Aurélie Staiger verwendet Vulkansand, um der Acrylfarbe Struktur zu verleihen. Foto: sm

Aurélie Staiger zeigt im Weilimdorfer Bezirksrathaus ihre Ausstellung „Magma-Attitüden in Farbe“. Die Malerin ist fasziniert von Vulkane.

Weilimdorf - Es brodelt gewaltig im Bezirksrathaus. Dort präsentiert Aurélie Staiger derzeit ihre Ausstellung „Magma-Attitüden in Farbe“. Inspiriert sind die Arbeiten von den Vulkanen dieser Welt, und meist tragen sie die tektonischen Brennpunkte dieser Erde sogar unmittelbar in sich: Die Malerin verwendet Vulkansand, um der Acrylfarbe Struktur zu verleihen. Wo die spannungsreiche meist in dunklen Tönen gehaltene Oberfläche aufbricht, leuchten farbige Schichten wie glühende Magma. In der nach der biblischen Schädelstätte benannten „Golgatha“-Serie entstanden auf düsterem Grund kreuzförmige Öffnungen, durch die bereits das Licht der Auferstehung zu fallen scheint.

„Ohne Vulkane würde es kein Leben geben“

Vulkan ist da, wo der Boden unsicher wird, und das ist es genau, was die Stuttgarterin fasziniert. Mit welcher Gewalt Vulkane ausbrechen können, zeigen die großen Ausbrüche der Geschichte: Wie der Vesuv in der Antike, der Mount St. Helens, der in den 80ern weltweit das Wetter beeinflusste – und erst unlängst der isländische Eyjafjallajökull, dessen Asche und Rauch den internationalen Flugverkehr lahmlegten. „Andererseits gäbe es ohne Vulkane kein Leben“, sagt die Malerin. Aus der erkalteten Magma entsteht ein fruchtbarer Boden, was dazu geführt hat, dass häufig Ansiedlungen buchstäblich wie auf einem Pulverfass entstanden sind.

Diplomprüfung über Vulkanmalerei abgelegt

Aurélie Staiger ist Grafikerin, Übersetzerin und hat zudem das Bochumer Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie besucht. Ihre Diplomprüfung hat sie bei so viel Faszination ebenfalls in Sachen Vulkanmalerei abgelegt, überdies eine Reihe der großen Vulkane der Welt bereist. Von dort hat sie sich auch den Sand als Grundmaterial für ihre Bilder mitgebracht. Welcher Vulkan war am spannendsten? Sie muss schon ein bisschen nachdenken, denn jeder Vulkan hat seinen eigenen Charakter: Manche weisen eine stetige Aktivität auf, andere liegen Jahrhunderte in einem Dornröschenschlaf, um dann umso heftiger auszubrechen. „Der Stromboli, weil er schon seit 2000 Jahren aktiv ist und schon den alten Römern als Leuchtturm gedient hat“, sagt sie schließlich. Aktiv ist er bis heute, kann aber unter fachkundiger Führung sogar bestiegen werden. Kurios: „Alle Viertelstunde grollt der Stromboli, und wenn das mal ausbleibt, dann schaut man hoch und wundert sich.“

Wie als Beweis vulkanischer Aktivität war zur Vernissage in Weilimdorf übrigens eine „Sonifikation eines musikalischen Tremors des indonesischen Vulkans Krakatau“ angekündigt gewesen, anstelle der musikalischen Umrahmung. Allerdings machte die Technik dem einen Strich durch die Rechnung. Was wäre dabei zu hören gewesen? Ein stets vorhandener, außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsbereiches liegender Grundton unseres Planeten, erzählt Aurélie Staiger, und dazu harmonischer, von Vulkan zu Vulkan unterschiedlicher Ton. Wenn das mal keine „Magma-Attitüde“ ist.