neiße-Göküzüm, die Leiterin der Stadtteilbibliothek am Kneippweg. Das passt, ist der Stadtteil doch tatsächlich ein Ort für alle Bürger, zu dem jeder seine ganz eigene Verbindung hat. Die Bibliotheksleiterin und die Quartiersmanagerin Lisa von Berg sowie deren Vorgängerin Neele Mayer haben diese Beziehungen zum Stadtteil gesammelt. Das Ergebnis ist die Ausstellung „Mein Weg in den Espan“. Sie wird am Samstag im Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus und der Bibliothek eröffnet.

Entstanden ist die Idee für das Projekt bereits vor eineinhalb Jahren, erzählen die beiden Organisatorinnen. Und zwar, „weil es keine gewachsene Stadtteilidentität gibt“, wie Lisa von Berg sagt. „Viele kennen eben nicht mal den Namen Espan.“ Das sollte sich ändern. In einem Workshop mit der Espaner Aktionsgemeinschaft, einem Zusammenschluss engagierter Bürger für den Stadtteil, wurde die Idee geboren und schließlich versucht, möglichst viele Bürger und Institutionen ins Boot zu holen.

Mehr als 120 Menschen haben mitgemacht

Das ist gelungen. Am Ende haben sich mehr als 120 Akteure an dem Projekt beteiligt, wie Brigitte Neiße-Göküzüm stolz berichtet. Senioren und Ehrenamtliche des Anna-Haag-Hauses haben zum Beispiel bei einem Erzählcafé ihre Erinnerungen an den Stadtteil vor der Aufsiedlung preisgegeben. Die Konfirmandengruppe der evangelischen Wicherngemeinde hat sich mit einem Fotoapparat auf einen Streifzug durch den Espan begeben und die religiöse Seite dokumentiert, Schüler der Sommerrainschule haben mitgemacht wie auch der Bürgertreff „Walk mit!“. Frauen der türkischen Vorlesegruppe der Stadtteilbibliothek haben aufgeschrieben, wie ihr Lebensweg sie in den Espan geführt hat.

Bei all diesen Projekten sind die unterschiedlichsten Exponate herausgekommen. Die modernsten stammen von Studenten der Hochschule der Medien (HdM). Sie haben Bewohner und Menschen, die im Stadtteil arbeiten, interviewt und die Gespräche aufgezeichnet. Die Erzählungen werden mit vielen Fotos hinterlegt auf Tablet-PCs abgespielt. Da ist etwa Gabriela Kapetopoulos. Sie ist 1998 mit ihrer Familie in den Stadtteil gezogen, um in der Nähe ihrer ältesten Tochter zu sein, die geistig behindert ist und im Wohnheim der Diakonie Stetten in den Wannenäckern lebt. Über die Jahre hat Kapetopoulos den Stadtteil sehr lieb gewonnen, erzählt sie, während private Fotos einer glücklichen Familie über den Bildschirm laufen, und fügt an: „Es müsste schon was ganz Schlimmes kommen, dass ich hier weggehe.“