Hier wird schmutzige Wäsche gewaschen: Waschsalons inszenieren sich jetzt gern als Hotspots. Foto: dpa

Der Waschsalon hat eine lange Tradition, die in letzter Zeit wieder auflebt. Die Waschsalonbetreiber wollen ihre Kunden durch hippes Ambiente überzeugen. Das Wäschewaschen im Salon ist aber immer mit Planung verbunden.

Stuttgart - Manch ein Kunde kommt, weil das Pech zugeschlagen hat: Durch die heftigen Gewitter in den letzten Tagen standen bei manchen Unglücksraben die Keller unter Wasser – inklusive Waschmaschine und Trockner. Wo die schmutzige Wäsche waschen? Im Waschsalon zum Beispiel.

„Unsere Kundschaft reicht vom Studenten bis zum Bauarbeiter, über den Anwalt bis zum Rentner. Alles ist mit dabei“, erklärt Mehmet Murat, der Betreiber von „Wash&Go“. Daniel Dittus, der Betreiber von „WashPoint“ ergänzt, dass auch Touristen, Pendler, sowie Tattoo- und Wellnessstudios seinen Waschsalon nutzen. Die Laufzeit der Maschinen kann mit einkaufen, lesen oder im Internet surfen überbrückt werden. Das bunte Gemisch der Kunden führt zu netten Gesprächen und neuen Bekanntschaften. „Bei uns wird das Thema Wäsche nicht mehr als Arbeit, sondern als nette Alternative zum Café gesehen“, erklärt Mehmet Murat. Am 16. Juni eröffnet der zweite Waschsalon von „Wash & Go“ in der Wilhelmstraße 11 in Stuttgart. In Stuttgart gibt es sechs eingetragene Münzwaschsalons, sagt Anke Seifert, die Pressesprecherin der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Stuttgart.

Wer in seiner Wohnung keinen Platz für eine Waschmaschine und einen Trockner hat, reinigt seine Wäsche oft im Waschsalon. Das hat so manchen Vorteil. „In den Industriemaschinen sammeln sich wesentlich weniger Bakterien an, weil diese im Vergleich zu den Haushaltsmaschinen dauerhaft genutzt werden“, erklärt Daniel Dittus. Außerdem beträgt die Laufzeit der Waschmaschinen und der Trockner nur wenige Minuten.

„Gewöhnungsbedürftig, mit Dreckwäsche durch die Schwabstraße zu laufen“

Allerdings sind mit dem Waschsalon auch einige Umstände verbunden. Die Studentin Selma Sadikovic nutzte für einige Zeit einen Waschsalon, bevor sie sich eine eigene Maschine zulegte. „Bis zum Waschsalon ist es nicht weit gewesen, aber trotzdem war eine Planung immer nötig“, erklärt die Studentin. „Schließlich lohnt es sich nicht, jeden zweiten Tag für drei Kleidungsstücke in den Waschsalon zu gehen.“ Es sei außerdem gewöhnungsbedürftig gewesen, mit einer Tüte voll Dreckwäsche durch die Schwabstraße zu laufen, ergänzt Selma Sadikovic. Obwohl die Studentin während der Waschzeit lernen oder das kostenlose Internet nutzen konnte, ist der Zeitaufwand von ein bis zwei Stunden für das Wäschewaschen in einem Salon zu hoch. „Da kann man nicht so viel nebenher erledigen wie zuhause“, sagt sie. Dementsprechend hat sie sich schließlich doch für eine eigene Waschmaschine entschieden.

Viele Waschsalons bieten heutzutage auch einen Rundum-Service an. Kunden können ihre schmutzige Wäsche abgeben und sie gewaschen und gebügelt wieder abholen. Außerdem gibt es die Wäscherei in Zeiten des Internets natürlich auch online: Innerhalb von drei Tagen wird die Schmutzwäsche abgeholt, gewaschen und zurückgeschickt.

Der Ursprung des Waschsalons

Am 18. April 1934 wurde in dem US-Bundesstaat Texas der erste Waschsalon eröffnet. Damals verbreiteten sich die Waschsalons mit Selbstbedienung, weil sich nur wenige Menschen eine eigene Waschmaschine leisten konnten. Laut dem Statistischen Bundesamt verfügten 2013 über 94 Prozent der deutschen Haushalte über eine Waschmaschine. Einen Wäschetrockner hatten nur 39 Prozent. Doch auch die können mal kaputt gehen – nicht nur, wenn ein Unwetter zuschlägt.