Ein Verkäufer eines Fernsehgeschäfts in Hanoi (Vietnam) schaut sich im August im vietnamesischen Staatsfernsehen das vermeintliche Geständnis des Geschäftsmanns Trinh Xuan Thanh an. Foto: AFP

Der Fall eines mutmaßlich aus Deutschland entführten Vietnamesen belastet die Beziehungen zwischen Berlin und Hanoi. Nun gibt es in Vietnam neue Vorwürfe gegen den Mann.

Hanoi - Einem mutmaßlich vom vietnamesischen Geheimdienst aus Berlin entführten vietnamesischen Ex-Funktionär droht in seiner Heimat ein zweites Mal die Todesstrafe. Die obersten Ankläger Vietnams erließen eine zweite Korruptionsanklage gegen ihn, wie das staatliche Nachrichtenportal VN-Express am Freitag berichtete.

Der im Juli aus Berlin verschwundene und später in vietnamesischer Haft aufgetauchte Trinh Xuan Thanh war Anfang der Woche bereits wegen Veruntreuung von umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro angeklagt worden. Er soll im Dienst des staatlichen vietnamesischen Ölkonzerns Anteile eines Bauprojekts unter Wert verkauft haben.

Nun fügten die Ankläger den Vorwurf hinzu, Thanh habe für den Verkauf zum verminderten Preis ein Schmiergeld von umgerechnet rund 500 000 Euro angenommen. Auf beide Vorwürfe steht die Todesstrafe. Der Prozess gegen ihn und weitere Ex-Funktionäre soll am 8. Januar beginnen, wie es weiter hieß.

2016 aus Vietnam geflohen

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte am Freitag in Berlin, man habe den vietnamesischen Botschafter am Morgen zu einem Gespräch gebeten. „Der vietnamesischen Seite ist bekannt, was sie zu tun haben, um zu guten bilateralen Beziehungen und zu einem Wiederaufleben unserer strategischen Partnerschaft zurückzukehren“, sagte der Sprecher. „Das rechtsstaatliche Verfahren ist natürlich eine Grundvoraussetzung.“

Thanh war 2016 aus Vietnam geflohen, um einem Strafprozess zu entgehen. Er stellte in Deutschland einen Asylantrag. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wurde er im Juli vom vietnamesischen Geheimdienst aus dem Zentrum Berlins entführt. Die Bundesregierung verwies daraufhin den Vertreter des Geheimdienstes in der vietnamesischen Botschaft des Landes. Das Land weist den Vorwurf zurück und sagt, Thanh sei freiwillig zurückgekehrt.