Das Bärenschlössle liegt nahe an der Grenze zu Böblingen – und das hat in der jüngsten Zeit für einige kuriosen Erlebnissen geführt. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Der Rotwildpark ist ganz nah an Böblingen, liegt aber auf Stuttgarter Gemarkung. Das hat im Biergarten am Bärenschlössle zu kuriosen Situationen geführt.

Stuttgart - Jürgen Unmüßig ist hörbar erleichtert. Er ist der Inhaber des Bärenschlössles im Rotwildpark – seit Generationen eines der Stuttgarter Ausflugsziele. Von Samstag an darf er seine Gäste wieder an die Tische im Freien sitzen lassen, ohne sie vorher kontrollieren zu müssen. Wie berichtet liegt die Inzidenz in Stuttgart stabil bei unter 35, damit dürfen Biergärten wieder wieder von Samstag an ohne Test oder anderen Nachweis besucht werden. Das ist für Unmüßig umso wichtiger, da das Bärenschlössle eigentlich näher an der Böblinger Gemarkung liegt als am Stuttgarter Westen – in Böblingen war aufgrund der niedrigen Inzidenz vieles erlaubt, was in Stuttgart noch verboten war. „Endlich werden alle Gäste aus der Region gleich behandelt“, sagt Unmüßig, der zuletzt viel diskutieren musste.

Ein Viertel des Umsatzes

Wegen Corona war monatelang nur der Kiosk für eine Rote auf die Hand geöffnet. Voriges Wochenende hat Jürgen Unmüßig zum ersten Mal wieder so etwas wie den Normalbetrieb seines Lokals gestartet. Allerdings lief es anders, als er sich das voller Vorfreude vorgestellt hatte. Am Sonntag hatte er gegenüber dem vorigen Jahr, also nach dem ersten Lockdown, nach eigenen Angaben nur ein Viertel des Umsatzes. „25 Prozent vom Möglichen, und das bei diesem tollen Wochenendwetter“, hat er in einer „Frust-Mail“ an den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) geschrieben. Der Wirt hat prompt reagiert und seine Öffnungszeiten verkürzt; das will er nun am Samstag wieder ändern.

Der Unterschied der Inzidenzzahlen in der Region hat im Bärenschlössle zu kuriosen Situationen geführt. Unmüßig erzählt von einer Stammkundin, die ihm berichtet habe, sie komme gerade aus der Therme in Böblingen. Dort seien die Badegäste im warmen Außenbecken „wie Sardinen in einer Büchse gepresst“ gestanden – während bei ihm viele Sitzplätze frei blieben. Der Wald war voll, sein sonst so beliebter Biergarten leer: So schildert Unmüßig die Situation in Woche eins nach Lockdown zwei.

Ohne Ausweis kein Test

Selbst eine mobile Teststation am Bärenschlössle habe nicht geholfen. „Weil die Menschen zum Spazierengehen im Wald gar keinen Ausweis mitschleppen oder Radler meistens nur eine Kopie vom Ausweis dabei haben oder gar keinen und sich dann gar nicht testen lassen dürfen“, sagt Unmüßig.

Darüber kann der Wirt nur den Kopf schütteln, insbesondere nach Erlebnissen wie diesem: „Als ich am Eingang unserer Gaststätte stand, hat sich eine vierköpfige Familie (Vater, Mutter, Tochter, Sohn) Essen bestellt und ist in den Außenbereich gegangen, drei Personen aus der Familie waren bereits genesen (Impfpass), eine Person (das Mädchen) hatte keinen Nachweis. Nun saßen drei Personen an einem unserer Biergartentische, das Mädchen saß etwas abseits auf einem Baumstamm, separat und alleine außerhalb meines Biergartenbereichs, der nicht eingezäunt ist, den Teller auf den Oberschenkeln abgestellt. Dieser Anblick tat mir so leid und in meinem Herz weh.“

Solche Szenen, hofft er, werden Ende Juni mit der neuen Coronaverordnung endgültig Geschichte sein.