Die Festungsruine Hohenneuffen ist eine der größten Höhenburgen Süddeutschlands und ein beliebtes Ausflugsziel. Foto: Burg Hohenneuffen

Die Burg Hohenneuffen lockt mit einer 360-Grad-Aussicht und kulinarischen Angeboten im idyllischen Innenhof. Versteckte Nischen, Wiesen und Terrassen in unterschiedlichster Form laden zum Verweilen ein.

Wer Glück hat, kann den Burgherrn persönlich antreffen. Pascal Vetter kommt fast täglich auf die Burg Hohenneuffen, die hoch oben auf einem Weißjurafelsen zwischen Neuffen, Beuren und Erkenbrechtsweiler thront. Der 38-Jährige ist quasi auf der Festungsruine aufgewachsen: Seine Eltern haben die Burggaststätte 35 Jahre lang betrieben. Seit bald fünf Jahren ist Vetter zusammen mit seiner Frau selbst Pächter des Restaurants, das auf fast 750 Metern Höhe liegt. Es ist eingebettet in die Ruine einer der größten Höhenburgen Süddeutschlands, die einst als bedeutendste Burg der Württemberger galt. Heute lockt die frühere Festung vor allem mit beeindruckenden Aussichten in alle Himmelsrichtungen.

Welche historische Bedeutung hatte die Burg Hohenneuffen?

Auch wenn wohl schon im 11. Jahrhundert erste Arbeiten für den Bau einer Burg auf dem Hohenneuffen stattfanden, gilt Mangold von Sulmetingen-Neuffen als Erbauer der Anfang des 12. Jahrhunderts errichteten Burg hoch oben auf einem Felsen aus Weißjurakalk. Fast zwei Jahrhunderte lang war der Hohenneuffen die Stammburg der Herren von Neuffen, die zum schwäbischen Hochadel gehörten. Im Jahr 1301 ging sie in den Besitz der Grafen von Württemberg über und wurde im Verlauf des 15. Jahrhunderts zur bedeutendsten Burg der Württemberger. Sie war nicht nur militärischer Stützpunkt, sondern diente auch als Gefängnis – unter anderem war Joseph Süß Oppenheimer, bekannter Hofbankier des Herzogs Carl Alexander von Württemberg und späteres Opfer eines Justizmordes, zeitweise auf der Festung Hohenneuffen inhaftiert.

Warum galt die Burg als uneinnehmbar?

Ab 1543 bauten Herzog Ulrich von Württemberg und sein Nachfolger Christoph den Hohenneuffen zur Landesfestung aus. Mit mächtigen Türmen für die Aufstellung von Geschützen, Bastionen und einem über drei Meter hohen kasemattierten Wall brachten die Herzöge die Befestigungsanlagen laut Geschichtsexperten des Landes Baden-Württemberg auf den neuesten Stand der Militärtechnik.

Damit habe sich der Hohenneuffen von einer mittelalterlichen Burg in eine große Festung der Renaissance-Zeit gewandelt. Der Ausbau trug dazu bei, dass die Festung Hohenneuffen während ihrer militärischen Nutzung von keinem Gegner eingenommen werden konnte. Zweimal allerdings – 1519 gegen den Schwäbischen Bund und 1635 im Dreißigjährigen Krieg gegen die kaiserlichen Truppen – gab die Besatzung die Festung nach Belagerung auf.

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Wie kam es zum Bedeutungsverlust der Festung?

Im 18. Jahrhundert wollte Herzog Carl Alexander die württembergische Landesverteidigung modernisieren und die Festung Hohenneuffen nach französischem Vorbild ausbauen. Doch nach seinem Tod wurde dieses Vorhaben wegen finanzieller Engpässe gestrichen. Bis 1780 diente der Hohenneuffen noch als Staatsgefängnis, 1801 und 1802 wurde er infolge des Rastatter Friedenskongresses geschleift und zum Abbruch freigegeben. Eine besondere Rolle spielte die Festung allerdings noch einmal im Jahr 1948. Damals war sie Veranstaltungsort der Dreiländerkonferenz, bei der die Gründung des heutigen Landes Baden-Württemberg beschlossen wurde.

