OB Fritz Kuhn (links vorne) und Gäste aus dem Kinder- und Familienzentrum Daimlerstraße legen Hand an für den Bau des neuen Parks in Bad Cannstatt. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Aus dem Athletendorf für die Olympischen Spiele 2012 ist nichts geworden, jetzt aber wird auf dem Areal des früheren Güterbahnhofs in Bad Cannstatt doch noch gebaut – ein Park, Gewerbebauten, öffentliche Einrichtungen und Wohnungen für etwa 2000 Menschen.

Stuttgart - In der Geschichte der Planungen für das alte Güterbahnhofgelände in Bad Cannstatt gab es schon manche Bauabsicht und manchen Rückzieher, jetzt aber wird es ernst. Am Donnerstag haben OB Fritz Kuhn (Grüne) und diverse Helfer den ersten Spatenstich für die sogenannte Grüne Mitte und damit für das Quartier insgesamt ausgeführt.

Es ist ein Quartier, das Kuhn immer wieder zum Vorbild für das geplante Rosensteinviertel auf dem Stuttgart-21-Gelände ernannte – weil man Wohnen und Arbeiten nah zusammenbringen will, weil der Durchfahrtsverkehr draußen bleiben soll und Autos in Parkhäuser fahren sollen. Zudem sehen die Grünen und die SPD darin ein zukunftsträchtiges Beispiel, wie man in der Stadt ökologische Standards umsetzen, Wohnungen konzentrieren und Grünflächen am Rand der Stadt schonen kann.

Stadtplaner erlebten kommunalpolitische Achterbahnfahrt

Bereits im Mai 2017 wolle man mit dem neuen Parks fertig sein, kündigte Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) an. Man habe vielleicht etwas Anlaufprobleme gehabt, räumte Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) ein, aber wenn der Anfang gemacht sei, könne man ganz schnell arbeiten.

Besonders bei den Stadtplanern um Abteilungsleiter Heinrich Sonntag hatte es am Einsatz nicht gefehlt. Sie waren aber Opfer einer kommunalpolitischen Achterbahnfahrt geworden: Die CDU hatte lange den Wohnungsbau auszubremsen oder wenigstens herunterzufahren versucht, weil sie den Lärm vom Stadion und vom Festgelände für schwierig hält. Schausteller und Vertreter des VfB Stuttgart fürchteten Einschränkungen, wenn nebenan Menschen wohnen. Auch sonst kam die Verwaltung an Grenzen. Ihr Plan für ein großes Bildungshaus schrumpfte auf eine Grundschule zusammen.

OB rechnet mit etwa 600 Wohnungen

Den Zeitplan für die Parkanlage stellte Kuhn auch als Beleg dafür dar, dass man den Bewohnern hier von Anfang an geben wolle, was sie zum Ausspannen und zum Einkaufen für den täglichen Bedarf so bräuchten. Voraussichtlich 2021 könnten sie einziehen. Dann wird es vielleicht schon rund ein Jahr lang ein neues Sportbad an der Mercedes-straße geben. 2019 könnte auch der erste Gewerbebau belegt sein, den die Firma Dibag (München) vermarkten will. Die Firmen Bülow und Strenger wollen ebenfalls bauen.

Kuhn rechnet, obwohl der Wohnungsmix noch nicht genau feststeht, mit etwa 600 Wohnungen für rund 2000 Einwohner. Die Wohnungen sollen 70 Prozent der 22 Hektar im neuen Stadtquartier belegen, Betriebe des Kleingewerbes den Rest. Die Gewerbebauten werden auch als Lärmschutzwand zwischen den Wohnungen und Hauptstraßen dienen. Die Grüne Mitte soll 8883 Quadratmeter Fläche einnehmen. Durch die Baumreihen an ihrem Rand würden die Blickbeziehungen – etwa zwischen Park und Rotenberg – nicht verstellt, hieß es. Im Park wird es auch drei Spielplätze und eine Geländemulde geben, in der gesammeltes Regenwasser verdunsten soll – „ein Beitrag für das Mikroklima“, sagte Thürnau. Die Gesamtkosten betragen 2,23 Millionen Euro, das Land zahlt 1,25 Millionen. Was vielleicht noch gut wäre, meinte Axel Brennenstuhl von der Bürgerinitiative Veielbrunnen, wäre eine Aktionsfläche für Erwachsene.

Einst sollte hier ein Athletendorf entstehen

Insgesamt rede man über ein Quartier in „sehr, sehr guter Lage mit Einbindung in die Landschaft“, sagte Kuhn. 30 Prozent der Fassaden und alle Dächer werden begrünt. Für die Heizungsanlagen der Gebäude wird einem großen Abwassersammelkanal Wärme entzogen. Das Areal hatte die Stadt 2008 für 41 Millionen Euro für ein Athletendorf erworben. Doch Stuttgart hatte dann keinen Erfolg mit der Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012. Über die ehrgeizigen Ziele mit dem Areal wuchs vorläufig Gras.