Junge Flüchtlinge werden über den Ausbildungscampus ins Handwerk vermittelt. Foto: dpa

Der Ausbildungscampus für junge Flüchtlingen bietet Informationen über Ausbildung und Arbeitswelt. In den Schulferien gibt es Wissenswertes über Deutschland und gemeinsame Freizeitaktivitäten.

Stuttgart - Der Spaßfaktor ist wichtig im Ausbildungscampus. Caala Ahmed Abdella kommt aber nicht nur deshalb regelmäßig in die Jägerstraße: „Zum Lernen oder zum Freunde treffen. Die sind auch oft hier“, erzählt der junge Mann aus Äthiopien. Er möchte eine Lehre als Bodenleger beginnen und hat über den Ausbildungscampus ein Praktikum vermittelt bekommen. Vor einem Jahr ist die Einrichtung gestartet, die junge Flüchtlinge dabei unterstützt, hier eine berufliche Perspektive zu bekommen. Beteiligt sind das Jobcenter, die Handwerkskammer, die Arbeiterwohlfahrt, die Industrie- und Handelskammer, die Agentur für Arbeit sowie die Arrival Aid, eine Initiative zur Ausbildung und Fortbildung von Ehrenamtlichen.

Nachhilfe und Kontakt zu Deutschen

Alle diese Parnter haben in den Räumen in der Jägerstraße ihre Sprechstunden. Dort können die jungen Flüchtlinge beispielsweise erfahren wie und wo sie ein Praktikum oder einen Ausbildungsplatz finden können, wie sie Nachhilfestunden für die Schule organisieren können, wie man eine Bewerbung schreibt und wo sie Kontakte zu Deutschen knüpfen können, berichtet Lukas Habib. Er ist einer von drei Koordinatoren, die den Betrieb im Ausbildungscampus managen.

Seit April 2017 haben dort 800 ausführliche, individuelle Beratungen stattgefunden. Die Klienten sind zwischen 16 und 30 Jahren alt. Fast alle sind Flüchtlinge. „Es kommen aber auch immer wieder Menschen aus Drittstaaten oder aus anderen EU-Staaten zu uns“, weiß Habib.

Feriencamps sind der Renner

Besonders erfolgreich sind die Feriencamps im Ausbildungscampus. „Da kommen regelmäßig zwischen 25 bis 30 Teilnehmer“, sagt Irene Armbruster von der Bürgerstiftung. Durch einen Runden Tisch der Bürgerstiftung wurde die Idee für den Ausbildungscampus geboren. In den Ferien, wenn die Jugendlichen wenig mit sich anzufangen wissen, können sie in der Jägerstraße die deutsche Gesellschaft und ihre Werte erfahren. So war in den Osterferien die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ein Thema. Nachmittags unternehmen sie zusammen mit einem Begleiter etwas gemeinsam, zum Beispiel einen Ausflug, einen Besuch im Kletterpark oder im Museum.

Fremden die Hand geben

Ohne Ehrenamtliche wären solche Angebote nicht zu bewerkstelligen. Umso mehr lobte der Leiter des Jobcenter Jürgen Peeß bei der Geburtstagsparty deren ungebrochenes Engagement. „Die Zahl der Ehrenamtlichen ist in dem ersten Jahr gewachsen und sie wächst weiter.“ Das Konzept des Ausbildungscampus passt, betonte Peeß. „Es gibt hier alle Informationen an einem Ort.“ Erfreulich sei, dass sich die Jugendlichen in Gruppen auch gegenseitig unterstützten.

Auch der Landessozialminister Manne Lucha (Grüne) war in seiner Funktion als Kuratoriumsmitglied gekommen und betonte, dass zum Gelingen von Integration Einheimische und Fremde gehörten: „Wir müssen den Neuankömmlingen die Hand reichen. Andererseits müssen die jungen Leute auch unsere Hand nehmen.“

Berufliche Perspektiven schaffen

Für Flüchtlinge und Ehrenamtliche besonders zermürbend sei es, wenn es trotz aller Anstrengungen hier keine Perspektive gebe, kritisierte Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne). Lucha versprach deshalb, dass ausländische Berufsabschlüsse künftig anerkannt werden sollen. Ebenfalls sollten junge Flüchtlinge finanziell unterstützt werden, damit sie eine Ausbildung machen können. Der ebenfalls anwesenden Helga Breuninger dankte er ausdrücklich dafür, dass sie und die Bürgerstiftung den Ausbildungscampus mit dem von den Teilnehmern selbst organisierten Café auf den Weg gebracht haben und finanziell unterstützen.