Was macht die Burg Hohenneuffen zu einem attraktiven Ausflugsziel?

Herrschaftliche Gemächer oder geheime Gänge gibt es in der Festungsruine nicht zu entdecken. Stattdessen locken ein idyllischer Innenhof mit Biergarten, versteckte Nischen im Gemäuer sowie Wiesen und Terrassen in unterschiedlichster Form. Die größte Attraktion aber ist die spektakuläre Aussicht von der Festung in das Umland: In 360 Grad rund um die Burg kann der Blick in jede Himmelsrichtung schweifen. Für die meisten Gäste ist das laut dem Burgherrn Pascal Vetter der Hauptgrund für ihren Besuch. Als Highlight gilt vor allem, wenn der Sonnenuntergang von der Burgruine aus beobachtet werden kann. Zudem bietet das Land Baden-Württemberg, dem die Festung gehört, in den Sommermonaten mittwochs bis sonntags Burgführungen an. Darüber hinaus können die Besucher an Sonn- und Feiertagen bei gutem Wetter an Falknervorführungen teilnehmen.

Was ist kulinarisch geboten?

Neben dem Kiosk im Burghof, der die Gäste im Biergarten mit schwäbischer Hausmannskost versorgt, wird in der Burggaststätte gehobene Gastronomie zelebriert. Allerdings ist der Restaurantbetrieb in den Sommermonaten ausschließlich den Teilnehmern von Veranstaltungen vorbehalten. Allein in diesem Jahr finden laut dem Burgherrn rund 80 Hochzeiten auf dem Hohenneuffen statt, dazu verschiedene Firmenevents und Familienfeiern. Dafür wird am Wochenende, wenn laut Vetter an Spitzentagen bei gutem Wetter bis zu 1500 Besucher pro Tag auf die Burg pilgern, noch der Grill im Burghof angeheizt, damit alle kulinarisch versorgt werden können. Auch bei den After-Work-Events „Grill & Chill“ spielen Würstchen und Co eine entscheidende Rolle. Und wer es romantischer mag, kann ein privates Picknick auf der Burgwiese arrangieren lassen – allerdings muss das im Vorfeld angemeldet werden, ebenso wie die Teilnahme an einem der regelmäßig stattfindenden Rittermahle oder anderen kulinarischen Abenden auf der Burg.

Wie kommt man hoch?

Wer mit dem Auto anreist, kann auf dem Wanderparkplatz in der Nähe der Burg parken. Von dort aus kommt man zu Fuß in etwa 15 Minuten zur Festungsruine – der Weg ist auch kinderwagentauglich. Für die Veranstaltungsgäste gibt es einen Bus-Shuttle hoch zur Burg, der unter Voranmeldung auch von gehbehinderten Menschen genutzt werden kann. Wer eine etwas längere Wanderung vorzieht, kann das Auto auch auf dem Waldparkplatz Schelmenwasen in Neuffen abstellen. Von dort aus sind es noch rund 2,2 Kilometer und knapp 300 Höhenmeter bis zum Hohenneuffen. Auch eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist möglich, etwa mit der Tälesbahn bis Neuffen – dann sind es allerdings rund 3,3 Kilometer, die zu Fuß zur Burg hoch zurückgelegt werden müssen. Es sei denn, es ist Sonn- oder Feiertag: Dann fährt auch ein Bus (Linie 191) vom Bahnhof Neuffen bis zum Wanderparkplatz an der Burg.

Unterwegs in der Region

Serie
Auf Erkundungstour in der Region - zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich diesen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass auch für Sie etwas dabei ist?

Service
Weitere Informationen zur Burg Hohenneuffen gibt es auf der Internetseite www.hohenneuffen.de, Infos zu den Burgführungen sind unter www.festungsruine-hohenneuffen.de zu finden und die Zeiten sowie die Preise für die Falknervorführungen stehen im Netz unter www.falkner-wolfgang-weller.de. Das Burggelände ist Montag und Dienstag von 9 bis mindestens 17 Uhr geöffnet, Mittwoch bis Samstag bis Sonnenuntergang und an Sonn- sowie Feiertagen bis 19 Uhr.