Wie Literatur wahrgenommen wird, hängt auch von den großen Literaturpreisen ab, die im 20. und 21. Jahrhundert geschaffen wurden. Hier die Nobelpreisurkunde für Hermann Hesse von 1946. Foto: DLA/Marbach

Vielleicht wird über unser politisches Geschick gar nicht in Berlin entschieden, sondern ganz woanders: Eine neue Ausstellung in Marbach zeigt die Rolle der Literatur im Spannungsfeld politischer Systeme.

Stuttgart - Wer zurzeit die Politik macht scheint klar zu sein. Jene, die gerade in Sondierungsgesprächen den Spielraum für künftige Regierungsbündnisse ausloten. Aber ist die Sache damit wirklich geklärt? Eine neue Ausstellung im Marbacher Literaturmuseum der Moderne bringt noch einen anderen Akteur ins Spiel: Und das ist der literarische Text.

Auch hier geht es um Koalitionen, um den Wechsel von einem Lager in das andere, seien es politisches Systeme oder sei es die Sprache. Wie unterscheidet sich etwa die Weise, wie Literatur und ihre Autoren in Zeiten der Teilung Deutschlands inszeniert wurden? Welche Rolle spielen dabei Verlage, Übersetzungen oder Literaturpreise?

Koch und Kellner

Unter dem Titel „Wie Literatur Welt und Politik macht“ will die Schau unter Aufbietung exemplarischer Archivbestände die wirklichkeitskonstituierende Kraft des Literatursystems vor Augen führen. Und vielleicht ist es heilsam, bei der Frage, wer im Bereich des Politischen nun Koch oder Kellner ist, einmal nicht nur nach Berlin zu starren, sondern nach Marbach.

Die von Heike Gfrereis, Sonja Arnold und Stephanie Obermeier kuratierte Ausstellung wird am 3. Oktober um 11 Uhr von dem Schriftsteller Christoph Hein eröffnet. Einen ersten Eindruck kann man sich in dem virtuellen Forschungsraum www.literatursehen.com verschaffen.