Eine Floristin arbeitet in der Alten Kelter in Fellbach an ihrem Meisterstück. Foto: Gottfried Stoppel

Die Anmeldezahlen in Hohenheim sind schlecht, das Kultusministerium wollte den Stecker ziehen. Nach der Intervention des Floristenverbandes springt ein neuer Träger ein. Aber es gibt Verlierer.

Stuttgart - Für Klaus Götz ist es eine gute Nachricht. Der Präsident des Floristen-Landesverbandes (FDF) spricht von einem positiven Signal für den Berufsstand. Die Stuttgarter Floristmeisterschule ist knapp der kompletten Schließung entgangen. Das Kultusministerium, unter dessen Oberaufsicht der Bildungsgang aktuell noch steht, hatte im vergangenen Herbst beschlossen, den Stecker zu ziehen. Der Grund sind dauerhaft schlechte Anmeldezahlen. Die vom Kultusministerium geforderte Mindestzahl von 16 Schülern pro Klasse war mehrere Jahre hintereinander nicht erreicht worden. Aktuell sind es neun angehende Meister, die sich in Hohenheim weiterbilden.

Der FDF hat aber einen neuen Träger gefunden. Mit kommendem Schuljahr geht die Floristmeisterschule in die Trägerschaft des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz über. „Der Berufsverband hat sich für den Fortbestand der Floristmeisterschule engagiert, und es wurde auf Ministerebene – Herr Minister Peter Hauk MdL und Frau Ministerin Dr. Susanne Eisenmann – eine tragfähige Lösung gefunden“, teilt ein Sprecher mit.

Weiterbildung für Floristmeister wird an die Staatsschule für Gartenbau angebunden

Dennoch gibt es einen Verlierer: die Landwirtschaftliche Schule Hohenheim. An der wird die Meisterschule derzeit angeboten, „und der Bildungsgang geht von unserer Schule weg. Das ist natürlich negativ“, sagt die Rektorin Karin Sailer. Die Stadt, der aktuelle Träger, hat den Mietvertrag für die Paracelsusstraße 2 bereits gekündigt. Die Landwirtschaftliche Schule indes ist inzwischen an den neuen Standort an der Industriestraße 28 in Vaihingen gezogen. „Hiermit ist ein Meilenstein für die Schule und alle Beteiligten nach der Trennung von Landwirtschaftlicher Schule Hohenheim und der staatlichen Schule für Gartenbau erreicht“, sagte Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer bei der Eröffnung.

Die Weiterbildung für Floristmeister wird nach dem Sommer an die Staatsschule für Gartenbau (SfG) angebunden, ebenfalls mit Sitz in Hohenheim. Dort biete sich „ein attraktiver Partner, der bereits die Meisterausbildung im Gartenbau verantwortet“, lobt der FDF und hebt zahlreiche Synergieeffekte hervor. Aus dem Ministerium heißt es: „Insofern wird es im neuen Konzept keine Mindestanmeldezahl geben. Die Floristmeisterschule wird teilweise in bestehende Ausbildungsgänge der SfG integriert.“

Floristen klagen, dass sie keine Mitarbeiter finden

Die Floristmeisterschule ist die letzte in Baden-Württemberg. Gründe für das Desinteresse junger Leute gibt es viele. Zunächst ist der Meister teuer. Die Hohenheimer haben die Kosten minutiös auf ihrer Homepage aufgedröselt, um Interessierten „böse Überraschungen“ zu ersparen. Neben 180 Euro im Monat als Werkstoffgeld fallen halbjährlich 285 Euro Schulgeld an, außerdem 180 Euro für Lernmaterialien, Exkursionen und Seminare. Die IHK verlangt für die Abnahme der Meisterprüfung 820 Euro. Üppig verdient ist danach aber auch nicht. Nach Tarif steigen Floristen bei mindestens 1700 Euro brutto ein, erklärt der FDF-Geschäftsführer Wolfgang Hilbich, in einem Angestelltenverhältnis kriege ein Meister mindestens 2200 bis 2300 Euro brutto. Immerhin: Aufgrund des Fachkräftemangels werde in der Regel deutlich übertariflich bezahlt.

Landauf, landab klagen Floristen, keine Mitarbeiter zu finden, „das ist ein bundesweiter Trend“, sagt Dorothea Gärtner, die Konrektorin. Im Herbst musste aus diesem Grund ein Blumenladen in Sillenbuch die Öffnungszeiten verkürzen – mittwochs ist seither zu. Die Floristenausbildung kann man ebenfalls an der Landwirtschaftlichen Schule machen. „In den letzten 20 Jahren gab es einen massiven Wandel. Die Zahlen sind extrem eingebrochen“, sagt Karin Sailer. Habe die Schule ehemals dreizügig ausgebildet, sei es heute noch ein Zug pro Schuljahr mit etwa 20 Absolventen im dualen Bereich. Karin Sailer stellt klar: „Die Rekrutiermasse für die Meisterklassen fehlt.“