Bei der Turn-WM in Stuttgart Sieger an den Ringen: der Türke Ibrahim Colak Foto: Baumann

Die Offensive der türkischen Streitkräfte in Nordsyrien ist ein politisches Thema – das nun auch den Sport erreicht. Auch die Turn-WM in Stuttgart.

Stuttgart - Die Europäische Fußball-Union (Uefa) prüft den Verdacht, wonach türkische Nationalspieler während des Qualifikationsspiels für die EM 2020 gegen Albanien (1:0) einen militärischen Gruß getätigt und dabei Bezug auf die Offensive türkischer Streitkräfte in Nordsyrien genommen haben sollen. „Ich habe die Geste, die zweifellos als Provokation gedeutet werden kann, nicht gesehen“, sagte der Uefa-Pressechef Philip Townsend zwar, ergänzte aber: „Politische Äußerungen sind in den Regularien aber verboten. Deshalb werden wir dem Verdacht definitiv nachgehen.“

Torschütze Cenk Tosun, in Wetzlar geboren, hatte seinen Treffer mit einem Militärgruß gefeiert und ein Bild davon später in den sozialen Medien gepostet. Zuspruch bekam er dafür zunächst unter anderem vom deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan, der den Beitrag gelikt hat. Wenig später entfernte der Profi von Manchester City diese Bekundung aber wieder.

Diskussionen im Nachgang der Turn-WM

Zudem postete der türkische Verband ein vielsagendes Bild auf Instagram. Darauf sind die Spieler und Verantwortliche zu sehen, wie sie in der Kabine einen Militärgruß vollziehen „und den Sieg den tapferen Soldaten und Märtyrern widmen“, wie unter dem Bild geschrieben steht.

Bei der Turn-WM in Stuttgart zeigte der Weltmeister an den Ringen, der Türke Ibrahim Colak, während der Siegerehrung am Samstag ebenfalls einen militärischen Gruß. Nicolas Buompane, der Generalsekretärs des Weltverbandes FIG, sagte dazu: „Die Geste hat mich überrascht, es war ein schlechtes Timing von ihm in der aktuellen Situation. Wir werden in den nächsten Tagen darüber intern diskutieren, wie wir mit dem Fall umgehen. Die Frage ist, ob wir so etwas grundsätzlich erlauben, ob die freie Meinung eines jeden Athleten im Vordergrund steht oder wir anders damit umgehen. Ich für mich kann sagen: Ich mochte diese Aktion so sicher nicht.“