Das duale Ausbildungssystem gilt europaweit als Vorbild. Zu Recht? Eine Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbunds unter rund 2000 Auszubildenden im Land deckt erhebliche Mängel auf.

Stuttgart - Das „Gejammer über den Fachkräftemangel“ will André Fricke, Bezirksjugendsekretär des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Baden-Württemberg, nicht länger gelten lassen. Die Unternehmen „müssen sich nicht wundern, wenn ihnen ohne gute Bedingungen für die Ausbildung Fachkräfte fehlen“, sagte Fricke am Mittwoch bei der Vorstellung des ersten Ausbildungsreports für Baden-Württemberg. Die Umfrage der DGB-Jugend beleuchtet die wichtigsten Probleme von Azubis: Mangelnde Betreuung, Überstunden und Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz.

Für ein knappes Drittel der Befragten war ein Ausbilder nur „manchmal“ oder noch seltener ansprechbar. Knapp 43 Prozent der befragten Lehrlinge müssen regelmäßig Überstunden machen – und rund 17 Prozent bekommen dafür keinen Ausgleich, weder finanziell noch durch zusätzliche Freizeit. Auszubildende unter 18 Jahren dürfen laut Gesetz maximal 40 Stunden pro Woche arbeiten. Dennoch arbeiten rund 14 Prozent der befragten Minderjährigen mehr.

Industriemechaniker sind mit ihrer Lehre zufrieden

Die Zufriedenheit der Azubis unterscheidet sich je nach Branche stark. Am unzufriedensten sind Lehrlinge in Hotels und in der Gastronomie, angehende Maler und Lackierer sowie zukünftige Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk und medizinische Fachangestellte. Fast jeder zweite Kochlehrling im Land bricht die Ausbildung nach Angaben des DGB ab (Stand 2013). Am zufriedensten mit ihrer Ausbildung sind dagegen angehende Industriemechaniker.

Der DGB fordert eine unabhängige Institution zur Kontrolle der Ausbildungsqualität. Bislang seien dafür oft die Handwerkskammern zuständig. Bei Verstößen müssten sie gegen eigene Mitglieder vorgehen, weshalb diese Form der Kontrolle unzureichend sei, sagt Bezirksjugendsekretär Fricke.