Die Jacht „Malizia“ mit Klimaaktivistin Greta Thunberg kommt planmäßig voran. Foto: picture alliance/dpa

Der Atlantik ist fast zur Hälfte passiert, die Jacht „Malizia“ mit Klimaaktivistin Greta Thunberg an Bord kommt planmäßig auf dem Weg in die USA voran. Die Stimmung sei gut, sagt Skipper Boris Herrmann. Kritik an dem Törn ist dem Team nicht verborgen geblieben.

Hamburg - Die Segeljacht „Malizia“ mit der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg an Bord ist knapp eine Woche nach ihrem Start im englischen Plymouth gut vorangekommen und befindet sich im Zeitplan auf der Fahrt nach New York. „Wir sind happy mit dem Wetter und den weiteren Aussichten“, sagte der Hamburger Skipper Boris Herrmann der Deutschen Presse-Agentur. Rund 1500 Seemeilen hat die „Malizia“ geschafft, etwa 1700 Seemeilen sind es noch. Nach aktueller Prognose wird die „Malizia“ am 27. oder 28. August in New York eintreffen. „Wir segeln in angenehmen Winden um 13 Knoten, die Sonne scheint“, sagte der 38-Jährige am Dienstagabend am Telefon.

Herrmann und sein monegassischer Co-Skipper Pierre Casiraghi bringen Thunberg, ihren Vater Svante und den Filmemacher Nathan Grossman auf ihrer Rennjacht „Malizia“ nach New York. Thunberg will dort im September am UN-Klimagipfel teilnehmen. Die Schwedin verzichtet wegen des Klimas auf Flüge. Zuletzt gab es aber Kritik, weil der Segeltörn mittelbar doch mehrere Transatlantik-Flüge nach sich zieht. Herrmann und Casiraghi treten laut „taz“ die Rückreise per Flugzeug an, weitere Teammitglieder sollen das Boot von New York nach Europa zurückbringen, zuvor müssten sie in die USA fliegen.

Es müsse sich politisch etwas ändern

Herrmann sagte dazu, die Crew habe natürlich mitbekommen, dass sich die Menschen mit der Reise auseinandersetzten. „Grundsätzlich finden wir es aber positiv, dass man sich mit dem Fliegen auseinandersetzt und Flüge als Problem erkennt. Das ist es ja, was wir wollen.“ Der Skipper begründete die Unterstützung von Thunberg und ihren Zielen grundsätzlich. „Man kann nicht alle Verantwortung auf individueller Ebene lösen.

Die Diskussion um unsere Reise ist sehr kurzfristig, wenn man darüber nachdenkt, was die Intention ist: Es muss sich politisch was verändern. Unsere Flüge ändern nichts daran, dass Greta emissionsfrei nach New York kommt. Wir selbst sind ohnehin ein Rennteam und würden sonst in dieser Zeit trainieren und auch fliegen.“ Seinen Kritikern stellt Herrmann die Gegenfrage: „Kann man als Individuum überhaupt emissionsfrei leben?“

Thunberg liebt Gesellschaftsspiele

Das einjährige Jubiläum des ersten Schulstreiks von Thunberg wurde am Dienstag an Bord nicht gefeiert. „Es gab ein paar gute Gespräche über ein verrücktes Jahr, in dem viel passiert ist, aber weder Sekt noch Kuchen“, berichtete Herrmann. Die Jacht wird seit dem Ablegen ausschließlich vom Autopiloten gesteuert. Der prominente Gast hat sich laut Herrmann „gut eingegrooved“: „Greta war anscheinend nicht seekrank. Wenn, dann nur ein ganz bisschen. Sie ist hart im Nehmen.“

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Herrmann und Casiraghi wechseln sich nachts alle zwei, drei Stunden mit der Wache ab. Tagsüber sind meist beide wach. Die fünfköpfige Gruppe kocht in der Regel gemeinsam. Für die drei Gäste steht Veganes auf dem Speiseplan. „Greta hat auch eigene Sachen mitgebracht. Zum Beispiel Knäckebrot aus Schweden“, so Herrmann.

Die drei Atlantik-Novizen interessieren sich Herrmann zufolge für den Bordalltag, schauen den beiden Profiseglern beim Navigieren über die Schulter und genießen den Anblick von Delfinen, seltenen Seevögeln oder sogar einen an Deck gelandeten fliegenden Fisch. Zum Zeitvertreib stehen bei den Thunbergs Gesellschaftsspiele hoch im Kurs. „Die Gruppe ist nett, alle verstehen sich gut“, sagte der Skipper.

Für Greta Thunberg sei die Reise ganz sicher ein Erlebnis, sagte Herrmann. Sie sauge alle Eindrücke auf. Und: „Es ist sicher auch schön für sie, einmal abschalten und sich von allem erholen zu können. Sie wirkt glücklich.“

Thunberg selbst scheint ebenfalls mit der Reise zufrieden zu sein. „Tag 7. Ungefähr halber Weg über den Atlantischen Ozean. Sehr angenehme Bedingungen“, schrieb die 16-Jährige zu einem Bild von sich im T-Shirt auf Twitter.