Drinnen ist Immobilien-Dialog, draußen vor dem Rathaus Protest. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die versammelte Immobilienbranche wird im Stuttgarter Rathaus für die Digitalisierung in die Pflicht genommen. Während man drinnen diskutiert, gibt es draußen ein Gegenprogramm.

Stuttgart - Der Demonstrationszug auf dem Marktplatz setzt sich langsam in Bewegung. Die Teilnehmer der 470. Montagsdemonstration haben sich mit Transparenten und Trillerpfeifen bewaffnet. Währenddessen eilen vereinzelte Männer im Anzug über den Marktplatz in das Rathaus. „Viva la Revolution“, ruft ihnen einer der Demonstranten scherzhaft hinterher. Es handelt sich um Teilnehmer des 12. Immobilien-Dialogs der Region Stuttgart, der am Montagabend eröffnet wird.

Das Programm des Branchentreffs für Vertreter der Bau-, Finanz- und Immobilienwirtschaft wird heute im Stuttgarter Rathaus mit weiteren Diskussionsrunden, Workshops und Vorträgen fortgesetzt.

Der Minister gibt ein ambitioniertes Ziel aus

Den Auftakt machte eine Podiumsdiskussion zum Thema Breitbandausbau, an welcher der Minister des Landes für Inneres, Digitalisierung und Migration, Thomas Strobl, teilnahm. „Wir wollen, dass Baden-Württemberg bei der Digitalisierung die führende Region in Europa wird“, lautet die Losung des stellvertretenden Ministerpräsidenten. „Das ist natürlich ein ambitioniertes Ziel. Aber wenn wir alle die Ärmel hochkrempeln und gemeinsam anpacken, dann ist das zu schaffen.“ Immerhin stecken Fördermittel in Höhe von einer halben Milliarde Euro in dem flächendeckenden Ausbau der neuen Mobilfunkgeneration 5G, die unter anderem für das autonome Fahren von entscheidender Bedeutung ist.

Federführend bei der Bereitstellung dieser Infrastruktur in der Region, also für den Ausbau von Glasfaserkabeln und Funkmasten, ist die Telekom. Sie ist durch Dido Blankenburg auf dem Podium vertreten, der anmahnt: „Dabei handelt es sich um ein Generationenprojekt, das uns noch viele Jahre beschäftigen wird.“ Er sieht auch die versammelte Immobilienbranche in der Pflicht. „Ohne eine Erlaubnis von Ihnen“, sagte er zu den Zuhörern, „kommen wir mit dem Glasfaserkabel nicht bis in die Häuser zu den Nutzern.“

Gemeinsamer Protest mit Bahnhofsgegnern

Während unter der Moderation von Christian Milankovic, Titelautor der „Stuttgarter Zeitung“, die Chancen und Hindernisse des 5G-Ausbaus diskutiert werden, hört man von draußen die Rufe, Trommeln und Trillerpfeifen der Demonstranten, die immer montags gegen gegen das Projekt Stuttgart 21 protestieren. Anlässlich des Immobilien-Dialogs wolle man gemeinsam „auf die Kungelei der Stadtspitze mit renditeorientierten Immobilienfirmen und Spekulanten aufmerksam machen“, sagt der Sprecher des Aktionsbündnisses Recht auf Wohnen.

„Die Stadt sieht sich als Dienstleisterin von Konzernen und Unternehmern“, kritisiert Thomas Adler, Vorsitzender der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus im Rathaus und einer der Redner bei der Montagsdemo. Während sich diese langsam auflöst, treffen sich die Teilnehmer des Immobilien-Dialogs auf der Dachterrasse des Rathauses, um den Abend ausklingen zu lassen.