Das Erdgeschoss des Hauses B 1 hat einen Wasserschaden erlitten. Foto: Frank Wahlenmaier

Durch ein Unwetter haben sich Keime in der Flüchtlingsunterkunft in Stuttgart-Birkach festgesetzt. Das Erdgeschoss muss saniert werden, 28 Bewohner umziehen – einige davon in Container. Weil die Flüchtlinge dagegen protestiert hatten, musste am Mittwoch die Polizei kommen.

Birkach - Eigentlich schien das Tauziehen zwischen dem Sozialamt und den Flüchtlingen in der Unterkunft an der Ohnholdstraße beendet. Wie das Stuttgarter Sozialamt mitteilte, habe man sich bereits Ende vergangener Woche mit den betroffenen Asylbewohnern geeinigt, die die Zimmer im Erdgeschoss aus gesundheitsgefährdeten Gründen räumen müssen. Grund war ein Wasserschaden (wir berichteten).

Am vergangenen Mittwoch hatte es am Ende dann doch die Präsenz der Polizei gebraucht, bis das Erdgeschoss endgültig geräumt war. Denn auch am Stichtag des Umzuges mobilisierten die verbliebenen Bewohner der Flüchtlingsunterkunft „B 1“ in Birkach noch einmal alle Kräfte. Eine Handvoll Flüchtlingsfamilien waren zu dem Zeitpunkt bereits freiwillig in die vergleichbaren Ersatzunterkünfte umgezogen.

Drei Bewohner sollen in Container

Für ein paar wenige Bewohner ging es – trotz der anhaltenden Proteste – in Containerbauten oder in Flüchtlingsheime in anderen Stadtbezirken. „Lieber schlafen wir auf der Straße als in die Container zurückzukehren“, sagte einer der Bewohner, M. Fallah. Seiner Erfahrung nach bestimmen in den Containerbauten Drogen, Streitereien und eine ungewisse Zukunft den Alltag. Er brauche keine Villa, nur endlich mal wieder ein Zimmer für sich selbst. Ein wenig Privatsphäre eben.

Zu diesem Zeitpunkt stapelten sich am Mittwoch bereits Baumaterialien, die für die Sanierung benötigt werden, vor der Unterkunft. Mitarbeiter der Umzugs- und der Sanierungsfirma standen seit den frühen Morgenstunden einsatzbereit auf dem Hof und warteten darauf, loslegen zu können. Doch eine weitere, behördlich genehmigte Demonstration der Flüchtlinge ließ Umzugshelfer und Bauarbeiter die Hände vor der Brust verschränken. „Ich warte einfach darauf, dass ich meine Arbeit machen kann“, sagte ein Mitarbeiter der Umzugsfirma. „Dafür bin ich hier.“

Am Ende kommt die Polizei

Unterdessen versuchten Mitarbeiter der Malteser geduldig zwischen den Parteien zu vermitteln, kontaktierten andere Flüchtlingsunterkünfte in der Umgebung und gaben sich größte Mühe, noch freie Zimmer aufzutun. Die abermaligen Verhandlungen mit dem Sozialamt gingen in die letzte Instanz. Nach größten Anstrengungen, die ausufernde Situation zu deeskalieren, blieb dem Sozialamt nur noch eine Wahl: ein Machtwort sprechen. In dem Fall durch uniformierte Beamte.

„Jeder in Deutschland hat zwar das Recht darauf, für seine Sache einzustehen und zu demonstrieren“, sagte Stefan Spatz, Leiter des Sozialamts. „Ich kann aber nur jedem empfehlen, in die Containerbauten zu ziehen, anstatt auf der Straße zu leben.“ Zwingen könne er freilich niemanden. Jedoch habe man den Bewohnern zugesichert, sollten während den Renovierungsarbeiten Zimmer an der Ohnholdstraße frei werden, so würde man diese den Flüchtlingen anbieten, die in die Container umgesiedelt wurden.

Zwei stehen auf der Straße

Den Umzug in die Containerbauten am Guts-Muts-Weg auf der Waldau, von dem nur drei Bewohner betroffen sind, lehnte der Syrer M. Fallah am Mittwoch jedoch weiterhin vehement ab. Am Abend stand das Erdgeschoss des Hauses „B 1“ leer, M. Fallah mit seinem kleinen Bruder auf der Straße. Der gemeinsame Freund hat indes das Angebot des Sozialamts angenommen. Für die nächsten fünf Monate, so lange wird die Sanierung vermutlich dauern, sind die Container sein Zuhause.