Auch Mitarbeiter der städtischen Psychiatrie in Bad Cannstatt klagen über eine häufig zu geringe Personalbesetzung auf den Stationen. Foto:  

Eine Umfrage der Gewerkschaft Verdi hat ergeben: Die Mitarbeiter von Psychiatrien leiden unter zu geringer Personalbesetzung auf den Stationen. Das ist auch in Stuttgart so.

Stuttgart. - Mehr als drei Viertel der Psychiatriebeschäftigten können sich nicht vorstellen, angesichts der derzeit unzureichenden Personalsituation in den Kliniken bis zur Rente in diesem Beruf zu arbeiten. Das hat eine bundesweite Umfrage der Gewerkschaft Verdi unter 2329 Beschäftigten von 168 psychiatrischen Fachkrankenhäusern ergeben. An dieser hat sich auch ein Großteil der Psychiatriemitarbeiter des städtischen Zentrums für seelische Gesundheit in Bad Cannstatt beteiligt. Dort wurden die Ergebnisse der Befragung am Montag den Beschäftigten bei der Infoveranstaltung vorgestellt.

Laut der Umfrage beurteilen 77,3 Prozent der Teilnehmer die Personalbesetzung auf ihren Stationen als oft „knapp“ oder „viel zu gering“. Dies habe negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung. Viele der Befragten klagten, dass ein begleiteter Ausgang für die Patienten oft „nur sehr eingeschränkt“ oder „nicht möglich“ sei. Ähnlich schwierig sei die nötige Eins-zu-eins-Betreuung von Patienten in akuten Krisen. Rund die Hälfte der Befragten nannten Gefährdungen und starke psychische Belastungen durch „körperliche und verbale Angriffe“.

Viele Stationen haben sich beteiligt

„Die Lage ist angespannt“, sagte Verdi-Vertrauensmann Volker Mörbe über die Situation in der Psychiatrie in Bad Cannstatt. Die Umfrage spiegele die hiesigen Verhältnisse wider, erklärte Verdi-Vertrauensfrau Brigitte Schumacher. So hätten sich 12 der insgesamt 16 Stationen in Bad Cannstatt an der Umfrage beteiligt.

Eine Infoveranstaltung soll am heutigen Dienstag auch vor der Marienkirche beim Furtbachkrankenhaus, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, im Stuttgarter Süden, stattfinden. Mit Aktionen wie diesen will Verdi auf eine bessere Personalausstattung in den Psychiatrien hinwirken. Zum Thema Personalausstattung in psychiatrischen und psychosomatischen Krankenhäusern tagt der Gemeinsame Bundesausschuss am 19. September.