Eckt an: die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart Foto: dpa/Daniel Karmann

Am 15. November gibt die Künstlerin Lisa Eckhart ein Gastspiel in Kornwestheim. Der Termin ist gesetzt, auch wenn die Kabarettistin mit ihrem streitbaren Äußerungen derzeit für heiße Diskussionen sorgt. Sicherheitsbedenken hat die Stadt nicht. Und Bühnen sollten nicht ihr eigener Zensor sein, findet die Kulturamtsleiterin.

Kornwestheim - Längst nicht jede Stadt von der Größe Kornwestheims hat ein modernes Kultur- und Kongresszentrum wie das K. Man hat sich ergo daran gewöhnt, dass auch bekanntere Künstlerinnen und Künstler regelmäßig dort vorbeischauen. Lisa Eckharts Besuch – die Kabarettistin kommt am 15. November ins K – hat dennoch ein besonderes Moment. Seit Tagen diskutiert halb Deutschland kontrovers über ihr Werk und ihre Person. Dass Eckharts Auftritt im Kreis gesetzt ist und auch auf großes Interesse stößt, bestätigt Claudia Münkel, Fachbereichsleiterin Kultur und Sport und Betriebsleiterin des K.

Aber wofür steht die Provokateurin Eckhart überhaupt im Feuer? Schon 2018 provozierte die 27-Jährige, die ohnehin für ihr loses Mundwerk bekannt ist. Zur Causa Harvey Weinstein sagte sie: „Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld. Und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld.“ Der jüdische Filmproduzent war 2018 zwar noch nicht verurteilt, die Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe gegen ihn erhärteten sich aber zusehends.

Eine Festival-Ausladung und die Folgen

Sind solche Sätze nun große Kabarett-Kunst, unnötig-platte Grenzverletzung oder rassistisch und antisemitisch? Ist es in Ordnung oder gar notwendig, das zu boykottieren, oder ist das intolerante „Cancel Culture“? Dass diese Fragen gerade jetzt in großer Debatte auftauchen, hängt unter anderem damit zusammen, dass Eckhart vom Hamburger Literaturfestival Harbour Front ausgeladen wurde und der Spiegel darüber berichtete, zudem veröffentlichte sie dieser Tage ihren Roman Omama.

Die Festival-Veranstalter in Hamburg hatten ihre Entscheidung, Eckhart auszuladen, mit Sicherheitsbedenken begründet. Sie befürchteten gar Krawalle linker Gruppen. Die müssen sie nun nicht mehr haben. Zwar ruderten die Macher des Literaturfestivals – auch in Anbetracht des medialen Echos – zurück, Eckhart sollte doch auftreten, doch Eckharts Verlag wollte nicht mehr.

Sicherheitsbedenken wegen ihres Besuchs in Kornwestheim – übrigens wird sie bald auch in Stuttgart und Markgröningen auftreten – hat man in der Stadtverwaltung indes nicht. Eckhart soll im November wie geplant ihr Programm „Die Vorteile des Lasters“ spielen.

„Das ist, was Satire ausmacht“

„Bislang sind keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen geplant“, so Claudia Münkel. Kornwestheim ist eben nicht das Schanzenviertel und das K nicht die Rote Flora, mag man es auch noch so rot anstrahlen dieser Tage. „Sollten im Vorfeld noch Bedenken auftreten, werden die bisherigen Sicherheitsmaßnahmen umgehend erweitert“, sagt Münkel. Bislang habe es weder Kritik noch Forderungen gegeben, Eckhart nicht auftreten zu lassen.

Wie die Kulturexpertin Münkel die Causa Eckhart persönlich bewertet? „Sie ist eine der aktuell bekanntesten Kabarettistinnen und regelmäßig unter anderem bei ‚Nuhr im Ersten’ zu sehen“, sagt Münkel. „Natürlich stellt sich bei Kabarett immer wieder aufs Neue die Frage, wie weit Satire gehen darf“, betont sie. Das sei allerdings auch genau das, was Satire ausmache. „Deshalb sollten die Theater und die Bühnen, auf denen Kabarett gezeigt wird, auch nicht vorschnell ihr eigener Zensor sein“, findet Münkel.