Nach der Eröffnung der Halle 10 im Januar 2018 plant die Landesmesse schon den nächsten Ausbau. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Leinfelden-Echterdingen ist von den Erweiterungsplänen der Landesmesse betroffen. Zum Schutz der Bürger will man ein Parkraumkonzept schmieden.

Stuttgart - Landwirte und Anlieger zeigen sich von den Ausbauplänen der Landesmesse überrascht. Unsere Zeitung hatte am Freitag über den Masterplan 2025 zum Bau einer weiteren Halle mit 15 000 Quadratmetern und eines Kongresszentrums berichtet. Samt neuen Parkhäusern für zunächst 1500 Autos könnten 200 Millionen Euro investiert werden.

„Ich dachte, der Ausbau seit mit der Halle 10, die erst im Januar in Betrieb gegangen ist, erledigt“, sagt Ingrid Grischtschenko, die stellvertretende Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Filder. Sie sitzt für die Grünen im Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen. Die Kommune sei vom Boom bei Messe und Flughafen betroffen. Vor allem von Menschen, die Parkgebühr sparen wollen. „Wir wollen jetzt ein Parkierungskonzept, sodass es keine Bereiche mehr geben wird, wo das Auto-Abstellen kostenfrei sein wird“, so Grischtschenko. Spruchreif ist das noch nicht. Man wolle stärkere Kontrolle und Reglementierung, sagt Baubürgermeisterin Eva Noller. Beim Messeausbau sei wichtig, dass die Parkhäuser besser erreichbar würden.

Kann die Messe den Ausbau allein bezahlen?

Grischtschenko fragt sich, ob die Messe „so vital ist, dass sie das aus eigener Kraft bezahlen kann?“. Messe-Geschäftsführer Ulrich Kromer hatte gesagt, dass man mit den Gesellschaftern Stadt und Land über die Finanzierung sprechen werde.

„Das ist ein klarer Hinweis, dass es um weitere Subventionen geht“, sagt Schutzgemeinschafts-Vorsitzender Steffen Siegel. Die „Unmenge neuer Parkplätze“ sei „ein Verbrechen an den einzigartigen Filderböden, am Klima und an unseren Enkeln“, so Siegel. „Wir müssen Abschied nehmen vom Wachstumswahn“, fordert Siegel.

Landwirte fordern anderen Ausgleich

Tobias Briem, einer der beiden Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Esslingen, nennt den Ausbau „grenzwertig“. Die Landwirte müssten mit ihren Äckern und Wiesen oft für den Öko-Ausgleich herhalten. „Uns trifft es dann“, sagt der 31-Jährige, der in Bernhausen als Haupterwerbslandwirt rund 50 Hektar bewirtschaftet. „Für den Ausgleich muss man sich neue Wege überlegen“, so Briem.

Die Messe werde bereits versiegelte Flächen nutzen, sagt Anna Deparnay-Grunenberg (Grüne), die Mitglied des Aufsichtsrates ist . Daher befürwortete die die Grüne Gemeinderatsfraktion den Ausbau, „aber nicht mit Freude“. Parkplätze würden „unterproportional“ dazukommen. Grundsätzlich müsse aber die Wende zur stärkeren Nutzung des öffentlichen Verkehrs geschafft werden. OB Fritz Kuhn (Grüne) verteidigt den Ausbau. Der sei nötig, „wenn die Messe ihren Stand behaupten will“. Die Ausstellungswelt sei „von zentraler Bedeutung für den Standort Stuttgart“. Ulrich Berger, SPD-Fraktionssprecher im Bezirksbeirat Plieningen, zeigt sich verwundert, dass ein Rundparkhaus beim Bosch-Parkhaus quasi ad hoc möglich sein soll. Als der Bezirksbeirat dort eine Baustellenausfahrt für Stuttgart 21 forderte, sei dies als nicht machbar abgelehnt worden. Man brauche den Platz als für ein Erdlager.