Wie sehen unsere Wälder im nächsten Jahrhundert aus? Foto: Schwäbischer Wald Tourismus/SWT

Der Naturschutzbund Baden-Württemberg widerspricht Landwirtschafts- und Forstminister Peter Hauk und lehnt trotz der häufigen Dürreschäden zu viele „südländische Bäume“ zur Wiederbewaldung ab.

Stuttgart - Die Forstkammer von Baden-Württemberg hat am Dienstag laut Informationen des SWR sogar den Einsatz der Bundeswehr gefordert, um die vom Klimawandel geschädigten Wälder zu retten. Durch den dritten Dürresommer in Folge haben auch die Bäume in Baden-Württemberg schwere Schäden erlitten. Die Trockenheit erleichtert es Schädlingen wie dem Borkenkäfer, die Bäume anzugreifen. Totholz muss beseitigt werden.

Der Wald werde sich verändern, sagt der Minister

Seit langem befasst sich Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) mit einer Strategie, den Wald „klimaangepasst“ durch die Anlage von stabilen Mischwäldern zu machen. Bei einer Waldbegehung am Montag in Braunsbach (Landkreis Schwäbisch Hall) berichtete Hauk über eine „neue Handreichung“ für die Forstbeamten zur Wiederbewaldung von geschädigter Flächen.

„Bei der Wiederbewaldung müssen wir stärker auf Vielfalt an Baumarten und auch Baum-Herkünften setzen. So haben wir die Chance, auch bei fortschreitendem Klimawandel eine bessere Anpassung unserer Bäume zu erzielen“, erklärte der Landwirtschaftsminister.

Besonders schwer betroffen von den neuen Klimabedingungen seien Nadelbäume wie die Fichte, Tanne oder auch die Kiefer. Die Fichte werde weiterhin vorkommen, die Risiken seien aber so hoch, dass man diese Baumart langfristig nur noch in Beimischung und „auf Zeit“ einsetzen könne, sagt Hauk. „Alle Baumarten werden natürlich weiter in den Wäldern vertreten sein. Fakt ist, dass sich der Wald, so wie wir ihn kennen, verändern wird.“ Wie er das tun wird, das hatte der Minister schon im Juni im Landtag erklärt. Er warb für den Einsatz bestimmter Eichenarten aus Südeuropa, den Tulpenbaum und die Baumhasel. Auch auf die Douglasie werde man verstärkt setzen müssen.

Die Naturschützer wollen lieber mehr Rehe jagen

Beim Naturschutzverband (Nabu) stößt diese Strategie allerdings auf Widerstand. Eine neue Förderrichtlinie des Ministeriums sehe vor, durch Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer geschädigte Waldflächen mit einem Anteil von 50 Prozent mit Baumarten bepflanzen zu können, die hierzulande nicht heimisch sind, sagt der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle. „Daraus erwachsen aber keine klimastabilen Wälder, sondern neue Kunstforste, subventioniert mit dem Geld der Steuerzahler.“

Nach Enssles Meinung wäre ein geringerer Anteil von etwa 20 bis 30 Prozent mit nicht-heimschen Bäumen ausreichend. In der Schadensanalyse ist Enssle mit Hauk auf einer Linie: Wegen des Klimawandels werde insbesondere die Fichte, der „Brotbaum der Forstwirtschaft“, in den nächsten 30 Jahren „fast komplett aus unseren Wäldern verschwinden“.

Aber Enssle warnt: „Wer die Fichte jetzt durch importierte Baumarten wie Tulpenbäume, Atlas-Zedern, Douglasien oder amerikanische Roteichen, ersetzen will, ist auf dem Holzweg.“ Der Wald müsse als komplexes Öko-System verstanden werde, seine Selbstheilungskräfte müssten gestärkt werden. „Das geschieht am besten durch eine Reduktion der Holzernte, weniger schwere Maschinen und die konsequente Bejagung des Rehwilds erfolgen“, so Enssle.