Sabrina Allmeta bei der Arbeit in der Küche der Berufsschule in Kamza, einem Vorort von Tirana. Foto: Krohn

In der Berufsschule in Kamza werden junge Albaner auf den Job vorbereitet. Das Projekt hat sich mit deutscher Hilfe zum Erfolgsmodell gemausert.

Pristina - Plötzlich schlagen die Flammen hoch, es zischt, Dampf erfüllt die Küche. Sabrina Allmeta hält die Pfanne in der Hand und lacht zufrieden, weil ihr dieses kleine Spektakel gelungen ist. Mit einem Schuss Hochprozentigem hat die junge Köchin die brutzelnde Dorade flambiert, alle Augen sind nun auf sie gerichtet. Auch Allmetas Lehrer lächelt zufrieden. Er hätte wohl gerne noch mehr solcher Schülerinnen. Die 19-Jährige absolviert an der Berufsschule von Kamza, einem tristen Vorort der albanischen Hauptstadt Tirana, eine vierjährige Ausbildung als Köchin.

Die Ausbildung in Albanien ist schlecht

Doch was in Deutschland die Regel ist, zählt in Albanien zur großen Ausnahme. „Die Ausbildung an den Schulen ist in unserem Land nicht an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientiert“, sagt Ergis Papaproko, Direktor der Berufsschule in Kamza. Selbst die zur beruflichen Ausbildung zählenden Berufsgymnasien seien auf das Abitur ausgerichtet, die praktische Ausbildung werde vernachlässigt. Die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaft sei nur schwach ausgeprägt. Durch diese Trennung falle es den jungen Menschen sehr schwer, den Schritt ins Berufsleben zu schaffen, resümiert er. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind inAlbanien knapp 40 Prozent der jungen Menschen arbeitslos– häufig weil sie schlecht oder schlicht am Bedarf vorbei ausgebildet wurden. In der Schule in Kamza wird versucht, diesen Fehler nicht zu machen, und dabei orientiert man sich am deutschen Modell der Berufsschulen. „Wir haben hier eine sehr praxisbezogene Ausbildung. Das hat sich inzwischen auch bei den Unternehmen herumgesprochen, und manche suchen in Kamza gezielt nach gut geschulten Arbeitskräften. Sabrina Allmeta arbeitet schon jetzt neben der Ausbildung abends in einem Restaurant, und die junge Frau weiß, dass sie nach dem Abschluss einen Arbeitsplatz bekommen wird.

Die GIZ finanziert die Schulküche

Im Laufe von wenigen Jahren hat sich das Bildungszentrum zu einem Vorzeigeprojekt gemausert. Unterstützt wird es von der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), die beispielsweise den Löwenanteil der neuen Schulküche finanziert hat. „Wir haben aber auch andere Bereiche“, zählt der Direktor auf. Zum Beispiel werden Altenpfleger ausgebildet, und es gibt einen großen IT-Bereich. „Wenn alles gut läuft, bekommen wir einen Zuschuss von 4,5 Millionen Euro von der Förderbank KfW“, sagt Papaproko. Die würden unter anderem in neue Werkstätten für die Ausbildung von Automechanikern fließen – ein Beruf, der auch bei albanischen Jungs hoch im Kurs steht. Als die GIZ 2012 begann, mit der Berufsschule in Kamza zusammenzuarbeiten, gab es 400 Schüler. Inzwischen hat sie einen sehr guten Ruf, und es werden dort 1600 Albaner im Alter zwischen 15 und 19 ausgebildet. Mit Hilfe der GIZ wurden die Lehrpläne überarbeitet und modernisiert und insgesamt mehr als 60 Lehrer speziell geschult.

Fachkräfte werden gesucht

Das Engagement von deutscher Seite ist allerdings nicht ganz uneigennützig. Wer gut ausgebildet ist, findet auf dem albanischen Arbeitsmarkt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eine Arbeit und macht sich nicht auf den Weg ins Ausland – zumal die Wirtschaft in dem Land händeringend nach Fachkräften sucht. „Ich würde nie nach Deutschland gehen“, sagt Sabrina Allmeta selbstbewusst, „hier habe ich meine Familie und eine Arbeit – wieso sollte ich also alles aufgeben?“

Allerdings weiß die junge Frau aus eigener Anschauung auch, dass der Weg ins gelobte Deutschland zur Sackgasse werden kann. Ihre beiden Geschwister haben im Spätsommer 2015 die Heimat verlassen – sie blieb zurück, weil sie schon die Ausbildung in Kamza begonnen hatte. Als der Flüchtlingstreck von Syrern, Irakern und Afghanen über den Balkan zog, machten sich auch Zehntausende Albaner und Kosovo-Albaner auf den Weg nach Nordeuropa. Viele beantragten Asyl in Deutschland, doch fast alle wurden abgewiesen – auch die Geschwister von Sabrina Allmeta.